RAMBUS-Speicher wieder auf dem Vormarsch?
28. Februar 2002 / von Leonidas / Seite 1 von 2
Die IT-Branche ist schon eine recht verrückte: Während im vorletzten und auch noch im letzten Jahr das Unternehmen RAMBUS Inc. durch die (eigendefinierten) Ansprüche auf verschiedentliche Speicher-Techniken (darunter auch DDR-RAM und SDR-RAM) einer goldenen Zukunft mit reichhaltig fließenden Lizenzzahlungen entgegensah, führte die einzige wirklich eigenentwickelte RAMBUS-Speichertechnologie aufgrund viel zu hoher Marktpreise ein wahrhaftiges Schattendasein - auch wenn RAMBUS-Speicher seitens Intel bis zum Ende des vergangenen Jahres hin lauthals propagandiert wurde.
Heute nun erleben wir seltsamerweise ein komplett umgedrehtes Bild: Die Lizenzzahlungen für DDR-RAM und SDR-RAM werden wohl bei weitem nicht so reichhaltig sein wie gedacht, da RAMBUS Inc. immer mehr Gerichtsverfahren diesbezüglich verliert und momentan mehr oder weniger davor steht, die meistens dieser Rechte aberkannt zu bekommen. Auch Intel ist weitestgehend "runter" vom RAMBUS-Trip und setzt mehrheitlich auf SDR- und DDR-RAM. Dagegen steht der RAMBUS-eigene Speicher so gut wie nie zuvor da:
So ergaben sich im Preisvergleich von TweakPC am gestrigen Tage für 128 MB no-name PC2100 DDR-RAM Speicher mit CL2,5 Preise von 50,67 €uro bis 69 €uro (im Mittel 56,85 €uro) und für 128 MB Samsung PC800 RAMBUS-Speicher Preise von 58,90 €uro bis 68,99 €uro (im Mittel 62,63 €uro). Damit ist - in diesem Beispiel - RAMBUS nur 10 Prozent teurer als DDR-RAM - eine verschwindend geringe Differenz, denkt man an die um 300 Prozent höheren Preise zum Start von RAMBUS-Speicher anno 1999. Zudem sind im Zuge der Konsolidisierung des Speichermarktes weitere Preiserhöhungen für DDR-RAM durchaus denkbar und möglich. |
Das allein reicht nun aber nicht für ein Comeback von RAMBUS-Speicher, denn: Auf dem OEM-Markt geht es im gewöhnlichen immer um die letzten Pfennige und damit sind SDR- und DDR-RAM weiterhin im Vorteil, auch weil die entsprechenden Boards teilweise erheblich günstiger sind als RAMBUS-Mainboards, welche ja allesamt nur auf dem vergleichsweise teuren Intel i850 Chipsatz basieren. Und im Retail-Markt fehlt nach dem kompletten Schiffbruch, welchen RAMBUS in den letzten zwei Jahren erleben mußte, ganz einfach der notwendige Sex-Appeal für diese Produkte - RAMBUS wird einfach nicht mehr wesentlich beachtet.
So weit, so gut. Eine kommende Entwicklung seitens der Intel-Prozessoren könnte hier aber zu einem größeren Umbruch und zu einem späten Sieg von RAMBUS-Speicher führen. In den News des vorgestrigen Tages wiesen wir auf einen Test bei Tom´s Hardware Guide hin, in welchem ein noch nicht releaster Pentium 4 Northwood auf 2.66 GHz, 133 MHz QDR FSB und 533 MHz RAMBUS-Speichertakt untersucht wurde. Das besondere an dieser CPU ist allerdings nicht der hohe CPU-, sondern vielmehr der hohe FSB- und RAM-Takt. Denn alle bisherigen Pentium 4 Prozessoren, gleich ob mit Willamette- oder Northwood-Core, takten mit 100 MHz FSB und - so sie denn RAMBUS-Speicher verwenden - mit 400 MHz Speichertakt.
Jedoch ist die Anhebung des FrontSideBus der Pentium 4 Northwood Prozessoren längst beschloßene Sache. Voraussichtlich schon nächstes Quartal wird es als erstes Exemplar dieser Gattung einen 2.26 GHz Pentium 4 mit 133 MHz QuadDataRate (QDR) FSB geben. Der 2.5 GHz Pentium 4 wird dann der letzte mit 100 MHz QDR FSB sein - danach wird es nur noch Pentium 4 Prozessoren mit 133 MHz QDR FSB geben (für nähere Infos siehe die Intel CPU-Roadmap bei Hard Tecs 4U).
