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Zum Intel Sockel 775

21. Juni 2004 / von Leonidas / Seite 1 von 1


Hardware-technisch wurde das vergangene Wochenende natürlich dominiert vom Launch der Intel Sockel 775 Plattform, zu welcher entsprechende Pentium 4 Prozessoren sowie die neuen Chipsätze i915 "Grantsdale" und i925 "Alderwood" samit ihren Neuerungen gehören. Die entsprechenden Berichte füllen wie üblich das Web (Liste), die ausführlichsten Werke liesst man bei Hard Tecs 4U und Tom´s Hardware Guide. Und in diesem Fall lohnt sich das Lesen wirklich bzw. macht es sich sogar notwendig, denn Intel führt mit dem Sockel 775 einige grundlegende Neuerungen ein, welche uns die nächsten Jahre begleiten werden.

Als erstes wäre da der Sockel 775 für den Pentium 4, welcher vor allem für höhere Takt-Frequenzen wichtig ist. Für den Sockel 478 wird bei 3.4 GHz Taktfrequenz Schluß sein, darüber hinaus wird es nur Prozessoren für den Sockel 775 geben. Die neuen Prozessoren werden gleich im D0-Stepping ausgeliefert, welches durch eine geringere Core-Spannung von 1.3V (bisher 1.375V) weniger Leistung verbrät als die bisherigen Prescott-Prozessoren.

Zudem führt Intel mit diesem Launch auch ein neues Nummern-System ein, welches jedem Prozessor eine eindeutige, allerdings nicht einem bestimmten Schema folgende Nummer zuweist. Die Angabe der Taktfrequenz wird allerdings weiterhin bleiben - was auch gar nicht so verkehrt ist, denn im Gegensatz zu den AMD Model Ratings kann man sich ehrlicherweise unter den Intel-Nummern nicht viel vorstellen und bleibt somit die Taktfrequenz unseres Erachtens nach die klarere Unterscheidungsmöglichkeit.

Zu erwähnen wäre noch die seitens Intel mit den neuen Prescott-Prozessoren im D0-Stepping hochgesetzte maximale Leistungsaufnahme (TDP) von nunmehr 115 Watt. Eingedenk der bisher 103 Watt, welche für einen Pentium 4 Prescott im Sockel 478 mit 3.4 GHz reichen müssen und der schon erwähnten Absenkung der Core-Spannung sollte diese Spezifikations-Erhöhung damit bis zu Taktfrequenzen von 4.0 bis 4.2 GHz reichen. Und in der Intel-Roadmap steht just ein 4.0 GHz Prescott zum Ende des Jahres an - was danach kommt, wird man schlicht abwarten müssen.

Unterstützt wird der neue Sockel 775 von den neuen Chipsätzen der i915/i925-Riege, welche die meisten der nachfolgend kurz angesprochenen Veränderungen mit sich bringen:

  • Intel i915/i925 Chipsätze
    • i915P = Mainstream-Chipsatz
    • i915G = Mainstream-Chipsatz mit integrierter GMA 900 Grafik, aber zusätzlichem PCI Express x16 Steckplatz
    • i915GV = Mainstream-Chipsatz mit integrierter GMA 900 Grafik, aber ohne PCI Express x16 Steckplatz
    • i925X = HighEnd-Chipsatz (Unterschied zum i915P: "Performance Enhancements")
  • Support für DDR2 bis derzeit DDR2-533
  • Support für PCI Express (20 Lanes insgesamt)
  • integrierte UMA 900 DirectX 9.0 Shader 2.0 Grafikeinheit bei i915G/i915GV
  • High Definition Audio

Als zweite wichtige Änderung zu nennen wäre DDR2-Speicher, welchen es derzeit bis DDR2/533 gibt. Da die Timings dieses Speichers aber mit 4-4-4-12 noch sehr hoch sind und desweiteren DDR2-Speicher selbst auf gleicher Taktfrequenz und gleichen Timings generell etwas langsamer als DDR1-Speicher ist, reicht es momentan nicht für einen Performance-Vorteil durch diesen DDR2/533 Speicher, jener ist derzeit nur genauso schnell wie DDR1-Speicher mit guten Timings á 2-3-3-7.

Hier gilt allerdings es auch den Effekt zu beachten, daß DDR2/533 mit einer Bandbreite von (an einem DualChannel Speicherinterface) 8 GB/sec mehr Bandbreite liefert, als ein Pentium 4 auf FSB800 maximal aufnehmen kann. Mit der geplanten FSB-Steigerung auf FSB1066 im Herbst könnte dieser Vergleich für DDR2 also positiver ausgehen. Auch wird man sehen müssen, wie schnell die Speicherindustrie DDR2/667-Speicher herausbringen und ob es eventuell im Laufe der Zeit auch DDR2-Speicher mit niedrigeren Timings geben wird.

