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Update zur BFG Ageia PhysX

27. September 2006 / von BlackBirdSR / Seite 1 von 4


   Einleitung

Vor einiger Zeit, genauer gesagt am 9. Mai 2006, warfen wir zum ersten Mal einen Blick auf Ageias Debüt. PhysX hätte seinerzeit eine Physikrevolution für Spielen auslösen und neben hoher Performance nie gesehene Effekte ermöglichen können. Doch in den Händen der Tester kam es dann doch anders: Die negativen Kritiken reichten von "mieser Performance" bis zu "kein sichtbarer Unterschied". Von einem großen Siegeszug konnte man nicht mehr reden.

Damals versprachen wir, die Entwicklung auch in Zukunft im Auge zu behalten. Was hat sich nun seit diesem Zeitpunkt getan? Werfen wir also einen Blick auf die wenigen Neuzugänge unter den Spielen und einige neue Treiberrevisionen. Zuvor wollen wir es uns aber nicht nehmen lassen, die momentane Lage, in der sich Ageia befindet, zu deuten.

Die bisherigen Tests lassen sich grundsätzlich in drei Kategorien einteilen. Zum einen jene, die nur einen kurzen Blick auf das Produkt selbst geworfen haben. Man ist begeistert von den neuen Möglichkeiten und predigt die Informationen des mitgelieferten Materials. Gibt es Benchmarks, werden diese oft mittels "average frames per second" durchgeführt. Kritische Einbrüche lassen sich dadurch kaum erfassen, wodurch die Ergebnisse wenig Aussagekraft enthalten. Für den Käufer an sich haben diese Tests wenig Nutzen.

Zum anderen gibt es Reviews, welche gleich gar keine Benchmarks durchführen und hauptsächlich von den neuen Funktionen, Chancen und zusätzlichen Effekten berichten. Hier findet sich gewöhnlich relativ viel Marketingmaterial direkt im Text wieder. Das Fazit fällt je nach Einstellung positiv oder eher skeptisch aus. Auch hier findet sich kaum ein Nutzen für den Käufer wieder.

Der übrige Anteil an Artikeln hat dann jedoch überwiegend schlechtes zu vermelden. Die Tests beschäftigen sich meist genauer mit Performance, Nutzen für den User und den Hintergründen zur PhysX-Karte. Nur wenige Tests stolpern dabei nicht über enttäuschende Performance, billig wirkende Demos und einen, unserer Meinung nach, schlecht in Szene gesetzten Start des Produkts.

Auch die potentiellen Kunden spalten sich in Gruppen auf. Viele sind durch die uneinheitlichen Berichte und Tests erst einmal skeptisch gestimmt. Man wartet auf einen sehr guten (oder viele davon) Grund, um PhysX wieder näher ins Auge zu fassen. Wirklich begeisterte Befürworter gibt es nur wenige. Eher schon wird der Standpunkt vertreten, dass man Ageia und den Entwicklern nur etwas mehr Zeit geben müsse. Gerade diesen Punkt wollen wir heute näher betrachten. Hat man die zusätzliche Zeit inzwischen genutzt, um für den Käufer eine ansprechendere Situation zu schaffen?

Von der BFG PhysX selbst gibt es allerdings nur gutes zu berichten. So gibt es keine Probleme mit Abstürzen oder den Treibern - und auch die Hitzeentwicklung im Sommer bleibt erträglich. Inzwischen sind die auch Preise etwas auf 230 bis 270 Euro gefallen. Aber wirklich entscheidend ist für den potentiellen Kunden natürlich die Software und Features, auf welche er zurückgreifen kann.

Und hier muss man eindeutig sagen, dass sich nahezu nichts getan hat. Noch immer stellt Ubisoft mit Ghost Recon: Advanced Warfighter die einzige bekannte Vollversion mit PhysX-Support. Der Rest unterteilt sich in wenige Demos, ein Onlinespiel sowie das relativ unbekannte Bet on Soldier. Bis zum heutigen Tag hat der Käufer laut Ageia folgende Produkte zur Verfügung, um sich an der Physikrevolution zu erfreuen (Liste wurde kürzlich leicht verändert):

  • Ghost Recon: Advanced Warfighter, welches dem Spieler eine größere Anzahl an Partikeln bietet, was im Spielgeschehen selbst aber selten wirklich auffällt. Leider erkauft man sich damit größere Performanceeinbußen. Durch mehrere neue Patches und Treiber wurde die Performance auf ein erträgliches Niveau gegenüber der ursprünglichen Version gesteigert.

