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GeForceFX 5700/5950: Nvidia erweitert die Produktpalette

24. Oktober 2003 / von aths / Seite 1 von 1


Nvidia ist derzeit in einigen Markt-Segmenten in Bedrängnis: Im Feld der DirectX9-Mittel- und High-End-Klasse hat die Konkurrenz (namentlich ATI) insgesamt mehr Leistung für weniger Geld zu bieten. Etwas anders stellt sich das in der DirectX8-Klasse dar, wo "Big N" die noch immer begehrte GeForce4 Ti absetzt. In der DirectX9-Entrylevel-Klasse sind sie mit der GeForceFX 5200 - vor allem natürlich wegen deren Preises - praktisch konkurrenzlos. DirectX9-Hardware ist unaufhaltsam im Kommen, und so wundert es nicht, dass die neuen Produkte die aktuellen Schwächen in der DirectX9-Linie ausbügeln sollen.

Im High-End-Bereich löst der NV38 (GeForceFX 5950) nun den NV35 (GeForceFX 5900) ab, wobei jener den unglücklichen NV30 (GeForceFX 5800) ersetzte. Die relativ schnelle Folge von solchen Ablösungen (statt Ergänzungen) zeigt, dass es im High-End-Markt endlich wieder etwas Bewegung gibt. Etwas verwunderlich natürlich die Nummer 5950, das ist kein gewohnter glatter Hunderter. Vermutlich wurde der NV38 recht kurzfristig in Entwicklung gegeben. Unseres Wissens gibt es zum NV35 keine Unterschiede in den Features. Den Chip neu aufzulegen kann immerhin heißen, unter dem Strich Kosten zu sparen, wenn es Nvidia denn gelungen ist, für den Fertigungsprozess Optimierungen gefunden zu haben.


  Radeon 9600XT Radeon 9800XT GeForceFX 5700 /Ultra GeForceFX 5950 Ultra
Codename RV360 R360 NV36 NV38
DirectX-Klasse DirectX 9.0 DirectX 9.0 DirectX 9.0 DirectX 9.0
Architektur 4x1, 128 Bit DDR1 8x1, 256 Bit DDR1/DDR2 4x1 bzw. 2x2, 128 Bit DDR1/DDR2/GDDR3 8x1 bzw. 4x2, 256 Bit DDR1/DDR2
direkter Vorgänger & Veränderungen dazu Radeon 9600 /Pro (RV350): keine Veränderungen an der Architektur Radeon 9800 /Pro (R350): keine Veränderungen an der Architektur GeForceFX 5600 /Ultra (NV31): halbierte Architektur der NV35/NV38 anstatt halbierte Architektur der NV30 -> vor allem mehr Shader-Leistung GeForceFX 5900 /Ultra (NV35): keine Veränderungen an der Architektur
Fertigung TSMC, 130nm TSMC, 150nm IBM, 130nm TSMC, 130nm
Transistoren 75 Mill. 107 Mill. 82 Mill. 130 Mill.
Taktfrequenzen XT: 500/300 MHz XT: 412/365 MHz non Ultra: ?
Ultra: 475/450 MHz
Ultra: 475/475 MHz
Preis * 128MB XT: 199 $ 256MB XT: 499 $ 128MB non Ultra: ?
128MB Ultra: 199 $
256MB Ultra: 499 $
Verfügbarkeit Oktober 2003 Oktober 2003 Oktober/November 2003 Oktober/November 2003
*  US-Listenpreise, zuzüglich deutscher Steuern


Letztlich heißt das für den Käufer: Mehr Takt. Der Zuwachs fällt allerdings bescheiden aus, von 450 MHz gehts aufwärts zu 475 MHz. Etwas mehr Zuwachs gibts beim Speicher, der nun mit ebenfalls 475 MHz (statt 425) taktet. Wenigstens konnte offensichtlich die Kühler-Lösung verbessert werden, unseren Informationen nach ist der Referenzlüfter leiser als beim Vorgänger. Wie immer wird es aber auch über kurz oder lang spezielle Lösungen von einigen Boardherstellern geben.

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GeForceFX 5950 Ultra

Der Schritt von der GeForceFX 5600 (NV31) zur GeForceFX 5700 (NV36) ist dagegen immerhin ein "voller Hunderter". Dies ist auch gerechtfertigt, denn der NV36 bietet gegenüber dem NV31 echte Verbesserungen. Primär ist damit CineFX 2.0 gemeint. Erlauben wir uns einige Vereinfachungen, kann man folgende Aussage treffen: Die CineFX1-Engine kann pro Takt 8 bilineare Textursamples erzeugen und außerdem 8 Textur-Operationen oder 4 mathematische Operationen ausführen. CineFX2 kann pro Takt jeweils 4 zusätzliche mathematischen Instruktionen ausführen, das heißt entweder 8 Textur- und 4 arithmetische oder keine Textur-, aber dafür 8 arithmetische Instruktionen.

Die kleinen Karten haben allerdings nur jeweils eine "halbe" Einheit, so begnügen sich GeForceFX 5200 und GeForceFX 5600 mit 4 Textur-Samples, plus 4 Textur-Ops oder 2 arithmetische Ops. Da die GeForceFX 5700 auf CineFX 2.0 basiert, wirkt sich die Halbierung nicht ganz "so schlimm" aus: Der NV36 kann zwar ebenfalls nur 4 Textur-Samples pro Takt berechnen, aber jeweils immer noch 4 Textur- und 2 arithmetische Ops oder keine Textur-, dafür aber 4 arithmetische Ops ausführen.