Dritte wesentliche Neuerung wäre PCI Express, welches die bisherigen PCI- und AGP-Subsysteme im Laufe der Zeit komplett ablösen soll. Bisher wird erst einmal nur der AGP-Port komplett weggelassen, die neuen Intel-Chipsätze unterstützen AGP generell nicht mehr. Man kann natürlich weiterhin AGP über PCI anbinden, nur ist dann die Datenübertragungsrate eher unterirdisch (maximal 133 MB/sec, Bandbreite wird sich mit den anderen PCI-Geräten geteilt) und wird Mainstream- und HighEnd-Grafikkarten wohl sogar extrem ausbremsen.

Für PCI Express wird wie schon öfters berichtet ein x16 Steckplatz mit einer Bandbreite von 4 GB/sec (AGPx8 = 2 GB/sec) zum Einsatz kommen, wobei diese 4 GB/sec in beide Richtungen gleichzeitig und in voller Höhe genutzt werden können. Von 8 GB/sec Bandbreite zu sprechen, würde allerdings etwas die Fakten vernebeln, denn bei der häufigsten Anwendung - nämlich 3D-Spielen - spielt der Rückkanal keine wirkliche Rolle. Demzufolge sind nur diese 4 GB/sec interessant, welche das System zu Grafikkarte transferieren kann. Theoretisch waren seinerzeit auch einmal x32 Steckplätze mit 8 GB/sec Bandbreite gleichzeitig Up- und Downstream angedacht, doch da die Grafikkarten-Hersteller ihre Produkte einheitlich auf x16 anbieten werden und zudem x32 Steckplätze in der aktuellen PCI Express Spezifikation nicht mehr erwähnt werden, erübrigt sich derzeit diese Möglichkeit.

Für andere Erweiterungskarten soll im Laufe der Zeit ebenfalls PCI Express jene Rolle übernehmen, welche bisher PCI spielte. Auf den neuen Intel-Chipsätzen gibt es allerdings nach wie vor eine native PCI-Unterstützung, weil der Wechsel von PCI zu PCI Express wesentlich langsamer vonstatten gehen wird als von AGP zu PCI Express. Der professionelle Bereich wird hier sicherlich am meisten profitieren, da dort die Bandbreite von PCI für Video- und RAID-Karten schon des längeren als zu knapp angesehen werden.

Eine neue wichtige Größe bei Mainboard-Chipsätzen wird im übrigen die Anzahl der PCI Express Lanes sein, welche ein Chipsatz unterstützt und welche die Mainboard-Hersteller beliebig auf die PCI Express Slots verteilen können. Die neuen Intel-Chipsätze unterstützen 20 PCI Express Lanes: Da 16 für den Grafikkarten-Steckplatz weggehen, bleiben 4 für die restlichen PCI Express Steckplätze, womit entweder vier x1 Steckplätze oder aber ein x4 Steckplatz möglich sind (es sind nur x1 und x4, nicht aber x2 Steckplätze spezifiziert). Andere Chipsatz-Hersteller werden eventuell mehr PCI Express Lanes anbieten - womöglich gar soviele, daß zwei PCI Express x16 Steckplätze möglich werden.

Vierte wesentliche Neuerung ist die GMA 900 genannte integrierte Grafikeinheit, welche bei den i915G und i915GV Chipsätzen zum Einsatz kommt. Pro forma lesen sich deren technische Daten wie bei heutigen Mainstream-Beschleunigern: DirectX 9.0, Vertex Shader 2.0 Support über die CPU, Pixel Shader 2.0 in Hardware, 4 Pixel-Pipelines und 333 MHz Chiptakt. Doch wie bei allen integrierten Grafiklösung hat auch der GMA 900 Grafikchip seine Achillesferse in der Speicheranbindung, die über den Hauptspeicher läuft und welche sie sich demzufolge mit der CPU teilen muss.

In einem Beispiel mit DDR2/533 (8 GB/sec) und der Annahme, daß sich die CPU mit rund 50 Prozent (3,0 GB/sec) des theoretischen Maximums für die CPU (6 GB/sec) begnügt, stehen der Grafikeinheit also 5,0 GB/sec zur Verfügung. Dies entspräche umgerechnet auf echte Grafikkarten also 312 MHz Speichertakt bei einem 64bittigem Interface oder aber 156 MHz bei einem 128bittigem Interface jener imaginären Grafikkarte. Daraus kann sich jeder schon vorab ableiten, welche Leistungen beim GMA 900 herauskommen werden: Vernünftige Werte, sobald nur die Rechenleistung des Grafikchips gefordert ist - aber keine ausreichenden Werte mehr, sobald die Bandbreite gefordert wird, was schon bei mittleren Auflösungen der Fall sein dürfte.

