Zum Launch der GeForce 7950 GX2
6. Juni 2006 / von Leonidas / Seite 1 von 1
Mit dem gestrigen Tag hat nVidia erwartungsgemäß die GeForce 7950 GX2 vorgestellt. Wenig erwartungsgemäß hieran war allerdings, daß es sich bei dieser Karte nicht um das schon seit einiger Zeit erwartete Retail-Angebot für Quad-SLI handelte, sondern um eine Karte, die zumindest anfänglich allein als Single-Lösung promotet wird. Damit macht die GeForce 7950 GX2 also nicht ihr ganz eigenes (und vom preislichen Standpunkt her durchaus elitäres) Quad-SLI Marktsegment auf, sondern steigt wie gesagt etwas unerwartet mit den "gewöhnlichen" Grafikkarten in denselben Ring.
Dabei kann man natürlich trefflich darüber streiten, ob die GeForce 7950 GX2 als wirkliche Single-Lösung anzusehen ist, schließlich verdeutlicht ihr spezielles Design von gleich zwei übereinander montierten Grafikplatinen augenscheinlich ihre Abstammung. Doch der wesentliche Unterschied zu bisherigen SLI-Lösungen, egal ob mittels zweier Grafikkarten oder gar "SLI on Board" realisiert, besteht in dem Punkt, daß die GeForce 7950 GX2 für den Endkunden, ganz besonders gerade für den weniger an der eigentlichen Technik interessierten, wie eine Single-Grafikkarten funktioniert. Das einzige, was unter Umständen als Besonderheit benötigt wird, ist ein angepasstes Mainboard-BIOS.
Danach aber bekommt man von dem im Hintergrund wirkenden SLI im Prinzip nichts mehr mit - es wird auch kein SLI-fähiges Mainboard benötigt, noch muß der Mainboard-Chipsatz von nVidia stammen. nVidia macht ergo SLI mit der GeForce 7950 GX2 vollständig Massen-kompatibel, SLI wird nunmehr "nur noch" zur Technik unter der Haube, welche aber den Endanwender nicht mehr kümmern muß. Insofern kann man die GeForce 7950 GX2 somit durchaus eher den Single-Grafikkarten zuordnen als den ZweiGrafikkarten- oder bisherigen (auf SLI-Mainboards angewiesenen) ZweiChip-Lösungen - weil sie eben aus Anwendersicht ganz genauso wie eine einzelne Grafikkarte funktioniert, auch wenn nun zwei Chips auf der doppelten Platine werkeln.
Aber natürlich sollte die Diskussion in erster Linie darum gehen, was man mit der neuen Karte anfangen kann: Momentan kann hierbei allerdings nur von den Fähigkeiten als einzelne Karte gesprochen werden, da Quad-SLI für die GeForce 7950 GX2 derzeit noch nicht freigeschaltet ist - angeblich, weil die diversen PC-Bauer mit Quad-SLI PCs im Angebot noch eine Zeitlang dieses Feature exklusiv vermarkten wollen. Allerdings scheint es inzwischen so, als würde diese Exklusivität nur noch für eine Übergangsphase halten, denn mit neueren Beta-Treibern ist Quad-SLI auch schon auf der GeForce 7950 GX2 möglich. Und zwar dabei auch auf aktuellen GeForce 7950 GX2 Karten - es werden also keine neuen Karten fällig, wenn nVidia eines Tages Quad-SLI für die GeForce 7950 GX2 offiziell freischaltet.
Für den Augenblick ist jedoch erst einmal nur eine Betrachtung der GeForce 7950 GX2 als einzelne Karte möglich - mit den schon in den News besprochenen guten bis sehr guten Resultaten. Im Prinzip alle Testberichte stellen der neuen nVidia-Karte bezüglich der reinen Performance ein glänzendes Zeugnis aus, mit Vorteilen gegenüber GeForce 7900 GTX und Radeon X1900 XTX von meist 20 bis 30 Prozent. Was allerdings auch kein Wunder angesichts der dafür verwendeten Hardware-Power ist: Schließlich stehen hier im Vergleich zur GeForce 7900 GTX bei der GeForce 7950 GX2 gleich einmal eine um 54 Prozent höhere Rechenleistung sowie eine um 50 Prozent höhere Speicherbandbreite zur Verfügung.
