Grafikchip-Ausblick 2003
5. Januar 2003 / von Leonidas / Seite 3 von 4
2. Quartal: ATi R350
Die Antwort auf die nVidia GeForceFX wird ATi schon wenige Monate nach deren Markeintritt in Form des R350-Chips folgen lassen. Von jenem hat ATi schon das Tape-Out abschließen können, einem Markteintritt im 2. Quartal steht eigentlich nicht viel im Wege. Möglicherweise wird ATi schon zur CeBIT den R350-Chip unter dem derzeit gehandeltem Verkaufsnamen "Radeon 9900" präsentieren und damit die GeForceFX-Kreise empfindlich stören. Ob der R350 allerdings wirklich die GeForceFX schlagen wird können, ist derzeit noch komplett ungewiss, möglicherweise zieht ATi auch nur gleich.
Denn ATi hat beim R350 nicht all zu viele Möglichkeiten: Bei dem zur Radeon 9700 Pro identischen Fertigungsprozeß sind wohl nur 400 MHz Chiptakt möglich, womit die GeForeFX weiterhin vorn liegen würde. Nur beim Speicher kann ATi um einiges zulegen: Mit einem DDR/II Speicherinterface wird man den R350 auf DDR/II Speicher und damit notfalls auch auf 500 MHz betreiben, was eine gigantische Speicherbandbreite verheist. Doch da ATi mit dem R350 bei der Rendering-Leistung ziemlich definitiv nicht an die GeForceFX heranreichen wird, ist ein Gleichstand eben auch eine wahrscheinlich Lösung. Zumindestens gehen wir derzeit davon aus, daß wenn der R350-Chip die GeForceFx schlagen wird können, daß dann dies nur recht knapp geschehen wird.
Ob ATi beim R350 auch die Programmierbarkeit verbessern wird und diesen Chip diesbezüglich auf den Stand der GeForceFX bringen wird, ist noch komplett ungewiss. Eigentlich kommt unserer Meinung der R350-Chip zu früh nach der Radeon 9700 Pro, um eine solche größere Architektur-Änderung in so kurzer Zeit zu erreichen, andererseits rechtfertigen allein höhere Taktraten und der Einsatz eines DDR/II anstatt eines normalen DDR-Speicherinterfaces noch keinen neuen Chip, dessen Produktionsvorbereitung schließlich Dutzende Millionen Dollar kostet. Diesen Punkt wird man abwarten müssen, möglich ist auch eine maßvoll verbesserte Programmierfähigkeit des R350.
Rein preislich wird der R350 jedoch auf jeden Fall mit der GeForceFX gleichzeihen "können". Die Produktion eines auf 400 MHz getakteten 0.15 micron Chips wird noch teuer als bei der Radeon 9700 Pro, so daß ATi hier wahrscheinlich anfänglich auch 500 Euro nehmen muß, um kostendeckend herstellen zu können. Ebenfalls möglich ist im übrigen, daß es wie bei der Radeon 9700 Pro auch beim R350 abgewandelte Formen (Radeon 9700 ohne Pro, Radeon 9500 /Pro) gibt, mit welchen der Ausschuss an Chips kleiner gehalten wird, in dem niedriger getaktete Versionen oder/und abgespeckte Chips mit teils deaktivierten Funktionseinheiten (abgeschaltete Rendering-Pipelines) verkauft werden.
2. Quartal: ATi RV350
Wahrscheinlich terminlich völlig gleich zur R350 wird ATi einen weiteren DirectX9-Chip ins Rennen schicken, auch das Tape-Out dieses Chips wurde angeblich schon durchgeführt. Zu erwähnen wäre allerdings, daß es auch andere Aussagen gibt, welche den RV350 erst im 3. Quartal sehen. Der RV350 soll jedenfalls ein ganz anderes Preissegment als der R350 ansprechen, nach den Aussagen von ATi soll dies der erste wirklich günstige DirectX9-Chip werden. Da man mit Radeon 9500 / Pro schon DirectX9-Chips im Segment von um die 200 Euro im Programm hat, kann dies also nur bedeuten, daß ATi den RV350 deutlich unter 200 Euro anbieten und damit DirectX9 in den Massenmarkt bringen will.
Dafür wird der RV350 auch als erster ATi-Chip in 0.13 micron gefertigt werden, so daß rein kostenseitig einem niedrigem Preis nichts im Wege steht. Ebenfalls wird der RV350 ziemlich sicher nur über 4 Rendering-Pipelines verfügen, um Transistoren und damit Fertigungskosten zu sparen. Rein von der Leistungen her hängt es dann von den Taktfrequenzen ab, ob sich der Chip vor oder hinter dem architektonell sehr ähnlichem Radeon 9500 Chip einordnen kann, aber wir denken, ATi wird angesichts des zum gleichen Zeitraum anstehenden nVidia NV31-Chips die Taktfrequenzen des RV350 sicherlich so ausrichten, daß dieser gegenüber dem NV31 bestehen kann.
