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Review Matrox G450 DDR

5. September 2000 / von Leonidas / Seite 1 von 7



      Einleitung

Lang, lang ist es her, seit dem Matrox sich das letzte Mal zu Wort meldete. Seit der Vorstellung der G400-Serie im letzten Sommer ist einiges Wasser den St.-Lorenz-Strom (Quebec, Canada, Heimstatt Matrox´) heruntergeflossen, ist vieles passiert - sind ganze GeForce-Generationen aufgegangen und schon fast wieder vor dem Ruhestand (GeForce1). Jetzt jedoch ist Matrox wieder zurück und stellt die schon länger angekündigte G450-Serie vor - quasi als Überbrückung bis zum nächsten 3D-Kracher G800. Denn bei der G450 handelt es sich um eine zur G400-Serie fast identisch Karte - zumindestens auf den ersten Blick.

Entscheidend seitens Matrox ist das Umschwenken vom 0.25 micron Produktionsprozeß (G400) auf nun einen zeitgemäßen 0.18 micron Produktionsprozeß. Dadurch kann Matrox die Karten wesentlich günstiger herstellen - und, daß sagt zumindestens die Theorie, wesentlich höher takten als die bisherigen G400 und G400 Max. Außerdem hält auch bei Matrox nun der DDR-RAM Einzug - das vorliegenden Expemplar ist mit 32 MB dieses genügend Speicher-Bandbreite verheißenden Speicher ausgestattet.

Allerdings werden die DDR-RAM-Exemplare ausschließlich mit einer nur 64-bittigen Speicheranbindung angeboten werden (üblich sind 128 Bit), was den Nutzen des DDR-RAMs wohl komplett neutralisiert. Natürlich spart das "kleine" Speicherinterface auch wieder Produktionskosten - was ein deutlicher Hinweis auf die Ausrichtung dieser Karten ist: Sie zielen eindeutig auf moderate Preis-Vorstellungen und damit auf den Business-Markt.

Denn mit Zusatz-Ausstattungen ohne Ende geht es Matrox weniger um den Power-Gamer als denjenigen, der neben harter Arbeit am PC auch ab und zu mal ein Spielchen wagt. Die G450 ist demzufolge auf 2D-Leistung und -Qualität getrimmt - sie soll das 2D-und Multimedia-Arbeitspferd sein. Bezeichnend dafür ist, daß Matrox in dem für die Hardware-Tester beigelegten "Reviewers Guide" nur im Nebensatze das Wort "3D" erwähnt, dafür aber energisch für einige 2D-Benchmarks wirbt. Also eine Karte für den sehr gehobenen OEM-Markt und für preisbewußte Gelegenheitsspieler, für welche der PC in erster Linie Arbeitsgerät ist.

Die 2D-Leistung der Karte mag sicher erhaben sein - Matrox betont extra, daß die Karte besonders in hohen Auflösungen nicht so schnell am Ende ihrer Künste ist. Man legte unter anderem 2D-Benchmarks mit Ziff-Davis´ WinBench Business und WinBench High-End vor, in welchen die G450 (sogar die Ausführung mit "nur" 16 MB DDR-RAM) selbst eine nVidia GeForce2 GTS und eine ATi Radeon 32 MB schlug. Ich gehe jetzt mal kühl von der Richtigkeit dieser Benches aus - wer zweifelt: Es gibt sicher einige Reviewer der G450, welche auch 2D-Benches anzubieten haben. Mich interessiert doch schon längst wieder ein anderer Punkt: Wie gut ist diese Karte für echtes 3D zu verwenden? Auch der Gelegenheits-Spieler will schließlich vor dem Kauf wissen, wie es um die 3D-Leistung des neuen Hardware-Objektes steht ...

Matrox G450 - die echte Karte hat dann einen passiven Kühlkörper auf dem Chip.