Von der reinen Performance abgesehen bringt die GeForce 7950 GX2 als bisher einzige HighEnd-Karte volle HDCP-Kompatibilität mit sich - d.h. der Grafikchip unterstützt HDCP, es befindet sich auf dem Grafikboard ein kleiner HDCP-Baustein mit dem entsprechenden HDCP-Schlüssel und letztlich ist der digitale Ausgang mittels HDCP abgesichert, meist realisiert mittels einer HDMI-Schnittstelle. Prinzipiell ist dies zwar auch schon bei den bisherigen HighEnd-Karten möglich, wurde aber bisher von keinem der Grafikkarten-Hersteller umgesetzt. Bei der GeForce 7950 GX2 plante nVidia den HDCP-Schlüssel sowie den HDMI-Ausgang gleich beim Referenzdesign mit ein, so daß man davon ausgehen kann, daß alle am Markt erhältlichen GeForce 7950 GX2 Karten vollständig HDCP-kompatibel sein werden.
Und letztlich gibt es noch eine geringfügige Abweichung zu den bisherigen Karten GeForce 7900 Serie bezüglich der 3D-Features: Da die GeForce 7950 GX2 schließlich technisch eine SLI-Lösung darstellt, beherrscht sie auch die zu SLI dazugehörigen zusätzlichen Anti-Aliasing Modi, sprich 8x und 16x SLI-AA. Allerdings sei angemerkt, daß dies nur in eher seltenen Fällen (und damit für nur eine geringe Anzahl an Usern) einen Nutzwert haben dürfte, weil speziell das 8x SLI-AA trotz eigentlich Ressourcen-schonenderer Ausführung als das bekannte 8xS Anti-Aliasing langsamer ist als dieses. Somit besteht der Vorteil durch SLI-AA derzeitig allein in der Verfügbarkeit von 16xAA, welches allerdings aufgrund seiner hohen Systemanforderungen nur bei den wenigsten Spielen Einsatz finden dürfte.
Das wirklich überraschende an der GeForce 7950 GX2 ist allerdings deren Preis: Offiziell von nVidia auf 649 Dollar festgesetzt, scheinen die hiesigen Straßenpreise nunmehr erheblich darunter zu liegen. Zwar sind die tiefsten Listungen von derzeit 510 Euro eher skeptisch zu sehen, da allesamt auf aktuell nicht sofort lieferbare Exemplare ausgegeben, aber die ersten lieferbaren Listungen fangen trotzdem mit rund 550 Euro und damit satte 100 Euro unter dem Listenpreis an. Natürlich kann man dies auf den momentan wirklich günstigen Dollar/Euro-Kurs schieben (hierzulande wäre allerdings immer noch die Mehrwertsteuer zu beachten, die US-amerikanischen Preisen prinzipiell fehlt), aber in der Vergangenheit wurde auch wegen der in Europa höheren Steuerlast im gewöhnlichen der Preis 1:1 von Dollar in Euro umgesetzt.
Sollte sich jedoch der Preis von 550 Euro für eine GeForce 7950 GX2 etablieren, würden damit die bisherigen HighEnd-Produkte GeForce 7900 GTX und Radeon X1900 XTX einigermaßen unter Druck geraten. Aktuell kosten beide vorgenannten Karten runde 420 bzw. 450 Euro, was mit einigem Augenzudrücken ungefähr dem Leistungsunterschied entsprechen mag. An der absoluten Leistungspitze ticken die Preisuhren jedoch gewöhnlich anders: Eine Mehrleistung von 20 bis 30 Prozent erfordert hier gewöhnlich einen um 40 bis 60 Prozent höheren monetären Einsatz. Wenn nVidia für eine Mehrleistung von 20 bis 30 Prozent nun aber auch nur 20 bis 30 Prozent Mehrpreis verlangt, so erreicht die GeForce 7950 GX2 trotz ihres sehr hohen Preises immer noch ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis - in ihrem Hochpreissegment wohlgemerkt.
