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ATi Radeon 9000 & 9700 Preview

1. August 2002 / von aths / Seite 4 von 5



   Displacement Mapping

Es ist schon einige Jahre her, als ein Matrox-Mitarbeiter auf einer wichtigen Versammlung über Displacement Mapping referierte. Die Radeon 9700 bietet dieses Feature nun in deren TruForm 2.0 Paket mit an. Herkömmliches TruForm der Radeon 8500 "verbiegt" bekanntermaßen entsprechend markierte Dreiecke. Anhand der Richtung der Vertex-Normalen wird ein bikubischer Patch berechnet und auf das Polygon appliziert.

Anstelle dieser Methode kann nun in TruForm 2.0 auch eine Displacement Map zur Modifikation verwendet werden. Comanche I-III zum Beispiel verwendeten für die Landschaft nicht, wie viele glauben, Voxel Grafik, sondern ein von Novalogic "Voxel Space" genanntes Software-Rendering von Displacement Mapping (ohne allerdings eine Rückrechnung auf Polygone vorzunehmen). Eine Hardware-Unterstützung dieses Features bringt natürlich nur Vorteile: Die Displacement Maps können wie Texturen gefiltert werden und die Grafikkarte übernimmt auch die erforderliche Geometrie-Arbeit, die bei der Umrechnung auf Polygone anfällt.

Übrigens gibt es eine Art "späten Triumph" für TruForm: Jede Displacement Mapping fähige Karte könnte auch das althergebrachte TruForm-Feature anbieten. Das eigentliche TruForm, also die Berechnung von N-Patches, wurde für R300 nun auch noch verfeinert. Bestimmte Probleme des original TruForm können nun umgangen werden. Ob damit nun der Durchbruch für das originale TruForm gelingt, darf allerdings wegen der schmalen Hardware-Basis (nur Radeon 8500 und 9700) arg bezweifelt werden.



   2D-Features

Neben dem vorbildchen Support einer Reihe von 2D-Feauteres, die beispielsweise die DVD-Wiedergabe verbessern, wirbt ATi nun mit einem "VideoShader" genannten Feature, wo Teile der 3D-Pipeline für den Output von Video-Signalen verwendet werden. Dies soll die Qualität des Videosignals weiter erhöhen. Ebenso ist jetzt das Videosignal mit 3D-Objekten kombinierbar, z.B. als animierte Textur. Auch lassen sich PixelShader-Effekte (wie Edge Detection oder Emboss-Filter) auf das Video applizieren.

ATi hält sich, was diese Bereiche angeht, für technologisch führend und versucht mit der Radeon 9700, diesen Anspruch zu untermauern. Ob es in Zukunft Plugins für TV- oder DVD-Programme geben mag, welche via PixelShader die Ausgabe filtern, kann heute kaum beantwortet werden. Die meisten sinnvollen Filter lassen sich auch anderweitig in Hardware unterbringen und ob zukünftige 3D-Spiele als zusätzlichen Input ein Video-Signal nutzen, erscheint uns derzeit fragwürdig. Vielleicht aber stößt ATi mit dieser Technik ja auch die Tür zu einer neuen Synthese aus verschiedenen Grafikkarten-Features auf.

Über Taktfrequenzen des Radeon 9700 Chips ist bislang nichts genaues bekannt. Wir hoffen, dass ATi mindestens 275 MHz Chip-Takt schaffen wird. Bei 106 Millionen Transitoren im 0.15µm Herstellungsprozess wäre das schon eine beachtliche Leistung. Rechnet man ATis Füllraten-Angabe zurück, dann wären sogar 325 MHz angepeilt. Wir halten dies derzeit noch für unwahrscheinlich, lassen uns hier aber gerne überraschen. Den Speichertakt erwarten wir dann in einem ähnlichen Rahmen wie den Chiptakt, wahrscheinlich sogar identisch.

Um nicht mit der Radeon 9700 ausschließlich den HighEnd-Markt bedienen zu können, wird von ATi erwartet, dass noch eine moderater getaktete Radeon 9500 nachgeschoben wird. Ob bei dieser zusätzlich Render-Architektur oder Speicherinface geändert werden, ist noch nicht bekannt, beim Speicherinterface erscheint uns eine Änderung wegen der starken Kostenreduktion bei gleichzeitig geringem Änderungsaufwand noch am wahrscheinlichsten.