  • Bet on Soldier per Patch und Expansion Pack: Dort werden nach unseren Eindrücken lediglich die Effekte von Flammenwerfern, Explosionen und Säure aufgewertet. Das sieht nicht immer gut aus und erzeugt wiederum einen Performanceeinbruch, welcher durchaus spürbar ist.

  • Switchball, ein innovatives Geschicklichkeitsspiel, dessen bisher erhältliche Demo nutzlos ist, da sie den Käufer für PhysX-Support auf die bald erscheinende Vollversion vertröstet.

  • Cellfactor Combat Training (Demo, Beta), welches ein kleines Level bietet und zusammen mit Bots in bisher ungeahnte Performancetiefen vorstößt. Ohne SLI oder Crossfire ist auch die Grafik weit von dem entfernt, was man in Videos oder Screenshots zu sehen bekam. Eine neue Version sowie neue Treiber haben die brutalsten Einbrüche beseitigt, konnten aber wenig gegen die schlechte Performance an sich ausrichten.

  • City of Villains per Patch, ein Onlinespiel zu welchen wir leider keine Erfahrungen liefern können. Unsere Kollegen von AnandTech haben sich allerdings näher mit der neuesten Version samt neuer Treiber beschäftigt. Entgegen früherer Tests zeigen sich nun deutliche Performancevorteile. Allerdings lässt sich auch ohne PhysX eine ähnliche Effekt-Qualität bei nur geringfügig schlechterer Performance erziehlen.

  • Gunship Apocalypse: Ein Action-Shooter welcher noch nicht erschienen ist, und zudem bisher nur wenige Screenshots nichts weltbewegendes erahnen lassen. Immerhin sprechen die Entwickler von einem herausragenden Erfolg bei der Implementierung des PhysX-Supports.

  • Stoked Rider, ein simpel anmutendes Snowboarding-Spiel mit veralteter Grafik. PhysX wirkt auch hier aufgesetzt und ohne größeren Sinn - zumal die Performance nicht besonders gut ist.

  • Joint Task Force: Ein Echtzeitstrategiespiel, das in letzter Zeit intensiv Werbung für PhysX gemacht hat. Die Demo und auch die vor kurzem erschienene Vollversion initialisieren den Beschleuniger zwar, die Hardwarebeschleunigung ist aber deaktiviert. Auch hier soll ein späterer Patch die Sache richten.

  • Und zuletzt Rise of Legends: Hier gibt Ageia nun an, dass ein Patch PhysX-Support nachschieben soll. Bisher sind einige Patches erschienen, jedoch ohne Support für Ageias Produkt. Rise of Legends besitzt zwar schon bei Auslieferung die passende Physik-Engine, lässt den Beschleuniger allerdings bis dato links liegen.

Insgesamt ist die Marktsituation also immer noch mehr als dürftig. Besserung ist wohl einzig mit Unreal Tournament 2007 in Sicht. Ein Onlinerollenspiel im Warhammer-Universum und Sacred 2 sind die einzigen weiteren großen Titel auf Ageias Liste, die in naher Zukunft erscheinen sollen. Daneben gibt es noch die Boxes-Demo im PhysX-Treiber selbst, welche wohl kaum jemanden lange bei Laune halten dürfte. Die simple Demo namens Hangar of Doom, welche wir auch schon in unserem Review der PhysX-Karte durch die Mangel genommen haben, überzeugt durch schlechte Performance und Optik, eher die Finger davon zu lassen.

Wochen nach dem offiziellen Launch gibt es also noch immer keinen guten Grund, mit PhysX zu liebäugeln. Weder frische Demos noch großartige Spiele sind mit neuen Effekten versehen worden. Einzig Ghost Recon: Advanced Warfighter muss als Vorzeigespiel herhalten und beeindruckt dafür mit schlechter Performance. Ohne umfassenden Support in Spielen hätte man seitens Ageia allerdings unserer Meinung nach wenigstens mit schönen, beeindruckenden und umfassenden Demos um sich werfen sollen.