Etwas differenziert kann man dies allerdings bei der Radeon X1900 XTX betrachten: Die Top-Karte von ATI mag bezüglich der reinen Performance ebenso wie die GeForce 7900 GTX recht klar unter der GeForce 7950 GX2 zurückliegen, kann aber weiterhin einige 3D-technische Pluspunkte anbringen, welche nVidia nach wie vor nicht zu bieten hat: Als erstes wäre da der winkelunabhängige anisotrope Filter (Area-AF) zu nennen und als zweites die Möglichkeit, Anti-Aliasing auch unter HDR-Rendering einsetzen zu können. Bei HighEnd-Grafikkarten wiegen diese Punkte besonders schwer, weil sich gerade bei diesen die Performance-Reserven zur Nutzung dieser beiden Features ergeben. Insofern kann man der ATI-Karte weiterhin eine Empfehlung aussprechen - das sie nicht mehr die absolut schnellste im Lande ist, mag für Anhänger einer bestmöglichen Bildqualität dann eher zweitrangig sein.
Nichts desto trotz verschiebt sich damit das Kräfteverhältnis erneut und zumindestens für den ersten Anschein hat ATI der GeForce 7950 GX2 nichts direkt entgegenzusetzen: CrossFire-Kombinationen aus Radeon X1900 XT Karten können die GeForce 7950 GX2 zwar wiederum klar überflügeln, kosten jedoch auch mit über 700 Euro erheblich mehr. Derzeit muß die Stelle des eindeutigen ATI-Counterparts zur GeForce 7950 GX2 in den aktuellen Lineups der beiden großen Grafikchip-Entwickler jedenfalls frei bleiben:
ATI |
nVidia |
|
In diesem Marktsegment gibt es derzeit kein Angebot von ATI. Die nächste verfügbare Möglichkeit wäre ein CrossFire-Gespann aus Radeon X1900 XT und Radeon X1900 CrossFire mit einem Kostenpunkt von etwas über 700 Euro. | absolutes HighEnd Segment (ab 500€) |
GeForce 7950 GX2 (ca. 550 Euro) DualChip: 2x 500/600 MHz, 2x 512 MB 2x G71-Chip, 2x 278M Transistoren, 90nm low-k 48 Rendering-Pipelines, 2x 256 Bit DDR Speicherinterface 16 Vertexshader- und 48 Pixelshader-Einheiten |
Radeon X1900 XTX (ca. 450 Euro) 650/775 MHz, 512 MB R580-Chip, 384M Transistoren, 90nm low-k 16 Rendering-Pipelines, 256 Bit DDR Speicherinterface 8 Vertexshader- und 48 Pixelshader-Einheiten |
mittleres HighEnd Segment (400-500€) |
GeForce 7900 GTX (ca. 420 Euro) 650/800 MHz, 512 MB G71-Chip, 278M Transistoren, 90nm low-k 24 Rendering-Pipelines, 256 Bit DDR Speicherinterface 8 Vertexshader- und 24 Pixelshader-Einheiten |
Radeon X1900 XT (ca. 360 Euro) 625/725 MHz, 512 MB R580-Chip, 384M Transistoren, 90nm low-k 16 Rendering-Pipelines, 256 Bit DDR Speicherinterface 8 Vertexshader- und 48 Pixelshader-Einheiten |
unteres HighEnd Segment (300-400€) |
In diesem Marktsegment gibt es derzeit kein offizielles Angebot von nVidia. Allerdings gibt es einige GeForce 7900 GT Karten mit teilweise starker Übertaktung, die zu Preisen von 300 bis 350 Euro in diesem Marktsegment aktiv sind. |
Radeon X1900 GT (ca. 260 Euro) 575/600 MHz, 256 MB R580-Chip, 384M Transistoren, 90nm low-k 12 Rendering-Pipelines, 256 Bit DDR Speicherinterface 8 Vertexshader- und 36 Pixelshader-Einheiten |
oberes Mainstream Segment (200-300€) |