Und genau in diesem Augenblick, wo Intel den FrontSideBus der Pentium 4 Northwood Prozessoren von 100 auf 133 MHz anhebt und gleichzeitig RAMBUS-Speicher mit 533 MHz ausgeliefert wird, ergibt sich plötzlich wieder ein durchaus spürbarer Vorteil für RAMBUS auf dem Pentium 4. Denn bei 133 MHz QDR FSB erreicht der Pentium 4 prozessor-seitig eine Speicherbandbreite von 4 GB/sec, wofür RAMBUS-Speicher auf 533 MHz mit einem DualChannel Chipsatz (i850 bzw. i850E für 133 MHz FSB) einen exzellenten Gegenpart zu bilden vermag, wie folgende Theorie-Rechnung in Anlehnung an die Beispiele aus unserem Artikel "Bandbreiten: CPU, SDRAM, DDR-RAM & RAMBUS" verdeutlichen mag:
Beispiel 133 MHz QDR FSB Prozessor + PC1066 RAMBUS-Speicher + DualChannel Speicherinterface
Chipsatz zur CPU :
133,333 MHz * 64 Bit * 4 Datenpakete pro Takt = 34133,333 Mill. Bit/sec = 4266,666 Mill. Byte/sec
(= 3,97 GB/sec)
Speicher zum Chipsatz:
533,333 MHz * 16 Bit * 2 Datenpakete pro Takt * 2 Kanäle = 34133,333 Mill. Bit/sec = 4266,666 Mill. Byte/sec
(= 3,97 GB/sec)
DDR-RAM leistet als DDR266 Speicher dagegen nur 2 GB/sec, als brandneuer DDR333 Speicher auch nur 2,5 GB/sec. Beim bisherigen Pentium 4 mit 100 MHz QDR FSB (3 GB/sec) fällt dieser Unterschied noch nicht so wesentlich auf, bei der Erhöhung des FSBs auf 133 MHz (4 GB/sec) gerät DDR-RAM plötzlich relativ stark ins Hintertreffen:
Beispiel 133 MHz QDR FSB Prozessor + PC2700 / DDR333 DDR-RAM Speicher
Chipsatz zur CPU:
133,333 MHz * 64 Bit * 4 Datenpakete pro Takt = 34133,333 Mill. Bit/sec = 4266,666 Mill. Byte/sec
(= 3,97 GB/sec)
Speicher zum Chipsatz:
166,666 MHz * 64 Bit * 2 Datenpakete pro Takt = 21333,333 Mill. Bit/sec = 2666,666 Mill. Byte/sec
(= 2,48 GB/sec)
Noch anschaulicher geht es aus dieser Tabelle hervor:
Bandbreite Chipsatz zur CPU |
Bandbreite Speicher zum Chipsatz |
Unterschied | |
100 MHz QDR FSB Prozessor PC2100 / DDR266 DDR-RAM Speicher |
2,98 GB/sec | 1,97 GB/sec | 1,01 GB/sec (34%) weniger speicherseitig |
100 MHz QDR FSB Prozessor PC2700 / DDR333 DDR-RAM Speicher |
2,98 GB/sec | 2,48 GB/sec | 0,50 GB/sec (17%) weniger speicherseitig |
100 MHz QDR FSB Prozessor PC800 RAMBUS-Speicher + DualChannel Speicherinterface |
2,98 GB/sec | 2,98 GB/sec | keiner = Idealzustand |
133 MHz QDR FSB Prozessor PC2100 / DDR266 DDR-RAM Speicher |
3,97 GB/sec | 1,97 GB/sec | 2,00 GB/sec (50%) weniger speicherseitig |
133 MHz QDR FSB Prozessor PC2700 / DDR333 DDR-RAM Speicher |
3,97 GB/sec | 2,48 GB/sec | 1,49 GB/sec (37%) weniger speicherseitig |
133 MHz QDR FSB Prozessor PC1066 RAMBUS-Speicher + DualChannel Speicherinterface |
3,97 GB/sec | 3,97 GB/sec | keiner = Idealzustand |
Man sollte das Augenmerk hier vor allem auf die Prozentwerte richten: DDR266 liefert auf einem 100-MHz-FSB-System 34 Prozent weniger Bandbreite als PC800 RAMBUS-Speicher, DDR333 nur noch 17 Prozent. Dies deckt sich auch mit den aktuellen Leistungsmessungen diverser Tests: Während DDR266 etwas hinter PC800 RAMBUS zurückliegt, kommt DDR333 in den meisten Fällen auf die identischen Ergebnisse. Hier spielen die besseren Latenzen von DDR-RAM mit hinein, so daß DDR-RAM trotz etwas niedrigerer Bandbreite die gleichen RealWorld-Leistungen wie RAMBUS bieten kann.
Mit dem Sprung auf 133 MHz FSB ändert sich dies allerdings, vor allem steigen die prozentualen Unterschiede: In einem 133-MHz-FSB-System liefert DDR266 glatte 50 Prozent weniger Bandbreite als PC1066 RAMBUS-Speicher, DDR333 immerhin noch 37 Prozent weniger. Durch die gewachsenen prozentualen Unterschiede wird RAMBUS-Speicher plötzlich wieder die klar schnellere Speicher-Lösung für den Pentium 4 darstellen.