Overclocking-Aussichten Pentium III Tualatin
30. Juli 2001 / von Leonidas / Seite 1 von 3
Pünklich zum heutigen Montag läßt Intel nun endlich die Katze aus dem Sack: Der Pentium III mit Tualatin-Core wurde vorgestellt und ist nun auch in Europa und Amerika verfügbar.
Der neue Core ist dabei in dem Sinne nur ein weiterer DIE-Shrink auf 0.13 micron, um höhere Taktfrequenzen erreichen zu können (weitere Änderungen sind eine DataPrefetch-Einheit und ein in einigen Varianten größerer Level2 Cache). In der Leistung sollte sich der Tualatin-Core kaum vom Coppermine-Core unterscheiden, einzig die Server-Variante mit 512 kB Level2 Cache liegt in den bisherigen Benchmarks um die 10 Prozent vorn und ist damit - wenn nicht all zu teuer - auf jeden Fall vorzuziehen.
Allerdings bringt der Tualatin auch ein verändertes Busprotokoll mit sich, auf das nur Mainboards, welche explizit Tualatin-geeignet sind, diesen Prozessor vertragen. Momentan sind dies nur Boards mit Intels i815-Chipsatz im B-Stepping, weitere angekündige Chipsätze mit Tualatin-Support sind VIA Apollo Pro133T, SiS 633T, VIA Apollo Pro266T, SiS 635T, ALi Aladdin Pro5T - entscheidend ist bei allen diesen das "T" am Ende. In einem Board ohne das neue AGTL+ Busprotokoll schaltet sich der Pentium III Tualatin im übrigen sofort ab, er besitzt dafür eine entsprechende Funktion, die auf das Vorhandensein des richtigen Busprotokolls prüft.
Damit sind für den Tualatin alle bisherigen Boards (außer Intels i815 B-Stepping) inklusive auch der altehrwürdigen i440BX Plattform aus dem Rennen. Es gibt zwar eine Firma in Asien, die einen entsprechenden Adapter-Sockel für den Tualatin bauen will, bis dieser Adpter jedoch hier in Europa vorfügbar ist, wollen wir gar nicht erst in diese Richtung hin orakeln. Wir gehen momentan davon aus, daß man für den Tualatin ein neues Mainboard benötigt, was die ganze Sache natürlich recht teuer macht.
Ein paar Worte noch zu den Taktfrequenzen des Tualatins. Folgende Taktfrequenzen werden in Zukunft im kurzen Leben des Tualatin hergestellt werden (Informationen stammen mehrheitlich aus den letzten Intel Roadmaps):
Level2 Cache | FrontSideBus | Taktfrequenzen, Startzeitpunkte | |
Pentium III (Desktop) |
256 kB | 133 MHz | Q3/2001: 1.13/1.2 GHz |
Pentium III-M (Mobile) |
512 kB | 100 MHz | Q3/2001: 700/750/800 MHz, Q1/2002: 850 MHz |
Pentium III-M (Mobile) |
512 kB | 133 MHz | Q3/2001: 733/800/866/933 MHz sowie 1.0/1.06/1.13 GHz, Q4/2001: 1.2 GHz, Q1/2001: 1.26 GHz, Q2/2002: mehr als 1.26 GHz |
Pentium III-S (Server) |
512 kB | 133 MHz | Q3/2001: 1.13 GHz, Q3/2001: 1.26 GHz, Q1/2002: 1.4 GHz |
Celeron (Desktop) |
128 kB | 100 MHz | Q1/2002: 1.2 GHz und mehr |
Der einzige Prozessor, welcher davon nach Mitte 2002 überleben wird, ist der Celeron-Prozessor, welcher mit dem Tualatin-Core noch ein relativ langes, aber auch recht niedrig getaktetes Leben haben dürfte. Ob der Celeron auf Tualatin-Basis zudem ebenso teuer wie die Pentium III Kollegen auf Tualatin-Basis werden wird, steht noch weit in den Sternen. Bei den Pentium III Typen sollte man sich jedoch keiner Illusion hingeben: Weil Intel nach wie vor massiv den Pentium 4 unterstützt und den Pentium III Tualatin eigentlich nur nebenher für die letzten "Unbelehrbaren" laufen läßt, werden P3T´s (= Pentium III Tualatin) mit Startpreisen a´ 700 DM recht teuer für die angebotenen wenigen MHz sein.
Warum der P3T dennoch sein Potential hat, zeigt die genau andere Seite der Medaille: Eben durch die niedrigen Frequenzen, mit welchen der P3T antritt, ergeben sich gewaltige Overclocking-Potentiale bis hin in Richtung 2 GHz. Und mit so viel wäre das 0.13 micron Design sicher lauffähig - Intel wird nur einen regulären 2 GHz P3T nie herausbringen, weil dies die Pentium 4 Pläne empfindlich torpedieren könnte. Der Pentium 4 hat nun nach wie vor eine wesentlich (25 Prozent) niedrigere "Pro-MHz"-Leistung als der Pentium III und Athlon/Duron, insofern würde Intel sich das P4-Geschäft mit einem P3T @ 2 GHz selbst zerstören.
Dies eröffnet aber wie gesagt dem Overclocker gigantische Möglichkeiten, denn der Core sollte zu Taktfrequenzen in Richtung 2 GHz in der Lage sein. In diversen Reviews und Vorab-Tests konnte bestätigt werden, daß ein 1.13 GHz Tualatin ohne VCore-Erhöhung stabil mit ungefähr 1.45 GHz läuft - mit einer ordentlichen Spannung-Erhöhung sind unserer Ansicht nach problemlos 1.7 GHz und mit späteren Modellen auch bis zu 2 GHz möglich. Und an dieser Stelle wollen wir zum eigentlichen Beweggrund dieses Artikels kommen - den Overclocking-Aussichten und Overclocking-Waagnissen beim Tualatin.
Denn leider ist das Overclocking - vor allem in diesen Dimensionen - beim P3T bei weitem nicht so easy, wie das die in dieser Beziehung regelrecht verwöhnten AMD-User eventuell annehmen könnten. Das Übertakten per Multiplikator entfällt beim Pentium III komplett - so daß man nur noch über den FrontSideBus übertakten kann. Nun, um aber einen 1200er P3T mit nominal 133 MHz FSB auf durchaus mögliche 1700 MHz (nach einer VCore Erhöhung) zu hiefen, sind schon stolze 188 MHz FSB notwendig!
Und so ähnlich sieht dies bei allen anderen Tualatin-Typen aus - um diesen Prozessor bis zum Limit zu treiben, sind bisher eigentlich nicht in Masse ausprobierte FSBs notwendig. Sind heutzutage um die 150 bis maximal 160 MHz FSB unter den Overclockern Standard, so "erfordert" der Tualatin FSBs um die 180 bis 200 MHz - ansonsten würde man den Prozessor gar nicht ausreizen! Nun hören sich 180 bis 200 MHz FSB natürlich erst einmal hervorragend an, werfen aber neue Probleme auf, welche auch nicht von schlechten Eltern sind.