GeForce 7900 GT (ca. 260 Euro) 450/660 MHz, 256 MB G71-Chip, 278M Transistoren, 90nm low-k 24 Rendering-Pipelines, 256 Bit DDR Speicherinterface 8 Vertexshader- und 24 Pixelshader-Einheiten 512-MB-Versionen verfügbar: ca. 300 Euro |
Radeon X1800 GTO (ca. 170 Euro) 500/500 MHz, 256 MB R520-Chip, 321M Transistoren, 90nm low-k 12 Rendering-Pipelines, 256 Bit DDR Speicherinterface 8 Vertexshader- und 12 Pixelshader-Einheiten |
mittleres Mainstream Segment (150-200€) |
GeForce 7600 GT (ca. 160 Euro) 560/700 MHz, 256 MB G73-Chip, 177M Transistoren, 90nm low-k 12 Rendering-Pipelines, 128 Bit DDR Speicherinterface 5 Vertexshader- und 12 Pixelshader-Einheiten |
Radeon X1600 XT (ca. 120 Euro) 590/690 MHz, 256 MB RV530-Chip, 157M Transistoren, 90nm low-k 4 Rendering-Pipelines, 128 Bit DDR Speicherinterface 5 Vertexshader- und 12 Pixelshader-Einheiten |
unteres Mainstream Segment (100-150€) |
GeForce 7600 GS (ca. 110 Euro) 400/400 MHz, 256 MB G73-Chip, 177M Transistoren, 90nm low-k 12 Rendering-Pipelines, 128 Bit DDR Speicherinterface 5 Vertexshader- und 12 Pixelshader-Einheiten |
Zu dieser Gegenüberstellung sei kurz dazugesagt, daß von den älteren Grafikkarten hierbei die Radeon X1800 XT noch eine entscheidende Rolle im Markt spielt. Zwar steht diese spätestens seit dem Launch der Radeon X1900 GT nicht mehr im offiziellen ATI-Lineup und auch gehen die Angebote zu dieser Karte derzeit schon langsam zurück, doch angesichts des preislichen Punkten ist diese Karte ein absoluter Geheimtip und daher an dieser Stelle weiterhin erwähnenswert: Denn für einen R520-Chip auf 625/750 MHz mit 16 Rendering-Pipelines, 256bittigem DDR-Speicherinterface, 8 Vertexshader- und 16 Pixelshader-Einheiten muß man teilweise gar nur noch 230 Euro löhnen - was bei gegenüber Radeon X1900 GT und GeForce 7900 GT klar besserer Leistung das derzeit zweifellos beste Angebot im oberen Mainstream-Markt darstellt. |
Ob sich dies mit der Zeit ändert, bleibt abzuwarten - ist aber gemäß der aktuellen Gerüchtelage nicht unwahrscheinlich. Schließlich werkelt ATI schon des längerem an einer verbesserten Version des R580-Chips - verbessert in erster Linie bei der Taktbarkeit, allerdings angeblich auch mit dem Support für (deutlich höher taktbarem) GDDR4-Speicher. Ob das bislang "R580+" genannte Projekt nun in den ursprünglich angepeilten 80nm oder doch "nur" in den gängigen 90nm kommt, sei dahingestellt, das Ziel der höheren Taktraten beim R580+ dürfte jedenfalls durch den Markteintritt der GeForce 7950 GX2 inzwischen oberste Dringlichkeit haben.
Und man kann durchaus erwarten, daß ein R580+ mit 750 MHz Chiptakt und durch GDDR4-Speicher schnell auf 1 GHz oder höher gebrachtem Speichertakt mit der GeForce 7950 GX2 mitzuhalten in der Lage ist - nur daß ATI dies dann eben mit nur einem Chip anstatt zweier erreichen würde. Einen entscheidenden Nachteil hat der R580+ allerdings schon jetzt: Der verbesserte R580-Chip wird es nicht vor dem Spätsommer (September) in den Markt schaffen, demzufolge hat nVidia mit der sofort lieferbaren GeForce 7950 GX2 das Feld für sich frei - für mindestens drei volle Monate.
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