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Bericht von der CeBIT 2007

30. März 2007 / von aths, BlackBirdSR & robbitop / Seite 1 von 7


   Ageia

Positiv überrascht wurden wir bei Ageia. Im Voraus hatten wir bereits eine Einladung für ein Treffen bekommen, uns ging es dabei primär um den PhysX-Chip und dessen Zukunft. Wer sich erinnert, im März letzten Jahres stellte Ageia den ersten richtigen externen Physikprozessor für Spiele vor. Der Start ging aber ordentlich daneben, und so gab es viel Kritik und wenig Lob. Zu wenig Nutzen, zu wenig Spiele und zu teuer, das waren die wichtigsten Kritikpunkte. Selbst ein Jahr später gibt es noch immer viel zu wenig Software, die auch wirklich Nutzen aus dem Chip ziehen könnte. Ageia gibt auch offen zu, dass der Start etwas zu früh und der Support nicht ausreichend war.

Hinter den Kulissen hat sich jedoch laut Ageia einiges getan: Uns begrüßte eine Firma, die den Rückschlag anscheinend gut verkraftet hat und uns gegenüber voller Optimismus in die Zukunft blickt. Primär steht die bessere Zusammenarbeit mit der Presse, den Herstellern und den Kunden im Vordergrund. Seit einiger Zeit schon wird die Physik-API, also das grundlegende Softwaregerüst, für Hersteller kostenlos angeboten. Nach Angaben von Ageia ist die Reaktion und das Interesse der Hersteller dann auch durchweg groß und positiv.

Allerdings ist es für eine noch recht kleine Firma nicht möglich, jeden Hersteller zu betreuen, und all zu simpel soll die Einbindung des Beschleunigers auch nicht sein. Will man den Chip dann auch noch benutzen, um spielrelevante Physik zu berechnen, muss der Chip bereits in der Anfangsphase in die Planungen mit einbezogen werden. Das reicht wohl, um die geringe Anzahl an Titeln und teils etwas oberflächlich wirkende Unterstützung in anderen Spielen zu erklären.

Geht es nach Ageia, soll sich das nun ändern. Als erster neuer Titel wird gegen Ende April Cellfactor: Revolution erscheinen. Wer das Video/Demo der Cellfactor-Demonstration im letzten Jahr gesehen hat, konnte sich bereits ein Bild machen. In der nun kommenden Version legt man weiterhin Wert auf viele Objekte, Fluideffekte und Simulation von Gebilden mit stoffähnlichen Eigenschaften (Flaggen, Spinnennetze). Gegenüber letztem Jahr wurde die Objektdichte allerdings etwas verringert (nicht jedes Objekt zerbricht nun seinerseits wieder in viele einzelne Objekte), Optimierungen vorgenommen und neue Levels eingefügt. Neben der fehlenden Spielsubstanz bekommt Cellfactor damit wohl auch die bisher eher schlechte Performance in den Griff.

Ein weiterer Titel läuft unter dem Namen "Warmonger". Basierend auf der Unreal Engine 3, soll man in diesem Shooter nahezu alles zerstören können, was das Level zur Verfügung stellt. Interessanterweise sollen beide Spiele mit jeweils 4-5 Levels wohl komplett kostenlos erscheinen - ein willkommenes Geschenk für bisherige PhysX-Besitzer. Inwiefern es danach Vollpreis-Versionen mit umfangreicherem Content gibt, ist noch unklar.

Der wirklich große Titel mit PhysX-Support ist natürlich Unreal-Tournament 3. Allerdings ist noch unklar, wie genau die Unterstützung hier ausfallen wird. Für komplexere Effekte lässt sich der Chip natürlich einsetzen, inwiefern aber auch Levels erscheinen (und wie viele), deren gesamte Physik von PhysX berechnet wird, ist noch offen.

Im Zuge des Gesprächs ging es nicht nur um zukünftige Titel, sondern auch die berechtige Kritik am Produkt und dessen Support. Aber auch daran will man arbeiten. Bisher war der Benutzer nicht in der Lage, ohne Umwege zu erkennen, ob der Beschleuniger auch genutzt wird. Ein Symbol im Tray-Icon soll hier nun Abhilfe schaffen. Zusätzlich könnte es bald eine Möglichkeit geben, die Karte ohne den Gerätemanager zu deaktivieren, zudem fahren aktuelle Karten den Lüfter herunter, wenn sie nicht in Gebrauch sind. Die fehlenden Einstellungen zur Verringerung der Objektdichte oder Komplexität von Explosionen sind zwar eigentlich Aufgabe der Spiel-Programmierer - aber auch hier will Ageia in Zukunft mehr Einfluss nehmen.

