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Die Geschichte der Grafikkarte

3. Februar 2001 / von Volker Schauff / Seite 6 von 7


  Untergänge und Comebacks von Legenden

S3: Der ehemalige 2D-Leader wurde im Laufe der Zeit nach unten durchgereicht und endete im Besitz von Diamond in Kooperation mit VIA unter dem neuen Namen SonicBlue. Nach erfolglosen Versuchen an die 3D-Welle anzuknüpfen (ViRGE kaum kompatibel und zu langsam, Savage3D mit Anzeigefehlern und Savage4 zu langsam) wurde S3 von Diamond übernommen. Hintergrund: Diamond wollte ähnlich 3dfx/STB mit der Voodoo3 eine eigene Karte mit eigenem Chip im Exklusivvertrieb auf den Markt bringen. Das Konzept war gut, der Chip nicht. Der Savage2000 war voll von Bugs und trotz (oder eben wegen der extrem fehlerhaften) T&L-Einheit furchtbar langsam. Das Anfang vom Ende von S3, die jetzt in einem Joint Venture mit Chipsatz-Spezialisten VIA unter dem neuen Namen SonicBlue an Chipsatz-integrierten Grafiklösungen für Low-Cost und Mobile Rechner arbeiten.

Tseng Labs: Trotz des erfolgreichen und superschnellen ET6000 untergegangen. Grund: Der ET6000 war nur ein 2D-Chip, alle Welt wollte aber inzwischen 3D. Der Versuch in Kooperation mit Videologic mittels einer Kombikarte, die einen aufgebohrten ET6000 namens ET6100 sowie einen Videologic PowerVR enthielt, auch in den 3D-Markt einzusteigen blieb erfolglos. Die Apocalypse 5D war einfach zu langsam und funktionierte aufgrund der exotischen Technik (enthielt quasi 2 PCI Karten, die mit einer PCI-to-PCI Bridge intern verbunden wurden) nicht in jedem Mainboard.

3dfx und STB Systems: Durch den Kauf der für hochwertige Grafikkarten bekannten Firma STB (10 Jahre Garantie zeugen von großer Überzeugung von den eigenen Produkten) wollte 3dfx in den direkten Grafikkartenmarkt einsteigen. Das Konzept, die Voodoo3 exklusiv aus eigener Herstellung (in den Fertigungsstraßen von STB) zu vertreiben, ging zuerst auf. Doch der technische Rückstand auf nVidia, ATi und Matrox war einfach zu groß, irgendwann wurden immer weniger 3dfx Produkte gekauft und die Firma fuhr massive Verluste ein. Der Versuch, Hauptkonkurrent nVidia durch Klagen wegen Patentverletzungen auszuschalten, war wohl kein so guter - nVidia kaufte die inzwischen recht marode Firma mitsamt der Patente einfach auf.

Spea und Video7: Mit der Fusion des Grafikkartenspezialisten Video7 und der hochrenommierten Softwareschmiede Spea begann eigentlich eine neue Ära hochwertiger Grafikkarten. Diese war leider auch recht schnell zu Ende, denn die Grafikkarten waren so gut, daß Diamond großes Interesse an der Firma bekam. Nach dieser Elefantenhochzeit waren einige Produktlinien doppelt, so ging schon ein Großteil der Spea/V7 Karten schnell unter. Traditionsreiche "Reste" von Spea/V7 liefen dann irgendwann unter dem Namen Diamond, zum Beispiel die Fire GL. Außerdem gibt es noch Überreste von SPEA/V7 in der kurz vor der Übernahme durch Diamond gegründeten Firma SP3D Chip Designs (inzwischen 100%ige Philips Tochter). Der Name Video7 erlebt dennoch derzeit ein Revival, der Distributor Ingram Macrotron sicherte sich die Reche an Namen und Logo (das noch etwas modernisiert wurde) der seit langem nicht mehr existierenden Firma und vertreibt unter diesem Namen jetzt recht hochwertige Monitore (vorher hieß Macrotrons Monitor-Eigenmarke Macom, vergleichbar ist das mit Maxdata und Belinea/Monxx).

Hercules: Auf-Ab-Auf-Ab-Auf. So könnte man die Geschichte von Hercules sehen. Nach den unter Computer-Veteranen immer noch bekannten Hercules Grafikkarten aus der Monochrom-Zeit kam lange nichts mehr. Plötzlich mitte der 90er ein Comeback, wieder mit sehr guten Karten (besonders der Dynamite 128 mit Tsengs ET6000 Chip). Aufgrund einiger Fehler ging es dann wieder kontinuierlich bergab, bis der französische Soundkartenspezialist Guillemot Hercules übernahm. Seitdem steht Hercules mal wieder für schnelle und zuverlässige Grafikkarten.


  Und welche Firmen bewegen sich im Hintergrund?

Ein paar ehemalige Silicon Graphics Mitarbeiter arbeiten unter dem Firmennamen Bitboys an einem Chip, der ursprünglich Glaze3D heißen sollte. Highend-Grafikkartenspezialist Evens&Sutherland hatte jedoch Rechte an diesem Namen und erwirkte ein Verbot dieser Bezeichnung. Aufgrund von Problemen mit der Fertigung wurde die Herstellung des Chips immer wieder verzögert, der technische Stand jedoch auf alles verfügbare angepaßt. Somit stellt der - derzeit namenlose - Chip, so er denn endlich kommen sollte, sicher eine starke Alternative dar.

Kurz vor der Übername durch Diamond gründete Spea/Video7 noch eine Firma SP3D Chip Design, die mit dem Envision2000 eine skalierbare Hochleistungsgrafiklösung entwickeln wollte. Vom Lowcost-System mit jeweils nur einer Recheneinheit bis hin zur Highend-Grafiklösung. Leider hörte man hier nicht mehr viel davon.






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