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CeBIT 2004 Report

23. März 2004 / von Leonidas / Seite 3 von 3


Bei Intel bestätigte man uns zuerst einmal, daß das kommende D0-Stepping in der Tat zur Absenkung der Verlustleistung des Prescott-Prozessors dienen soll. Desweiteren wurde uns das kommende Rating-System seitens Intel definitiv bestätigt, wonach alle Desktop- und Mobile-Prozessoren ab dem zweiten Quartal diese zusätzliche Bezeichnung führen werden (genauere, wenn auch derzeit noch inoffizielle Infos siehe hier).

Intel will aber mit der "Processor Number" mitnichten die Leistung eines Prozessors aufzeigen, sondern es soll allein eine eindeutige Nummer für jeden Prozessor gefunden werden, da die Taktfrequenz als Unterschied aufgrund der derzeitig vielen taktgleichen Prozessoren bei Intel nicht mehr ausreicht. Und natürlich soll damit auch die Stellung des Pentium-M Prozessors, welcher im Endkunden-Markt aufgrund seines niedrigen Taktes einige Absatzprobleme haben soll, verbessert werden :-). Damit wird die "Processor Number" auch keinem festgesetzten Schema folgen oder sich aus dieser Angaben wie Takt, FSB, Cache-Größe oder ähnliches interpolieren lassen, die Angabe wird vielmehr von Intel frei nach Gusto gewählt werden.

Bezüglich der 64-Bit-Erweiterungen der Prescott-Prozessoren gab sich Intel eher zugeknöpft - was irgendwie logisch ist, stammt das Feature doch vom Wettbewerber AMD. Bei Intel wartet man derzeit auf das Erscheinen von 64 Bit Betriebssystemen und Anwendungen, dann wird man dieses Feature beim Prescott aktivieren, welcher dieses derzeit inaktiv schon in sich trägt.

Daneben haben wir mit Intel auch über zukünftige Intel-Prozessoren gesprochen, wobei Intel diesbezüglich allerdings kaum neue Informationen herausrückte. Interessant ist allenfalls, daß Intel überlegt, den Prescott-Core bzw. dessen Xeon-Variation zukünftig auch für den Pentium 4 Extreme Edition zu nutzen - natürlich dann wieder mit einem entsprechenden Level3 Cache im Gegensatz zum normalen Pentium 4 Prescott. Im Gespräch über zukünftige Intel-Cores ergab sich zudem, daß der Intel-Vertreter den nach dem Tejas anstehenden Nehalem-Prozessor (worunter eine gänzlich neue Architektur vermutet wird) wiederholt anders aussprach als wir - und damit die Existenz dieses Codenamens indirekt zugab :-))).

Gewichtiges ergab sich bei Intel aber noch bezüglich der hier schon genannten Vanderpool-Technologie, einer Möglichkeit, auf einem Prozessor zwei Betriebssysteme gleichzeitig starten und nutzen zu können. Wir hatten hier bisher keinen wirklichen Sinn vor allem für den Normaluser erkennen können, allerdings konnte uns Intel bezüglich der dahinterstehenden Idee "erleuchten": Man will mit Vanderpool zumindestens für den Normaluser näher an die Realität eines echten Mehrnutzer-Systems herankommen, beispielsweise nutzbar als Familien-PC.

Zwar ist auch mit Windows XP schon die Möglichkeit gegeben, daß sich mehrere Benutzer auf einem PC gleichzeitig anmelden und mit mehreren Ein- und Ausgabegeräten ist sogar die gleichzeitige Nutzung möglich, doch ressorcenbeanspruchende Aufgaben sind kaum bei zwei Benutzern gleichzeitig möglich und System-Umkonfigurationen schon gar nicht. Vanderpool will hier schlicht konsequenter als die Software-Lösung von Windows XP sein, so daß sich die PC-Benutzer selbst durch einen Absturz des Betriebssystems nicht mehr stören können - eben weil jeder auf seinem eigenen Betriebssystem arbeitet.

Für den professionellen Bereich ist der Nutzen natürlich offensichtlich, da sich so verschiedene Arbeitsumgebungen für alle Anforderungen auf nur einem PC schaffen lassen können. Im Home-Bereich soll damit in erster Linie der Multimedia- und Familien-PC vorangetrieben werden, welcher von allen Familienmitgliedern gleichermaßen genutzt werden kann, ohne dabei aber die anderen Familienmitglieder zu stören oder gar einzuschränken. Und ganz abgesehen davon ergibt sich mit Vanderpool sogar eine sinnvolle Ausnutzung der kommenden Multi-GigaHertz-Größen bei der Taktfrequenz, wenn mehrere Benutzer sich einen Prozessor teilen :-). Allerdings ist Vanderpool noch etwas Zukunftsmusik, aber es wird in ein paar Jahren kommen.


Seitens AMD wollte man uns Vanderpool nicht wirklich kommentieren bzw. ließ die Frage, ob AMD ähnliches vor hat, eher unbeantwortet. Auch bezüglich der häufig kursierenden Gerüchte über Prozessoren mit Dual-Core wollte man sich nicht äußern. AMD´s Blick ging eher in die nahe Zukunft und dort zu den im zweiten Halbjahr anstehenden 90nm Prozessoren als Ablösung der bisherigen K8-Prozessoren in der 130nm Fertigungstechnologie.