In den USA sind PhysX-Beschleuniger bereits in PCs von Dell und Alienware erhältlich. Auf der CeBIT zeigte man uns Systeme von Acer, welche ebenfalls die Option auf den Beschleuniger bieten. Einige davon werden sogar fest vorinstalliert ausgeliefert. Ageia ist also weiterhin bestrebt, den Markt für sich zu gewinnen. Laut Aussage von Ageia ist sogar die Konkurrenz durch AMD, Intel und nVidia eine teils willkommene Entwicklung - ohne deren Druck würde sich der Markt für konkrete Physikbeschleunigung viel schleppender entwickeln. So erklärte man uns, dass 2007 der Durchbruch und 2008 dann der Einzug in den Mainstream-Markt erfolgen soll. Ageia scheint nach den ersten Rückschlägen das Engagement um die eigene Physik-API und den Physikbeschleuniger nun erst recht zu verstärken.

Zum Schluss kam von Ageia noch die Idee, den Lesern von 3DCenter.org die Möglichkeit zu geben, ihre Fragen/Anliegen an Ageia vorzutragen. In diesem Forums-Thread sammeln wir daher eure Fragen für ein bevorstehendes Interview mit Ageia.


   ATI/AMD

Diese CeBIT war die erste, seitdem ATI von AMD übernommen wurde. Man plant bei ATI/AMD Ende April den weltweiten Launch einer kompletten Grafik-Produktpalette. Dazu gehört eine R600-basierende Grafikkarten-Serie mit dessen kleinen Brüdern RV630 (Mainstream) und RV610 (LowCost). Die Server-CPU Barcelona soll, als erstes K10-Derivat, dann ebenfalls der Öffentlichkeit präsentiert werden. AMD bestätigte uns, dass die K10-Prozessoren kompatibel zu bisherigen AM2-Boards sein werden. Dies ist allerdings mit gewissen Einschränkungen verbunden: Beim Einsetzen in ein AM2-Board entfallen die K10-Features HyperTransport 3.0 und die voneinander unabhängige Einstellung der Kernspannung. Zur Performance gab AMD vor dem Launch natürlich noch keine genauen Daten heraus.


 



Mit dem Grafikkarten-Treiber Catalyst 7.x sollen die Ladezeiten vom Catalyst Control Center (CCC) deutlich verkürzt werden. Ein neues Feature bringt der Catalyst 7.5: Dieser erlaubt den Einsatz einer Multisampling-Variante des Transparenz Anti-Aliasings (nVidia unterstützt dies allerdings bereits seit der Einführung des G70-Chips). In einer nicht finalen Version ist dieses Feature per Registryhack bereits seit dem Catalyst 6.9 verfügbar. Das von vielen unserer Lesern geforderte Vollbild-Supersampling Anti-Aliasing auf Einzelgrafikkarten wird AMD wohl auch weiterhin nicht freigeben. Mittel- bis langfristig will AMD hardwarebeschleunigtes Videoencoding auch unabhängig vom AVIVO Encoding-Tool anbieten.

Zum R600 selbst erfuhren wir aufgrund einer sehr engen NDA-Politik seitens AMD leider nicht viel. Dieser und seine kleinen Brüder bekommen (wie bei nVidia seit der NV4x Serie) nun einen Videoprozessor spendiert, der "UVD" genannt wird und beim Videodecoding die CPU deutlich mehr entlasten soll als die Vorgänger-Grafikchips.

In Zukunft ist auch GPGPU ein großes Thema. AMD unterstützt so weit wie möglich diese Firmen, die Berechnungen auf AMD-Hardware betreiben wollen. Ein Beispiel ist der BOINC-Client der Universität Stanford.

Mit dem "Fusion"-Projekt (zur Verschmelzung von CPU und GPU in einem Chip) verspricht sich AMD eine große Skalierbarkeit bei zukünftigen Produkten. Dabei soll problemlos eine Anpassung zwischen Ultramobile- und HighEnd-Gerät in Zukunft möglich sein. Auch Physikbeschleunigung sei eine Möglichkeit für den Einsatz einer GPGPU. Derzeit arbeite man mit Havok an einer Engine für Beschleunigung von Effekt-Physik zusammen. In Zukunft wolle man ebenfalls mit Microsoft bei einer Kreation einer generellen Physik-API zusammenarbeiten.



 



Uns interessierte, ob die Physikberechnung zusätzlich zur Grafikbeschleunigung auf einer einzigen GPU machbar wäre. AMD bejahte dies, wies jedoch auf mögliche Performanceengpässe hin und empfahl für diesen Zweck ein CrossFire-System.






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