Bisher gibt es zum GMA 900 Grafikchip nur die Benchmarks von Tom´s Hardware Guide: Diese zeigen erst einmal, daß Intel die Grafikleistung gegenüber der bisherigen Grafiklösung "Intel Extreme Graphics 2" im i865G-Chipsatz deutlichst gesteigert hat, doch auch weiterhin keine Chance gegen ausgewachsene externe Grafikkarten hat. Allerdings wäre es durchaus möglich, daß Intel zukünftig im LowCost-Markt wildert bzw. diesen zum Handeln zwingt, denn der GMA schafft in den meisten Fällen durchaus die Leistungswerte einer 64-Bit GeForceFX 5200.

Dies dürfte Gamer zwar herzlich wenig interessieren, doch damit könnte nVidia gezwungen werden, nur noch die 128-Bit-Lösung dieser Karte anzubieten, sowie eventuell auch ATi, auf die ebenso nur 64bittige Radeon X300SE zu verzichten. Daß das 64bittige Speicherinterface endlich einmal aus dem Grafikkarten-Markt verschwindet, wird nun langsam aber sicher Zeit. Natürlich muß Intel damit die in vorgelinktem Artikel genanntem Darstellungsprobleme des GMA 900 abschalten, aber dies setzen wir jetzt einfach mal voraus. Für ein Spielchen zwischendurch wird sich der GMA 900 Grafikchip (wie alle bisherigen integrierten Lösungen) aber nur eignen, wenn man sich in der Auflösung auf 800x600 begrenzt und bei neueren Spielen all zu leistungsfressende Effekte abschaltet.

Und letztens wäre noch High Definition Audio (HDA) zu nennen, Intel´s neue integrierte 8.1 Audio-Lösung. Wir können diese leider nicht wirklich selber beurteilen - aber glaubt man jenen, die sich mit HDA beschäftigt haben, so hat Intel hier ein absolutes Spitzenprodukt abgeliefert, welches sich auch mit extra Soundkarten anlegen kann (Optimisten reden bereits vom Ende der klassischen Soundkarte). Positiverweise ist HDA als offener und lizenzfreier Standard angelegt, so daß nichts dagegen spricht, daß sich entsprechende HDA-Lösungen zukünftig auch auf Mainboards für AMD-Prozessoren wiederfinden werden.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings auch: Laut Tom´s Hardware Guide scheint Intel in der Tat ein Overclocking-Limit von 10 Prozent eingebaut zu haben. Allerdings können die Mainboard-Hersteller dieses umgehen, wenn sie denn wollen. Insofern sollte eingefleischte Overclocker vor einem Kauf die Mainboard-Hersteller ob dem Vorhandensein dieses Intel-Limits konsultieren. Wirklich bedenklich ist aber eher das Gerücht, daß dieses Limit seitens Intel nicht willkürlich, sondern mit Bedacht auf PCI Express gesetzt wurde. Sollte PCI Express wirklich kritisch in Bezug auf Overclocking sein, könnte dies ein neues Problem für HighEnd-Overclocker werden, welchem man kaum mit Spannungszugaben oder Stickstoff-Kühlung begegnen kann.


Bleibt noch die abschließende Betrachtung: Als erstes muß hier gesagt werden, daß die neuen Intel-Chipsätze offenbar derzeit nicht schneller als die "alten" Chipsätze um i865PE und i875P sind. Wobei es diesbezüglich noch keine Tests mit dem Einsatz von DDR400 auf beiden Seiten gibt, bisher wurde noch DDR400 auf i875P gegen DDR2/533 auf i925X getestet, weil Intel in den Reviewer-Kits nur Mainboards mit dem Support von DDR2-Speicher beigelegt hatte. Auch würden sicherlich Tests mit übertaktetem DDR1-Speicher auf i875P gegen DDR2/533 auf i925X interessant sein, schließlich gibt es schnellere DDR1-Speicher als DDR400 in Hülle und Fülle.

