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Matrox G550 Preview

19. Juni 2001 / von Leonidas / Seite 2 von 2


Der entscheidende Clou an der G550 fehlt aber bisher noch: Zuerst die gute Nachricht: Die Karte hat einen Vertex Shader integriert. Und dann die schlechte: Er ist nicht frei programmierbar. Denn Matrox hat hier weniger an die Spieler, als an ganz andere Dinge gedacht. Doch wieder der Reihe nach ...

Leider sind auch hier die Informationen zu Matrox´ Vertex Shader nur extrem dünn vorhanden. Das einzige, was wir mit Sicherheit sagen können, ist, daß Matrox´ Lösung mit 256 konstanten Registern daherkommt (welche den Programm-Code aufnehmen können) und dies bei der GeForce3 nur deren 96 sind. Aber dann hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Der Vertex Shader der GeForce3 ist dazu da, (relativ) frei vom Spiele-Designer geschriebene kleine Programme auszuführen, um einen Haufen spezieller 3D-Effekte erreichen zu können. Der Vertex Shader in der G550 ist aber nur "supported for HeadCasting applications only". Er könnte theoretisch auch für den DirectX8-Effekt des Matrix Skinning benutzt werden, kann von den Treibern der G550 in Spielen aber nicht angesprochen werden.

Matrox hat hier also auf keinen Fall eine GeForce3 MX anzubieten, die einen günstigen Preis mit DirectX8-Features verbindet (sehr schade!), sondern geht mal wieder in eine ganz andere und vor allem unerwartete Richtung: Die der 3D-Kommunikation. Offensichtlich hat man erkannt, daß es im (LowCost) Business-Markt keine noch offen gebliebenen Wünsche mehr gibt sowie daß die dort die möglichen Features einfach schon von der G450 ausgeschöpft werden - und sucht sich somit ein neues Betätigungsfeld. Mit der 3D-Kommunikation stürzt man sich in dem Sinne wieder in den Endkunden-Markt, wenn auch nicht mit einer Gamer-Lösung.


Matrox geht hier mit Hinweis auf große Marktforschungs-Unternehmen wohl zu Recht davon aus, daß die Internet-Kommunikation in den nächsten Jahres weiterhin dramatisch zunehmen wird, Millionen Chat-Süchtiger werden das bestätigen können. Bislang wird im Netz allerdings noch mit Mitteln kommuniziert, welche auch fast zu Anfang des Internets realisierbar gewesen wären, dies betrifft insbesondere alle text-basierten Chats und Messaging-Anwendungen. Genau hier will Matrox sich ein neues Betätigungsfeld aufbauen - in der 3D-Visualisierung von Chats und Messaging-Anwendungen.

Wenn man es einfach übersetzen will, so sieht dies in der Endform nicht anders als ein "Video-Telefon am Computer" aus. Das Problem dabei ist natürlich, daß die bei einer Video-Echtübertragung auf vernünftiger Qualität aufkommenden Daten für jeden Modem- und ISDN-Benutzer bei weitem zu groß sind: Entweder muß die Übertragungsqualität stark gesenkt werden (womit man dann schon fast ganz drauf verzichten kann) oder aber die Bandbreite der Internetzugänge muß flächendeckend wesentlich steigen (unwahrscheinlich solange die DTAG existiert). Matrox bietet nun eine dritte Lösung an: Anstatt die sehr großen Bilddaten jedesmal hin und her zu transferieren, werden rein das Audio-Signal und die Vertex-Daten zur Lippenbewegung übertragen und die Video-Darstellung vom jeweiligen PC in kompletter Eigenregie übernommen.

Erklären wir es schlicht an einem Praxis-Beispiel: Zuerst scannt man zwei Fotos von sich ein - eine Frontalaufnahme des Gesichts und eine Seitenaufnahme. Aus diesen beiden Aufnahmen erstellt die bei der G550 befindliche Software "Digimask System" von Digimask eine 3D-Reproduktion des eigenen Gesichts, welche recht realistisch wirkt (rechtsstehend zu sehen). Man braucht im übrigen nicht das eigene Gesicht verwenden, es sind auch andere Gesichter, Comic-Figuren etc. als Avatare möglich.

Erstellung einer 3D-Reproduktion des eigenen Gesichts

Mit der ebenfalls beiliegenden Software "HeadFone" von LIPSinc in einer Matrox-Spezialausführung wird dieser Figur dann Leben eingehaucht. Basierend auf rein den Vertex-Daten der Lippenbewegungen berechnet die Software unter Zuhilfenahme des Matrox Vertex Shaders lippensynchron die 3D-Animation. Ergo kann man sich wie bei einem Video-Telefon über das Internet unterhalten, ohne daß dabei die kompletten bandbreitefressenden Video-Daten versendet werden müssen - die Software macht es.