      Technische Details

Nun - wie eingangs schon erwähnt, entspricht die G450 fast der G400. Die Treibergleichheit zur G400 trägt dazu bei, daß beide Karten im Prinzip unter dem Gesichtspunkt der 3D-Features betrachtet identisch sind. Demzufolge spare ich mir die ellenlange Aufzählung all dieser wohlklingenden Namen teilweise selbstverständlicher 3D-Features. Kurz gesagt beherrscht die G450 alles, was 1999 noch State of the Art war - und das, was 2000 in dieser Beziehung hinzugekommen ist, dann eben nicht mehr. Das heißt T&L und S3TC wird man vergeblich suchen - aber dies sind klar Sachen für den nächsten Matrox-Pixelbeschleuniger. Ebenfalls von der G400-Serie geerbt hat die G450 die geniale Matrox´sche Bildqualität (unter 2D und 3D) - welche ich auf der ersten Seite des G400 Max - Reviews ausführlich gewürdigt habe. Die Unterschiede zu eben dieser G400 sind eher baulicher Natur:

G400

G400 Max

  G450 DDR  

Technologie (micron)

0.25 0.25

0.18

Chiptakt (MHz)

125 150

130

RAM-Takt (MHz)

166 200

162

RAM-Größe (MB)

16-32 32

8-32

RAM-Spez. (ns)

6 5

6

RAM-Typ

SDR SDR

DDR

RAM-Interface

128 bit 128 bit

64 bit

Preis (ca. DM)

220-330 430

330-400


Bevor man diese Daten auswerten kann, muß ich noch einiges geraderücken. Denn obige Angaben zum Chip- und Speichertakt basieren auf unsicheren Messungen von Powerstrip und MGATweak. Beide Programme gaben die selben Werte aus, hier ein Screenshot von MGATweak:

Screenshot MGATweak mit den Taktraten der G450.

Unabhängig davon, daß ich aus dem meisten dieser Anzeigen nicht wesentlich schlau werde, gehe ich davon aus, daß die angezeigten 162 MHz korrekt sind. Die 6-ns-Chips lassen zwar bis zu 166 MHz zu, aber über diese paar Megahertz wäre kaum zu streiten. Der angegebene Chiptakt von 64,8 MHz ist natürlich lächerlich und auch unkorrekt. Leider ist in diesem Punkte Matrox keine Hilfe, man veröffentlicht aus Prinzip keine Angaben über die Taktfrequenzen. Da aber Powerstrip auch 64,8 MHz und 162 MHz angibt, folgende These:

Powerstrip gibt DDR-RAMs immer mit doppelter Taktfrequenz an, das heißt die GeForce DDR mit 300 MHz (eigentlich 150 MHz DDR) und die GeForce2 mit 333 MHz (eigentlich 166 MHz DDR). Wenn Powerstrip und MGATweak den erwiessenermaßen DDR-RAM der G450 mit "nur" 162 MHz angeben, obwohl es eigentlich nach der Philosophie dieser Programme 324 MHz heißen müsste - dann fehlt einfach ein Multiplikator x2. Und der fehlt wohl auch beim Chiptakt - womit ich bei obigen 130 MHz wäre. Das ist sicher nicht 100-prozentig korrekt, aber immer noch besser als Mußmaßungen und das Verlassen auf Matrox-Aussagen (in diesem Punkt).

Auch zu den angegebenen Preisen muß noch auch etwas gesagt werden: Die "330-400 DM" sind eine Schätzung meinerseits. Die Millennium G450 mit 32 MB DDR-RAM wird mit 419,- DM in der Preisliste stehen, der anfängliche Straßenpreis wohl etwa bei 400 DM liegen. Die 16MB-Varianten schätze ich demzufolge auf 330 DM ein. Die Preise von G400 und G400 Max sind aktuelle Straßenpreise.


Zu den Werten selbst: Wenn man beachtet, daß der Vorteil des DDR-RAMs durch den nur 64-bittigen Speicherbus wieder aufgefressen wird - dann ergibt es sich, daß die G450 ungefähr in Richtung G400 performen sollte. Die 3D-Leistungen der G450 sollten sogar noch unterhalb der G400 Max liegen - denn die hat mehr Speicherbandbreite und einen höheren Chiptakt. An dieser Stelle wird sich sicher der eine oder andere fragen - warum der ganze Shrink-Prozeß auf 0.18 micon, wenn man dann die Karte nicht wesentlich höher taktet? Denn bei 0.18 micron arbeiten andere Hersteller schon an und über der 200-MHz-Grenze, die GeForce2 Ultra will sogar mit 250 MHz laufen.