Interessant jedoch, daß AMD klar zu Protokoll gab, daß diese Prozessoren noch keinen DDR2-Support haben werden, wie in der Vergangenheit oftmals im Web gemutmaßt wurde. Beim Thema DDR2 gab sich AMD allgemein eher bedeckt und wird wohl abwarten, bis sich die Speicherart vollständig durchgesetzt haben wird, ehe man reagiert. Von anderer Seite erfuhren wir sogar, daß AMD (inoffiziell) durchaus komplett auf DDR2 verzichten könnte - ob daß der Markt zuläßt, wird sich zeigen.

Für AMD eher spannend war natürlich das Thema 64 Bit. Man wartet hier genauso wie der Rest der PC-Gemeinde auf Microsoft und den Release deren Windows XP/2003 in der 64-Bit-Ausführung. In der Zwischenzeit ist man aber schon bei vielen Herstellern von Anwendungs-Software und Spielen vorstellig geworden, um diesen bei der Integration von 64 Bit in deren Software zu helfen. Man verspricht sich hierfür nette Performance-Gewinne, sobald Microsoft seine 64-Bit-Betriebssysteme denn nun endlich auf den Markt gebracht hat.


Abschließend wollen wir noch kurz auf BTX eingehen, den kommenden Gehäuse-Standard, welcher aber auch Auswirkungen auf Netzteile und Mainboards haben wird (genauere Infos zu BTX hier). Leider sah man auf der CeBIT davon nicht viel, BTX-Mainboards beispielsweise gar keine. Bei den Gehäusen gab es im HighEnd-Bereich ein paar, welche als ATX ausgeführt sind, aber durch ihre Vorbereitung auf BTX mit ein paar wenigen Handgriffen zu BTX-Gehäusen umgebaut werden können.

Dies im normalen Preisbereich oder gar komplette BTX-Entwicklungen gab es hingegen nicht zu erspähen. Die Gehäuse-Hersteller gaben hierzu teilweise auch an, noch an ihren BTX-Gehäusen zu arbeiten. Offensichtlich ist der neue Standard noch nicht wirklich ausgereift und die Hersteller müssen noch einige Arbeit investieren, ehe sie zu brauchbaren Ergebnissen kommen werden. So werden erste BTX-Gehäuse denn auch erst im vierten Quartal in den Markt kommen, richtig los geht es mit BTX allerdings erst 2005.

Dies ist insofern für die Käufer unschön, als daß man hätte darauf hoffen können, daß alle die neuen Dinge, welche sich maßgeblich Intel für dieses Jahr ausgedacht hat - PCI Express, BTX und DDR2 - möglichst in einem Rutsch in den Markt kommen könnten, womit die Nutzer auch nur 1x hätten generell umrüsten müssen. Durch die offensichtliche Verschiebung von BTX erfüllt sich diese Hoffnung jedoch nicht und der Endkunde muß im dümmsten Fall 2x umrüsten, um die neuen Technologien zu erhalten. Dies könnte sich im Umkehrschluß dann teilweise auch wieder als Verkaufsbremse auswirken, ganz besonders da der Nutzen der neuen Technologien für sich allein nicht wirklich weltbewegend ist und erst die Summe der Technologien zusammen wirklich interessant erscheint.


Dies war es erst einmal mit unserem CeBIT-Report. Wir werden sicherlich ein paar Nachträge noch in die News der kommenden Tage mit einflechten, viele weitere Bilder mit CeBIT-Impressionen finden sich zudem in unserem Forum. Zudem hier noch ein kleiner Schnappschuß vom Hannoveraner Bahnhof bzw. von einem der Anzeige-Displays, welche, ganz abgesehen von der aus heutiger Sicht sicherlich vorsinnflutlichen Hardware (falls es nicht richtig zu erkennen ist: Pentium 100 MHz mit 32 MB RAM), offensichtlich die gleichen Probleme kennen wir jeder "normale" PC-User auch:

Mmh, ein Punkt soll dann doch noch genannt werden, wenngleich dieser nichts mit Hardware zu tun hat: Angesichts der teils vollmundigen Sicherheits-Versprechungen in den Tagen vor der CeBIT waren wir über die tatsächlich angetroffene Sicherheit der CeBIT doch mehr als erstaunt und können dieser nur eine klare 6- geben. An den CeBIT-Einlässen kamen und kommen Besucher nämlich ohne jegliche Kontrolle ihres Gepäcks herein, zudem berichteten uns die Aussteller, daß es an den Aufbau-Tagen (Montag bis Mittwoch) überhaupt keinerlei Einlaß-Sperren gegeben hätte.

Sprich: Was da von Ausstellern und Besuchern mit in die CeBIT hinein genommen wurde, interessierte letztlich keinen. Wir für unseren Teil hätten nach der sicherheitspolitischen Entwicklung insbesondere diesen Monats doch zumindestens ein paar mißtrauisch dreinblickende Polizeibeamte bei den Einlässen erwartet, besser jedoch aber ein paar Sprengstoffschnüffel-Hunde. Schade, daß zu der gleichen Zeit, in welcher von der Politik die Aufgabe weitgehender bürgerlicher Freiheiten zur sogenannten Terrorabwehr gefordert wird, im konkreten Fall der Absicherung einer internationalen Großveranstaltung aber nicht einmal die einfachsten und die Bürgerrechte definitiv nicht beeinträchtigenden Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden.

Abschließend noch ein paar Links zu weiteren CeBIT-Reports anderer Hardware-Webseiten:






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