Ein weiterer Kritikpunkt war langte Zeit das Fehlen eines 64-Bit-Treibers. Erst seit wenigen Tagen steht ein funktionsfähiger Treiber für Windows XP 64-Bit zur Verfügung. Eine Performancesteigerung gegenüber der 32-Bit-Version ist freilich nur utopisches Gedankengut - trotzdem ist dies natürlich einer unserer Ansatzpunkte für das nächste Update zum Thema PhysX.

Insgesamt wirkt es auf den Kunden unfertig und unsicher, wenn erste Technologieträger erst über Patches brauchbare Ergebnisse abliefern können. Es liegt uns zwar fern die Sache generell negativ darzustellen, denn wir alle würden bessere Physik in Spielen begrüßen. Allerdings lassen die momentanen Punkte eine positive Betrachtung der Situation kaum zu. Wir hoffen daher, dass Ageia all diese Probleme erkennt und schnell lösen kann.

Einige Probleme wurden dafür zumindest in den Patches zu Ghost Recon: Advanced Warfighter bereits gelöst. In der ReadMe finden sich folgende Punke:

    Ageia-Updates
  • Die Umgebungsmeshes wurden auf bessere AgeiaPerformance hin optimiert.
  • Schusspartikel wurden in Bezug auf die Performance verbessert.
  • Einige Verzögerungen wurden entfernt.
  • Ein Fehler der Null-Vertexe in flüssigen Meshes verursachte wurde behoben.
  • Ein Fehler, der starre Körper nach einer Handgranaten-Explosion durch den Boden fallen ließ, wurde behoben.
  • Es wurde eine schnellere Renderingmethode für Staubpartikel implementiert.
  • Die PhysX-Effekte wurden so modifiziert, dass sie einen schnelleren Rendermodus nutzen.

Das klingt nach nützlichen Verbesserungen, die auf einen großen Performancesprung hoffen lassen. Man merkt aber auch, wie überhastet und unüberlegt der PhysX-Support allem Anschein nach zu Beginn in das Spiel eingebaut wurde. Natürlich testen wir dazu auch den speziell optimierten Treiber von Ageia.

    Summary of Changes from version 2.4.2 to 2.4.3
  • This system software update complements and enhances the PhysX performance when running with Ghost Recon: Advanced Warfighter (GRAW) PC Patch 1.10, dated May 24th, 2006.

Weitere Treiber und Patches haben noch weitere Optimierungen hinzugefügt. Damit sollte dem Spielspaß eigentlich nichts mehr im Weg stehen. Wir gehen davon aus, dass die neuen Treiber auch Optimierungen mit sich bringen, die anderen PhysX-Titeln helfen. Für unsere Tests nutzen wir das gleiche System wie im ursprünglichen Review:

  • AMD Athlon 64 3800+ (2.4 GHz, 512 kB Level2 Cache, Sockel 939)
  • Asus A8N-E (nVidia nForce4 Ultra)
  • 2 GB DDR400
  • ATI Radeon X1900 XT, 512 MB
  • Creative SoundBlaster Audigy2
  • beQuiet! 420W Netzteil
  • Auflösung 1024x768, kein AA/AF

Für die Tests wurden in den Spielen mit Ausnahme von Cellfactor alle Details aktiviert, um einer wichtigen Tatsache zu entsprechen. Wer PhysX kauft, und ein solches System hat, der will neben hoher Performance auch schöne Grafik erleben. Cellfactor stellt aufgrund der generell schlechten Performance eine Ausnahme dar. Stammleser wissen bereits, dass wir den traditionellen "average fps" Werten und Timedemos im allgemeinen sehr skeptisch gegenüber stehen. Besonders im Falle der PhysX fallen kritische Performanceeinbrüche mitunter gar nicht auf, falls die Demo nur genügend Leerlauf hat.

Für den Spieler und uns ist dagegen wichtig, ob die Performance konstant hoch bleibt und keine plötzlichen Einbrüche auftreten. Die folgenden Screenshots zeigen Szenen, in denen die Performance durch viel Arbeit für Prozessor/PhysX generell abfällt. Rechts oben wird jeweils die Anzahl an dargestellten Frames angezeigt. Es wurde aus einer großen Menge an Screenshots und Testläufen möglichst repräsentative Bilder gewählt - sowohl was Performance als auch die Szene selbst angeht.






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