Matrox HeadCasting Engine im Einsatz


Die Idee ansich ist einfach genial und genial einfach. Nur hat sie - zu mindestens aus unserer Sicht leider - nichts mehr mit 3D zu tun. Die G550 ist wohl der eindeutigste Hinweis darauf, daß mit Matrox vorerst nicht mehr im 3D-Sektor zu rechnen ist, zumindestens was echte Chip-Neuentwicklungen betrifft. Es wird immer eine gewisse 3D-Kapazität in den Matrox´schen Grafikkarten geben, aber mehr als LowCost wird es wohl in näherer Zukunft nicht werden. Sicher kann die G550 bei entsprechend hohen Takten eventuell auch in der 3D-Leistung an eine GeForce2 MX-400 herankommen, hat aber immer noch kein T&L - und dies ist nun einmal bei einer Großzahl der 3D-Käufer ein gewisses Killerargument.

Ob sich die HeadCasting-Sache und damit die 3D-Kommunikation über Avatare im Internet durchsetzen wird, steht natürlich noch in den Sternen. Die Idee ist gut, bedingt aber natürlich, daß sich zum einen die G550 in Masse verkauft (schließlich brauchen beide Gesprächspartner eines 3D-Chats eine solche Karte) und zum anderen, daß die Anwender diese Funktion dann auch nutzen. Angesichts der regelrechten Chat-Sucht eines Teils der Internet-Gemeinde ist es sicher möglich, daß sich die Sache durchsetzt, es wäre sogar möglich, daß Matrox mit der HeadCasting-Engine einen Standard auch für andere Hersteller setzt. Dies wird aber die Zukunft zeigen müssen.


Wir nehmen für unseren Teil mit, daß wir die G550 aus 3D-Sicht nicht unter den Tisch fallen lassen und dieser, sobald erste Testexemplare verfügbar sind, entsprechend auf den Zahn fühlen werden. Bei entsprechend hoch gestalteten Takten und mit der zweiten Textureneinheit sollte zumindestens ein vernünftiges 3D-Niveau erreichbar sein. Für die Fans hochwertiger 2D-Karten, welche auch unter 3D passabel verwendbar sein sollen, lohnt es sich auf jeden Fall bis zu den ersten Reviews zu warten, die Millenium G550 soll schließlich schon im 3. Quartal für offiziell 349,- DM (im Handel wohl ca. 300 DM) unter das Volk gebracht werden.



Nachträge:

Weitere ausführliche Artikel zur G550 findet man momentan auf 3D Concept, GNN, AnandTech und Tom´s Hardware Guide, wobei wir für unseren Teil den Artikel von 3D Concept empfehlen. TweakPC haben ihrerseits die offiziellen deutschen Pressemitteilungen auf ihrer Site gebunkert, einmal für den Chip und einmal für die Karte. Und letztlich ist nun auch in Kanada die offizielle Site zur G550 online gegangen. Dort kann man sich u.a. auch ein paar Demos der HeadCasting-Technologie ziehen, wobei der entsprechende FTP-Server momentan erschreckend lahm ist. Und wenn jemand nach Benchmarks der G550 fragt - momentan gibt es nirgendwo welche. Matrox stellt üblicherweise seine Chips erst vor und verschickt erst ein paar Wochen später die ersten Boards.

3D Concept bringen noch einmal eine Richtigstellung zur Matrox G550 und deren Vertex Shader. Oftmals wird in verschiedenen Previews ja von einer vollen T&L Einheit bei der G550 und einem Vertex Shader nach DirectX8 gesprochen, welcher auch in Spielen einsetzbar ist - jedes Preview hatte da bisher so seine ganz eigene Auslegung der Matrox´schen Unterlagen ;-) (welche, um ehrlich zu sein, in diesen Punkten nicht besonders klar sind). Bei 3D Concept lesen wir nun, daß der Vertex Shader "theoretisch in der Lage ist, die kompletten T&L-Berechnungen zu übernehmen, inkl. Clipping und Viewport-Transformationen". Wie aber in unserem vorstehenden Preview schon recht eindeutig ausgedrückt, sind diese Funktionen bei der G550 nicht in Spielen nutzbar, sondern einzig und allein für die 3D-Kommunikation bestimmt.



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