Hier muß man die Zielsetzung Matrox´ verstehen - die G450 ist keine Spielerkarte, welche mit den anderen um Höchstleistungen hechelt. Auf ihrem Markt braucht die G450 keine 3D-Wahnsinnsleistungen - und auch eine aktive Kühlung als - mittlerweile - Statussymbols eines 3D-Boliden ist dort eher weniger erwünscht. Und so hat die G450 denn auch "nur" eine passive Kühlung in Form eines großen Rippen-Kühlkörpers, welcher auf dem eigentlichen Chip wohl rein aufgeklebt ist. Und dies grenzt natürlich auch die Möglichkeit eines höheren Chiptaktes ziemlich ein. Möglich, daß Matrox noch eine G450 Max nachschiebt, der Chip verkraftet mit aktiver Kühlung sicher mehr, geht eventuell sogar an die 200 MHz heran.

Womit man bei der eigentlichen Stärke der G450 wäre: Goodies ohne Ende. Angefangen beim zweiten RAMDAC (erster: 360 MHz, zweiter: 200 MHz), geht es über DVI-Support (nur bei der Extra-DVI-Ausführung), TV Encoder und TMDS Digital Flat Panel Transmitter bis hin zum G400-bekannten und -beliebten DualHead gleich serienmäßig - nur als Auswahl der wichtigsten. Die "Tests" für diese Features werde ich allerdings schuldig bleiben, daß gehört meiner Meinung nach weniger in den Rahmen des 3DCenters. Ich denke, daß ist Aufgabe der Kollegen, welche aus millionenschweren Test-Labors agieren und die Karte auch solchen Tiefentests unterziehen können.

Ebenso wenig testen konnte ich das herausstechende 2D-Feature, von Matrox schlicht "Full acceleration of all GDI and DirectDraw ®functions" nannte. Wenn das so funktioniert, wie es sich anhört, bedeutet das im Endeffekt, daß die G450 ihre besten Fähigkeiten im 2D-Grafikbereich hat. Programme wie Sonique mit dem PlugIn Smear brechen auf einer nVidia GeForce DDR schon bei 800*600 in sich zusammen (weil bei der GeForce eben nicht alle 2D-Funktionen per Hardware beschleunigt werden). Könnte dies Problem Matrox lösen, wäre das für diesen kleinen, aber feinen Anwenderkreis hochinteressant. Wie gesagt - das kann ich leider kaum austesten. Nicht daß die Programme nicht beschaffbar wären - aber ich kenne mich damit nicht genug aus, um eine sinnvolle Aussage treffen zu können (und dann lasse ich das doch lieber).


Um auf die zukünftigen unterschiedliche Ausführungen der G450 zu kommen: Die Features der Millennium G450 wurden ja nun schon vorstehend "auseinandergenommen". Zweite bedeutende Karte wäre die Millennium G450 DVI, welche als wesentlichen Unterschied den zusätzlichen DVI-Support hat. Dann wird es diese beiden Varianten - man höre und staune - noch als PCI geben - Zeitpunkt und Preise ungewiß. Jegliches Engagement für leistungsfähige PCI-Lösungen halte ich jedoch immer für begrüßenswert.

Und es wird von der normalen Millennium G450 noch eine LE-Variante geben - hört sich nach anderem Takt an. Möglicherweise wird auch auf diese Karte SDR-RAM verbaut - wobei bei der Kombination "64-bit Speicherinterface + SDR-RAM" sicher keine Freude aufkommt. Denn so wie es aussieht, gibt es auch für SDR-RAM-Karten kein 128-bittiges Speicherinterface - wie vorab gemutmaßt wurde. Matrox scheint eh momentan komplett auf DDR-RAM zu fliegen, das Thema "SDR-RAM" wird in allen Unterlagen nur noch beiläufig erwähnt. Was genauso nicht erwähnt wird, ist eine mögliche G450 Max mit höheren Chip- und eventuell Speichertakten, aber da wird sich Matrox wohl alle Möglichkeiten bis zuletzt offen halten - und möglichweise lieber die G800 herausbringen.



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