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200 MHz DDR oder 400 MHz?

6. Juli 2000 / von Leonidas


Im Zuges der Reviews zur Gainward-GeForce2 (der Karte mit 400 MHz Speichertakt) fiel mir etwas auf, worüber ich doch schon länger mal etwas schreiben wollte: Das Problem der falschen Speichertaktungs-Angaben bei DDR-RAMs.

Insbesondere bei den jetzt höher getakteten GeForce2-Karten (aber eigentlich schon von den ersten GeForce-Karten mit DDR-RAM an) zeigt sich das Problem der momentan üblichen "Berechnung" des Speichertaktes unter der - fälschlichen - Berücksichtigung der Datenübertragungsrate. Sicherlich hat 200 MHz DDR-RAM eine Datenübertragungsrate ähnlich wie 400 MHz konventioneller RAM - deswegen ist es aber keineswegs 400 MHz DDR-RAM! Das anliegende Taktsignal sagt weiterhin ganz klar 200 MHz aus.

400 MHz wird also nur gesagt, um die höhere Datenübertragungsrate zu verdeutlichen, da bei DDR-RAM mit jedem Takt doppelt so viele Signale übertragen werden wie bei konventionellem RAM. Das ist sicher als Unterscheidungsmöglichkeit nicht vollkommen verkehrt, ernsthaft korrekt ist es aber nicht. Probleme wirft diese Nachläßigkeit in der exakten Benennung der Fakten dann auf, wenn es ans Eingemachte geht: Nachfolgende grundlegende Rechnung wird dadurch so ziemlich durcheinandergeworfen:

1000 1000
durch durch
Spezifikation 5 ns
ist gleich ist gleich
maximale Taktung 200 MHz

Um diese Rechnung aufrecht zu halten, müßte man die Taktung so angeben, wie sie ist. Das heisst eine Standard-GeForce2 taktet ihren RAM mit 166 MHz und nicht mit 333 MHz - denn nur mit den 166 MHz funktioniert diese Rechnung wieder. Chip gab in ihrem Gainward-Review die Gainward-GeForce2 mit einem Auslieferungs-Speichertakt von 450 MHz an. Wenn sie 225 MHz DDR gesagt hätten, wäre aufgefallen, daß dafür 4,4 ns RAMs notwendig sind. Die GeForce2 von Gainward hat aber "nur" 5 ns RAMs - und eine werksmäßige Übertaktung oberhalb der grundlegenden Spezifikation ist doch sehr unwahrscheinlich. Hier führte die vorbeschriebene Verwässerung der eigentlichen Fakten letztendlich zu einer Fehleinschätzung.

Die größeren Problem kommen aber in der Zukunft: Irgendwann gibt es Grafikkarten-RAM mit der vierfachen Übertragungsrate pro Takt (gibt es ja schon: RAMBUS 2.0) und irgendwann ist auch achtfach oder noch mehr vorstellbar. Sagen wir dann zu einem solchen mit 200 MHz getaktetem "achtfach-RAM" 1600 MHz? Besser nicht. Bei den momentanen DDR-RAMs mag die fälschliche Taktverdoppelung ja noch passabel ausschauen, aber bei RAMs mit vierfacher Datenübertragungs-Leistung (pro Takt) wird der so ermittelte Speichertakt vollkommen verfälscht. Schon zu PC-800-RAMBUS-Modulen (nach derzeitiger RAMBUS-Spezifikation 1.0) wird öfters berichtet, sie seien mit 800 MHz getaktet. 800 MHz getakteter RAM - das würde ich gerne sehen! 400 MHz sind korrekt, RAMBUS-1.0-Module übertragen einfach das doppelte an Daten pro Takt. Und nach dem kommenden RAMBUS 2.0 - Standard sind PC-800-RAMBUS-Module auch nur mit 200 MHz getaktet, da diese Module die vierfache Datenmenge pro Takt übertragen können.

Vorteilhaft ist dies natürlich für die Hersteller - sie können mit immer höheren Takten die Käufer beeindrucken. 800 MHz sieht immer gut aus - vor allem, wenn dagegen ein Modul mit "nur" 100 MHz Takt steht. Lustigerweise haben bei der GeForce1 (mit DDR-RAM) noch einige Hersteller den Takt korrekt angegeben, aber mit der GeForce2 sind auch die letzten Hersteller auf den "Taktrausch" eingestiegen und geben den Speichertakt dieser Karte nur noch als 333 MHz an. Aber muß die Marketingmaschinerie der Hersteller unser Bewußtsein so verwässern, daß wir - und insbesondere die Reviewer sind nun bei weitem keine technischen Laien - gleich alles übernehmen, was uns da vorgebetet wird?

Interessanterweise steht der DDR-RAM auf nVidia´s Grafikkarten mit seinen Fehlangaben über die Taktung nicht ganz allein da. Auch AMD wirbt mit einem FrontSideBus (FSB, Bustakt) von 200 MHz - und auch dies ist falsch, es sind 100 MHz DDR. Schließlich stellen die Overclocker auf dem GoldenFingerDevice (GFD) einen Multiplikator von x8,5 ein, um 850 MHz zu erreichen - und nicht einen - nicht existenten - Multiplikator von x4,25. Gerade in technischen Spezifikationen haben Angaben zur Qualität der Sache (welche ja immer vom Standpunkt des Betrachters abhängen) nichts zu suchen. Spezifikationen - und die Taktung zählt ganz sicher dazu - sollten rein und ungeschliffen sein, jedes Merkmal sollte extra ausgewiesen und nichts miteinander vermischt sein. Denn ansonsten können wir ja gleich wieder zu den Zeiten des berüchtigten Pentium-Ratings zurückkehren ...

Was ich sagen will: Die schreibende Zunft kostet es doch nichts, die Taktung exakt anzugeben, über den Zusatz "DDR" wird die andere Klasse des Speichers sowieso schon angegeben. Es ist korrekter und bewahrt uns vor Darstellungsproblemen bei der Berechnung des Taktes anhand der Spezifikationen. Zu dem wird mit weiteren Innovationen in der Speichertechnologie die Kluft zwischen dem "offiziellen" Takt und der echten Taktung irgendwann einmal so groß werden, daß sie schon lächerlich ausschauen würde.


PS: Ich danke Andreas Weber vom Hardware-Team für die Richtigstellung des Unterschieds zwischen RAMBUS 1.0 und RAMBUS 2.0.



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