DTM Race Driver 2 Review
26. September 2004 / von The Dude / Seite 6 von 11
Fahr- und Schadenmodell, Gegner-KI (Fortsetzung)
Codemasters verspricht ein "ultrarealistisch simuliertes Schadensmodell, so echt wie nie zuvor". Und das Schadensmodell macht tatsächlich einiges her: Da fliegen Scheiben und Türen raus, die Karosserie wird verbogen, Scheinwerfergläser zerbersten, Stoßstangen und Spoiler werden auf die Strecke geschleudert und bleiben dort liegen. Schäden an Motor, Rädern, Lenkung, Federung und Getriebe werden in drei Stufen unterteilt und im HUD angezeigt. So bringt der Motor z. B. nach einem harten Auffahrunfall nicht mehr die volle Leistung, das Getriebe verwehrt einem das Schalten, oder die Kiste lässt sich nicht mehr richtig geradeaus lenken.
Dennoch - das Schadensmodell als so echt wie nie zuvor und als ultrarealistisch zu bezeichnen, ist ein bisschen weit her geholt. Der Ausdruck "gutmütig" passt da schon eher. Bei zu heftigen Crashs gibt es zwar einen Totalschaden - bis der Wagen allerdings wirklich nicht mehr siegfähig ist, lässt es sich einige Male Bekanntschaft mit Gegner-Karosserien und Streckenbegrenzungen machen. So kann man sogar mit dem filigranen Formel Ford Auto mit 150 km/h mehrmals und ausgiebig einer Streckenbegrenzungs-Mauer entlang schliddern, bis überhaupt ein wesentlicher Schaden eintritt.
Spielt man hingegen mit der "Pro Simulations" Einstellung, ist ein wesentlich vorsichtigeres und genaueres Fahren angesagt, das Schadensmodell reagiert hier nämlich wesentlich schärfer, wenn auch nicht vollkommen realistisch.
Die gebotene Schadens-Optik lässt auch nicht viele Wünsche offen: Nach rabiater Fahrweise sieht das Auto richtig fertig aus - Beulen, verbogene Spoiler, keine Scheiben mehr und eingedrückte Dächer erzeugen fast schon ein Mitgefühl mit dem Gefährt. Davon ablenken kann dann auch lediglich der trotz Dellen in der Karosserie immer noch blitzblank glänzende Lack, ein Absplittern desselben ist nicht berücksichtigt. Das gleiche gilt für etwaige Verschmutzungen: Trotz wilder Fahrt in Matsch und auf sandiger Strecke während einer Ralley sieht das Auto immer noch aus, als käme es direkt aus der Waschanlage.
Computer-Gegner, die wie am Schnürchen auf der Ideallinie hintereinander hergezogen werden, oder die im Gegensatz dazu unsinnige Haken schlagen und den Spieler mit risikoreichen Manövern absichtlich von der Strecke befördern wollen, gibt es in DTM Race Driver 2 nicht. Die Gegner-KI macht einen tollen Eindruck und vermittelt dem Spieler jederzeit ein glaubhaftes Renngeschehen. So fahren die Rivalen nicht statisch über die Strecken, sondern überhohlen sich gegenseitig, begehen Fehler, schieben sich von der Strecke und fahren auch mal an der Ideallinie vorbei. Da wird immer das Gefühl erzeugt, dass auch die anderen ernsthaft um den Sieg fahren und nicht nur dazu da sind, dem Spieler das Leben schwer zu machen.
Die KI ist stets fair und agiert logisch. Der Schwierigkeitsgrad wird im Laufe des Spiels nicht durch unerklärlich aufholende Fahrzeuge wie etwa in Need for Speed Underground erhöht. Gegner mit höherer Endgeschwindigkeit sucht man in DTM Race Driver 2 auch vergeblich, lediglich der ein wenig übertriebene Windschatten ermöglicht es einem nachfolgenden Fahrzeug, schneller zu fahren, was der Spieler natürlich auch selbst praktizieren kann.
Das Spiel steigert die Schwierigkeit vielmehr fair und verständlich, indem es die anderen Autos im Spielverlauf immer perfekter fahren lässt: Anfangs lenken die Rivalen noch recht verhalten um die Kurven, was das Überholen insbesondere in Spitzkehren leicht macht. In späteren Rennen und auch in den "Freien Rennen" mit eingestelltem hohen Schwierigkeitsgrad sieht es aber anders aus: Da fahren die Gegner deutlich perfekter um die Kurven, bremsen später und beschleunigen früher.
Da es in den Rennen innerhalb der Laufbahn meistens nur wenige Runden zu fahren gibt und man wegen fehlendem Qualifying von einer Position irgendwo im Mittelfeld starten muss, ist es notwendig, die Strecke und deren Ideallinie genau zu kennen, um in der kurzer Zeit auf Platz eins zu kommen - ein eigener Fahrfehler bedeutet meistens das Aus, weil die verlorenen Plätze nicht mehr aufzuholen sind.
Zu erwähnen ist noch, dass sich die Rundenanzahl im Laufbahnmodus auch erhöhen lässt, was den Schwierigkeitsgrad ein wenig senken kann: In der Datei "Mods" muss hierzu der Multiplikator unter "CareerLapMultiply" geändert werden (standardmäßig auf "0").
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Alles in allem ist die gebotene Fahr-Action in DTM Race Driver 2 eine gelungene Mischung aus Arcade und Simulation. Echte Fahr-Experten werden mit der "Pro Simulations" Einstellung sicherlich Spaß haben, da das Spiel in diesem Modus nicht mehr viel mit "Arcade" gemeinsam hat - dennoch werden die Experten des öfteren ein Auge zudrücken müssen, eine realistische Simulation ist DTM 2 nicht. Für den Rest der Welt wird aber ein begeisterndes und überragend gutes Fahrmodell geboten - und das für eine Vielzahl verschiedener Autos.
Zum Lenken der Wagen bietet DTM Race Driver 2 neben dem Keyboard eine Unterstützung für analoge Geräte wie Joypad und Lenkrad an. Klar ist, dass eine Autosimulation am besten mit einem Lenkrad gespielt werden sollte - echte Autos steuert man ja auch nicht mit Richtungstasten. Mit der Tastatur lässt sich das Game gut spielen, allerdings steigert sich damit der Schwierigkeitsgrad künstlich, da mit einem Tastendruck nur volles Gasgeben, Bremsen oder Einlenken möglich ist.
Ein ständiges und ruckartiges Korrigieren ist die Folge, was besonders in späteren Rennen nicht gerade gewinnfördernd sein wird. Somit ist nicht nur des Spielspaßes wegen ein Lenkrad mit Schaltwippen und Pedalen oder zumindest ein Joypad zu empfehlen. Force Feedback wird selbstverständlich unterstützt, die Effektstärke ist einstellbar. Schalten lässt es sich automatisch, manuell und manuell mit Kupplung.
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