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ATi Radeon 9000 & 9700 Preview

1. August 2002 / von aths / Seite 5 von 5



   Persönlicher Kommentar

Hut ab vor der Radeon 9700: Das hätte ich ATi nicht zugetraut. Mit ihrer Rage Pro Serie, die sich zu allem Übel relativ gut verkaufte, hatten sie bei mir jedes Wohlwollen verspielt. Dass dieser Chip gute 2D-Qualitäten besass, interessierte mich angesichts des grauenhaften 3D-Bildes nicht die Bohne. So wurde dann auch der Nachfolger Radeon weitgehend nicht beachtet.

Dabei hätte er eigentlich großes Augemerk verdient: Viel bessere relative 32-Bit-Performance als die GeForce2 und Bumpmapping-Fähigkeiten einschließlich EMBM - und dass der Radeon in Ansätzen schon auf DirectX8 zugeschnitten war. Doch dies alles war Asche, als GeForce3 die Bühne betrat. Jener Chip stand für innovative Technik, brutale Geschwindigkeit - kurz, er galt als absolutes HighEnd. Und die hoch gehypten Erwartungen konnte er dann auch im wesentlichen erfüllen - obwohl er natürlich nicht 7x so schnell wie eine GeForce2 GTS war :-).

"GeForce3" raunte es seinerzeit durch die Landschaft. Er überstrahlte schlichtweg alles - auch ATis zweite Radeon, die Radeon 8500. Die originale Radeon wird nun rückblickend als GeForce2-Konkurrent und die Radeon 8500 als GeForce3-Konter gesehen. Man sollte in meinen Augen nicht den Fehler machen, die Radeon 9700 nun als Angriff auf die GeForce4 Ti Serie zu werten. Im Gegenteil, ATi legt mit der Radeon 9700 die Maßstäbe für alle kommenden DirectX9-Chips fest. Diesmal macht ATi die Vorlage für die anderen.

Die GeForce4 Ti bleibt, das kann man ohne Häme sagen, nur eine bessere GeForce3. Die Änderungen fielen z.B. beim Anti-Aliasing marginal aus, wurden aber nVidia-üblich gehypt, so dass im Bewusstsein vieler die GeForce4 die Karte für Anti-Aliasing ist. Das ist zwar im Moment auch nicht unbedingt falsch, aber der Vorgänger GeForce3 ist eben diesbezüglich nicht deutlich schlechter.

ATi legte sich nun, das muss man einfach zugeben, mit der Radeon 9700 gewaltig ins Zeug. Jene ist, auch was die Kantenglättung angeht, vor allem aber die 3D-Architektur betrifft, so fortschrittlich, dass ein Vergleich auch mit GeForce4 Ti4600 albern wäre. Und damit meine ich weniger die Shader-Technik: Hier ist zwar zu sagen, dass die Fortschritte gewaltig sind. Gegenüber einer DirectX9-Karte wirken alle DirectX8-Shader, auch der PixelShader 1.4, ärmlich und beschränkt. Auch der VertexShader kann erst seit DirectX9 mit gutem Gewissen wirklich als "programmierbar" bezeichnet werden - sofern man unter "programmierbar" nicht nur Videorekorder versteht, dessen automatische Aufnahme sich auf eine bestimmte Uhrzeit einstellen lässt :-).

Und doch bleibt für DirectX10 noch genügend Raum: Im Sinne einer Newman-Maschine (Grundprinzip eines Prozessors) ist auch die Radeon 9700 (wie NV3x) nicht programmierbar. Doch wie gesagt sind die Fortschritte schon mit DirectX9 gewaltig. Allerdings sucht man im Moment noch DirectX8-Titel mit der Lupe. Ehe die DirectX9-Shader-Fähigkeiten wirklich gebraucht werden, wird noch viel Wasser die Elbe herabfließen. Bis dahin sollte man sich beispielsweise das Anti-Aliasing oder den anisotropen Filter ansehen. Wenn ATi einhält, was sie versprochen haben, werden jene auch einen qualitätsbewußten Spieler regelrecht verwöhnen.

Die große Frage lautet natürlich: Auf den NV30 warten oder nicht? Hätte ich persönlich keine GeForce4 Ti4600 im Einsatz, würde ich wahrscheinlich die Radeon 9700 kaufen und nicht auf den NV30 warten. Der Sprung mit der Radeon 9700 ist groß genug, so dass man von einer neuen Generation reden kann. Was ATi hier - trotz des 0.15µm-Prozesses - anbieten kann, hätte man noch vor Wochen für fast unmöglich gehalten. Schließlich taktet selbst nVidia, eigentlich Spezialist für Extrem-Grafikkarten, ihren 63-Mio-Chip GeForce4 Ti nur bis maximal 300 MHz. ATi peilt nun mit ihrem 106-Millionen-Monster einen ähnlichen Takt an - bei gleicher Fertigungstechnologie!

In den Markt kommt nun hoffentlich etwas Bewegung: Im zweiten Quartal 2003 werden sich wahrscheinlich R300 und NV30 jeweils in 0.13µm gefertigt gegenüber stehen. Ich halte den 0.13µm Prozess natürlich für letztlich unausweichlich, aber auch er bleibt selbstverständlich nur ein Zwischenschritt. Doch selbst 0.13µm sind kein Allheilmittel, ein wirklich drastischer Sprung ist wohl erst mit 0.09µm zu erwarten. Es bleibt, wie auch immer die Fertigungsprozesse im nächsten Jahr aussehen, zu hoffen, dass DirectX8-Produkte dann billig genug sind, so dass sie sich im Jahre 2003 so weit verbreiten, dass es mehr entsprechende Spiele geben wird, die nach Möglichkeit DirectX8 nicht nur unterstützen, sondern DirectX8-Hardware auch ausnutzen werden.

Es ist zudem abzusehen, dass heutige DirectX8-Top-Karten ausreichen werden, diese zukünftigen Titel annehmbar zu spielen - auch mit Anti-Aliasing. Wer dann jedoch auf besonders gute Kantenglättung Wert legt und gleichzeitig nicht auf anisotrope Filterung verzichten mag, wird um ein Geschoss vom Kaliber Radeon 9700 kaum herumkommen.



Quellen: ATi White Papers, 3DCenter Forum (insbesondere Demirug und nggalai), eigene Quellen.






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