Damit baut sich unserer Meinung nach ein ziemlich zweischneidiges Schwert zu den neuen Chipsätzen und all ihren Innovationen auf. Denn derzeit muß klar gesagt werden, daß diese dem Anwender keine Vorteile bringen: DDR2-Speicher macht die Plattformen momentan nicht schneller, PCI Express wird auf Jahre keine Performance-Vorteile bei Grafikkarten bringen (bei anderen Dingen schon) und High Definition Audio wird sich wohl auch auf anderen Plattformen einfinden. Bei DDR2 wird man noch sehen müssen, was DDR2/667 reissen kann - aber ehrlicherweise müsste man diesen Speicher dann auch eher gegen die besten Entwicklungen auf dem DDR1-Sektor vergleichen, was derzeit immerhin schon DDR550 wäre.

Damit hat Intel einen der innovativsten Launches seit Jahren mit einem Haufen an Zukunftstechnologie hingelegt, welcher leider aber nicht in sofort nutzbarer Mehrleistung resultiert. Besser zum Verkaufen dieser neuen Technologien wäre dieser Punkt aber sicherlich gewesen. Denn damit drängen sich die Neuerungen von Intel nicht wirklich auf, vielmehr kann und sollte man warten, bis man sowieso zu einem Systemwechsel schreitet.

Die Notwendigkeit, jetzt und sofort auf die neuen Chipsätze und Prozessoren zu wechseln, ergibt sich jedenfalls nicht im geringsten: High Definition Audio wird es vermutlich auch auf anderen Plattformen geben, kann also allerhöchstens als kurzfristiger Vorteil für Intel und die neuen Sockel 775 Plattformen gewertet werden. Der neue Sockel selber bringt nur Intel etwas (durch weniger Probleme bei höhertaktenden Prescott-Prozessoren), aber dem Anwender direkt nichts - ganz besonders, wo die Vermutung erlaubt sein darf, daß der Sockel 775 technisch wohl erst ab 5 GHz notwendig wäre, Intel vor dem Erreichen dieser Taktfrequenz aber womöglich schon auf den Pentium-M umgestiegen sein könnte.

Bei PCI Express kann man so lange warten, bis es die gewünschte Grafikkarte nicht mehr in einer AGP-Version gibt, und bei DDR2 sollte man dringend warten, bis DDR2 echte Leistungsvorteile ergibt oder zumindestens gleich günstig ist. Es ist zudem noch überhaupt nicht sicher, ob DDR2 wirklich den Markt von DDR1 übernehmen kann: Sollten sich keine Performance-Vorteile einstellen, blüht potentiell angesichts des momentan noch immer deutlichen Mehrpreises das gleiche Schicksal wie einst RDRAM. Zudem wird sich DDR1 - selbst wenn die Speicherhersteller es wollten - auch nicht so einfach vom Markt verdrängen lassen, da für die AMD-Prozessoren mindestens bis Ende nächsten Jahres weiterhin DDR1-Speicher benötigt wird. So lange aber beide Speicherarten am Markt sind, wird DDR1 weiterhin ein harter Konkurrent für DDR2 sein.

Ganz allgemein sollte man sowieso auf den Support von FSB1066 und DDR2/667 warten, welchen Intel im Herbst mit einer extra Version des Alderwood-Chipsatzes namens i925XE liefern wird. Mit entsprechenden FSB1066-Prozessoren wird Intel die höhere Bandbreite von DDR2 wirklich ausnutzen, zudem wird der FSB1066 dann wohl bis zum Lebensende des Prescott und bei den ersten womöglich doch noch kommenden Tejas-Prozessoren existent sein, so daß man hier echte Zukunftsfähigkeit in den Händen halten würde. So gesehen wäre der jetzige Kauf eines Sockel 775 HighEnd-Systems eine kurzsichtige Entscheidung, weil es bei den FSB800-Prozessoren wohl nicht über 4 GHz gehen wird. Sinn würden aktuelle Sockel 775 Systeme mit der Limitierung auf FSB800 nur machen, wenn man sich jetzt ein (relativ) günstiges 2.8 GHz Sockel 775 System zulegt, welches man später noch einmal auf 4.0 GHz umrüstet.

Insofern sehen wir den bisherigen Sockel 478 noch bis zum Erscheinen des i925XE als mindestens gleichberechtigt zum neuen Sockel 775 an: Ob man ein 3.0 bis 3.4 GHz System auf dem einen oder anderen Sockel kauft, spielt bezüglich Leistung und Zukunftsfähigkeit kaum eine Rolle - einzig der Preis wird wohl klar in Richtung Sockel 478 tendieren. Einzig die AGP-Lösung der jetzigen Sockel 478 Chipsätze könnte potentiell eine Limitierung darstellen, wenn man vor hat, sein System recht lange zu behalten. Wieder einmal gilt das Warten auf "Version 2" einer neuen Produktgeneration, denn erst dann wird sich ein wirklicher Vorteil einstellen.







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