   Radeon 9000

In einem ATi-internen PDF, in welchem ATi die 128-MB-Ausführung der Radeon 8500 vorstellte, behauptete ATi, mit dieser DirectX8.1-Hardware im Mainstream-Bereich anzubieten. Dabei war Radeon 8500 eigentlich nie preiswert genug, um diesem Anspruch wirklich gerechet zu werden. Im Mainstream hatte ATi mit der Radeon 7500, wie die Konkurrenz übrigens auch, nur DirectX7-Hardware zu bieten.

Da nVidias DirectX8-Einsteigerprodukte inzwischen sehr tiefpreisig sind (wenn auch noch nicht im Mainstream-Bereich), bringt ATi nun mit der Radeon 9000 den entsprechenden Konter. Dazu hat ATi den R200-Chip (eingesetzt bei der Radeon 8500) entsprechend überarbeitet und teilweise abgespeckt. Der TV-Encoder und der zweite unterstützte RAMDAC wurden allerdings zusätzlich in den Chip integriert.

Dafür wurde die 3D-Architektur von 4x2 auf 4x1 Rendering-Pipelines mal Textureneinheiten verflacht. Ebenso flog die DirectX7 T&L-Einheit raus, DirectX7 T&L Berechnungen werden von der Radeon 9000 nun mittels des VertexShader 1.1 vorgenommen. Jener scheint nach ersten Tests aber die DirectX7 T&L Berechnungen nicht so schnell lösen zu können wie die extra DirectX7 T&L Einheit der Radeon 8500. Durch diese Umstrukturierung leidet im übrigen auch die TruForm-Performance, bei welcher nun die Tesselation (Zerlegung in neue Dreiecke) nur noch von der Software vorgenommen wird. Letztlich blieb dieses Feature für die Checkliste der Radeon 9000 zwar erhalten, ist aber sehr langsam geworden.

Durch die Kürzung der Textureneinheiten von 8 auf 4 und den Wegfall der DirectX7 T&L Einheit sinkt die 3D-Leistung der Radeon 9000 gemessen an der Radeon 8500 zwischen 20 und 30 Prozent. Auf der Plus-Seite steht, dass ATi den Radeon 9000 Chip mit diesen Abspeckungen auf ca. 35 bis 45 Millionen Transistoren herunterdrücken konnte, gegenüber den 60 Millionen Transistoren der Radeon 8500. Somit kann ATi die Radeon 9000 zu wesentlich günstigeren Preisen anbieten - und eben auch unter der 100-€uro-Grenze, womit die Radeon 9000 für den Mainstream-Markt hochinteressant ist.

Denn rein featureseitig bietet die Karte alles, was man von der heute noch top-aktuellen Radeon 8500 her kennt: DirectX 8.1 Unterstützung mit PixelShader 1.4 und VertexShader 1.1 sowie die ganzen ATi-Features wie SmoothVision Anti-Aliasing (Supersampling), auf Performance optimierte anisotrope Filterung - aber auch die 2D Features wie IDCT (MPEG-2-Beschleunigung) und adaptives Deinterlacing. Desweiteren hat die Radeon 9000 eine Neuerung anzubieten: "Fullstream", was eine bessere Filterqualität bei kleinem Bildformat bringen soll. Die Radeon 9000 wird laut ATi mit 250/200 MHz (DDR) kommen, während die Pro-Version durch 275/275 MHz (DDR) leistungsmäßig in die Regionen einer GeForce3 Ti200 vorstoßen sollte.

Unser einziger Kritikpunkt an der Radeon 9000 ist die Benennung. Man erwartet bei "9000" gegenüber "8500" einen Fortschritt und assoziiert eher einen Zusammenhang mit "9700". Die Radeon 9000 ist jedoch nach bislang gängigem Schema eher als eine "Radeon 8200" zu sehen. Dass ATi den R200-Chip kürzte, um ihm preisweiter zu machen, ist eine gute Idee, zumal er auch sinnvoll erweitert wurde.

Die Board-Bauteile für den TV-Encoder und den zweite RAMDAC entfallen, womit sich das Grafikboard auch günstiger produzieren lässt, ohne die 2D-Features zu beschneiden. Die 3D-Leistung ist noch immer durchweg ordentlich zu nennen, auch die Einsteigerversion Radeon 9000 schlägt sich recht gut. Die Namensgebung ist jedoch, unabhängig von den "Sünden" der Konkurrenz, keineswegs zu begrüßen.






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