Nun ist es bei vielen DirectX9-Shadern so, dass sie überwiegend rechnen, was letztlich bedeutet, dass die DirectX9-Shader-Power beim 5700 gegenüber 5600 beinahe verdoppelt wurde. Da zugleich der Takt angestiegen ist, wiegt das auch die leichten DirectX8-Schwächen von CineFX 2.0 mehr als wieder auf. Insgesamt hat Nvidia damit den großen Schwachpunkt der extremen DirectX9-Schwäche der GeForce FX5600 beseitigt.

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GeForceFX 5700 Ultra

Begeben wir uns nun ruhig für ein paar Absätze auf das Feld des Produkt-Marketings: Aus technischer Sicht macht der kleine Bruder der GeForceFX 5600, die GeForceFX 5200, nicht viel Sinn: DirextX9 featuremäßig auf sehr hohem Niveau, aber mit schwacher Leistung, und eine Speicherzugriffs-Architektur ohne Z- und Color-Compression. Trotzdem war und ist diese Karte ein Erfolg für Nvidia, welche mit dieser Karte ja nicht den Enthusiasten anspricht, denn Otto Komplett-PC-Käufer wird "DirectX9" eher etwas sagen als "Z- und Color-Compression". Doch auch im Profi-Bereich wird die GeForceFX 5200 verkauft: Als QuadroFX 500 ist der NV34 auch im OpenGL-Markt vertreten.

Dem Gamer wurde auf der Nvidia-Homepage bislang mindestens die GeForceFX 5600 ans Herz gelegt. Dass die komplette FX-Serie noch immer ein recht überholtes Anti-Aliasing-Subsystem hat, ist den wenigsten Käufern bewusst, welche mit Nvidias "The way it's meant to be played"-Programm benebelt werden (ATI versucht es mit "Get in the game" mit einer ähnlichen Masche). Die GeForceFX 5600 ist für heutige DirectX 7/8 Spiele einigermaßen fit, wird in DirectX9 jedoch von jeder Radeon 9600 (non Pro) gnadenlos versägt. Hier kann Nvidia jetzt mit der GeForceFX 5700 einigen Boden gut machen. Dass die GeForceFX 5200 kein entsprechendes Update erfährt, ist verständlich: In diesem Preissegment hat Nvida zur Zeit noch keinen Gegner.

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GeForceFX 5700

Die frühere GeForce2 MX war praktisch eine "halbierte" GeForce2 GTS. Halbiert wurde die Render-Architekturbreite und das Speicher-Interface, das Featureset blieb aber vollständig erhalten. Genau so ist die GeForceFX 5700 nun eine halbierte GeForceFX 5900. Die GeForceFX 5600 wäre in diesem Kontext eher mit einer "GeForce1 MX" zu vergleichen, die es nie gegeben hat, und ebensowenig sinnig gewesen wäre wie wir die GeForceFX 5600 als DirectX9-Karte geeignet halten (nämlich nicht geeignet).

ATI geht bekanntlich den Weg, die Mittelklasse teilweise deutlich höher zu takten als Produkte der High-End-Linie. Letztere gewinnen durch eine stärkere Render-Architektur. Nvidia taktet bis heute die Mittelklasse nicht höher als die Flaggschiffe. Während ATIs Mittelklasse-Produktlinie, die Radeon 9600, zwar chipseitig bis 500 MHz taktet, achtet Nvidia darauf, auch die Speicherbandbreite nicht zu vernachlässigen: Die GeForceFX 5700 hat DDR2-SDRAM mit 450 MHz (50% schnellerer Takt als Radeon 9600 XT).

Die DDR-Technologie ist bekanntlich weniger effizient als eine tatsächliche Taktverdopplung, ebenso ist DDR2 noch einmal etwas ineffizienter als DDR. Das mag aus technischer Sicht unbefriedigend sein, doch immerhin ist diese Speichertechnik massenmarkttauglich, was sich auch im Preis niederschlägt. Die neue Ineffizienz wird, wie schon bei der GeForceFX 5800, durch den Takt mehr als ausgeglichen.

Nützlich sind die vom großen Bruder NV35 übernommenen Features wie Intellisample HCT (High-resolution Compression Technology), welches etwas effektiver komprimiert als das originale Intellisample. Weiterhin wird sich das Ultra-Shadow genannte Feature für den schnellen zweiseitigen Stencil-Test in Doom III Engines auszahlen, und nicht zuletzt verfügt der NV36 über eine gegenüber NV35 unbeschnittene Vertex-Unit. Damit gibt es T&L-Power satt. Es ist somit kein Wunder, dass die GeForceFX 5700 die GeForceFX 5600 ablösen wird. Anders in der Oberklasse, da die GeForceFX 5950 nur in der Ultra-Version zu bekommen ist, werden die 5900er weiterhin angeboten.

Nvidia und Kunden profitieren gleichermaßen: Mit dem Update in Form der GeForceFX 5950 Ultra stellen sich die Kalifornier der Radeon 9800XT, und mit Mittelfeld bringen sie mit der GeForceFX 5700 /Ultra endlich diese Karten, auf welche wir lange gewartet haben. Der Kunde kann jetzt die GeForceFX 5900 zu niedrigeren Preisen bekommen oder eine vernünftige DirectX9-Mittelkassenkarte aus der FX-Reihe kaufen.







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