Da der RV350 dann mehr Leistung zum gleichen oder besseren Preis wie die Radeon 9500 /Pro bieten wird können, wird ATi die beiden Radeon 9500 Chips mit dem Erscheinen des RV350 wohl komplett aus dem Programm nehmen, da diese im Gegensatz zum RV350 doch recht teuer herzustellen sind. Dagegen wird uns der RV350 wohl noch recht lange begleiten und mittels immer weiterer Preisnachlässe im Laufe der Zeit seiner Rolle als preisgünstigem DirectX9-Beschleuniger für den Massenmarkt immer besser gerecht werden. Zudem gehen wir beim RV350 wieder von "Pro" und "non Pro" Varianten aus, ATi hat dies in jüngerer Vergangenheit bei eigentlich jedem Chip so getan.
2. Quartal: Trident XP4e
Der XP4e stellt eine reine AGPx8 Abwandlung des originalen XP4 dar. Derzeit sind keinerlei Änderungen an den XP4e-Taktfrequenzen zum XP4 geplant, so daß die Leistungen klar dieselben wie beim XP4 sein werden. Mit einer geplanten Massenfertigung im Mai kommt der Chip allerdings so spät auf den Markt, daß sich die Preise des originalen XP4 keinesfalls halten werden lassen und Trident hier kräftig nachgeben müssen wird. Möglicherweise cancelt Trident auch dieses Projekt wegen Unaktualität, nachdem schon der originale XP4 mehr als reichlich Verspätung hat.
2. Quartal: PowerVR Series 5
Nach der Einstellung der Arbeiten an der PowerVR Series 4 aka KYRO III hat man sich bei PowerVR ganz auf die Series 5 konzentriert, die schon seit dem Jahr 2001 in Entwicklung ist und welche irgendwann im Frühjahr vorgestellt werden soll. Leider gibt es keinerlei technische Spezifikationen zu diesem Projekt, man kann eben nur von einem Tile based deferred Renderer ausgehen :-). Aber ob dieser auf DirectX8 oder DirectX9 basierend wird, bleibt der Spekulation überlassen.
Eigentlich sollte PowerVR angesichts einer ganzen Reihe von anderen DirectX9-Chips für den Massenmarkt in 2003 nur mit einem Chip konkurrenzfähig sein können, welcher das Label "DirectX9" trägt. Allerdings ist rein technisch DirectX9 derzeit noch auf längere Sicht nicht notwendig und PowerVR hat bisher eigentlich immer nur das technisch wirklich notwenige eingesetzt. Update: Die Series 5 wird definitiv DirectX9 vollständig unterstützen.
Zumindestens lässt sich folgendes sagen: Falls der Chip rechtzeitig genug kommt und die Grundleistung ausreichend hoch ist, wäre es durchaus interessant zu sehen, wie sich die Series 5 gegen ATi´s RV350 und nVidia´s NV31 schlägt, da PowerVR erwartungsgemäß wieder diesen Markt bis 200 Euro anpeilen wird.
Anzumerken wäre allerdings, daß PowerVR nach dem Abgang von STMicro als Chipmitentwickler nur rein den Chip entwickeln, ihn aber nicht zur Produktionsreife bringen kann. Wenn also dann, wenn die Series 5 spruchreif ist, kein Mitentwickler mit dem nötigen KnowHow gefunden wird, dann wird die Series 5 ebenso wie die Series 4 eingestampft werden, ohne das jemals eine ensprechende Grafikkarte den Markt erreichen wird. So lange also PowerVR ein fester Mitentwickler fehlt, ist es also nicht sicher, daß die Series 5 wirklich erscheinen wird.
2. Quartal: SiS Xabre 2
Schon seit einiger Zeit steht der Xabre 2 als DirectX9-Chip in 0.13 micron in den SiS-Roadmaps für das erste Halbjahr. Außer den bei DirectX9 scheinbar obligatorischen 8 Rendering-Pipelines sind weitere Daten zu diesem Chip derzeit nicht bekannt, allerdings ist wohl davon auszugehen, daß im Gegensatz zum ersten Xabre-Chip beim Xabre 2 der Vertex Shader nicht wieder per CPU (langsam) emuliert wird, dafür ist der Vertex Shader bei DirectX9 schlicht zu wichtig.
Vermutlich wird aber SiS dem Preis des ersten Xabre treu bleiben und versuchen, ein eigenes Marktsegement bei um die 150 Euro für den Xabre 2 zu finden. Ob dies gelingt, hängt in nicht unentscheidendem Maße davon ab, ob man diesesmal hohe Leistungen nicht wie beim ersten Xabre über eine deutlich schlechtere Texturenqualität vorgaukelt. Ansonsten wird der Markt SiS wohl noch schlimmer als beim ersten Xabre abstrafen, da eine solche Praxis heutzutage immer weniger toleriert wird.
3. Quartal: S3 DeltaChrome MS
Als LowCost-Abwandlung des originalen DeltaChrome wird der DeltaChrome MS nur über 4 Rendering-Pipelines verfügen. Auch die Vertex und Pixel Shader scheinen abgespeckt, da S3 hier nur die Spezifikation "2.0" angibt, während es beim originalen DeltaChrome noch "2.0+" heißt. Der Chip- und damit wohl auch der Speichertakt soll über 300 MHz betragen. Eine genauere Terminangabe zum DeltaChrome MS fehlt dato, es ist einzig bekannt, daß dieser Chip schon recht kurz nach dem DeltaChrome erscheinen soll. Das Marktziel dieses Chips ist wohl die Konkurrenz zu ATi RV350 und nVidia NV34 - aber wahrscheinlich zu einem noch niedrigerem Preis.