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Pentium 4 - Intel´s nächstes Desaster?

13. Oktober 2000 / von Leonidas / Seite 2 von 4


Betrachtung der Benchmarks

Da braucht man nicht lange um den heißen Brei herumreden - es sieht dramatisch aus für den Pentium 4. Bei einem Taktraten-Vorteil von 5,6 Prozent gegenüber dem Pentium III ist der P4 im Schnitt aller Benchmarks stolze 14,9 Prozent langsamer. Im Fall des Thunderbirds mit einem Vorteil bei der Taktrate von 8,3 Prozent für den P4 ist dieser immerhin noch 9,7 Prozent langsamer. Das ganze läuft auf im blanken Durchschnitt der gewählten Benchmarks 17 bis 18 Prozent langsamer bei gleicher Taktrate hinaus - gegen den Pentium 4.

Gehen wir einmal ein wenig in die Details: Expendable ist ein CPU-limitiertes Spiel, in welchem die benutzte GeForce2 die wenigen Grafikkarten-limitierten Sequenzen problemlos meistert. Darüberhinaus ist es nicht SSE- oder SSE2-optimiert - also ein Game-Benchmark, in welchem es nur auf rohe FPU-Kraft ankommt. Es ist meiner Meinung nach damit auch ein Beispiel für viele Spiele, welche im Jahre 2001 erscheinen werden und - wiederum nur meiner Meinung nach - ziemlich CPU-limitiert sein werden. Die Ergebnisse der P4-Benchmarks sagen in diesem Falle, daß ohne eine ausreichende Optimierung auf SSE2 der Pentium 4 einen ganz schweren Stand bei zukünftigen Hardware-Krachern haben wird. Und - so lange das Spiel so CPU-limitiert wie Expendable ist, nutzt auch die alleinige Optimierung in den Grafikkarten-Treibern nicht sehr viel - der Spiel-Code selber müßte genauso optimiert sein.

Bei Quake III Arena sieht es schon wesentlich freundlicher für den P4 aus. Das es unter 640*480 zu deutlichen Vorteilen für den P4 reicht, sollte Intel maßlos begeistern - ist es doch eine Unsitte der meisten Hardware-Reviewer, CPU-Reviews ausschließlich unter 640*480 Fastest zu tätigen. Sicher interessiert diese Auflösung die Hardcore-Quaker, allerdings sind 1024*768 HQ und höher bei weitem beliebter und sollten genauso getestet werden. Dann wird man auch hier feststellen, daß der P4 Probleme hat - je stärker die Grafikkarte ins Spiel kommt, desto schwächer werden die Zahlen.

Hier wären die SSE2-Optimierungen in den Treibern der verschiedenen Grafikkartenhersteller gefragt. Ob damit diese 30 Prozent, welche unter 1600*1200 @ 32 Bit fehlen, herausgeholt werden können - ich schwanke noch zwischen "kann ich momentan noch nicht beantworten" und "bezweifle ich". Interessant der Vorteil bzw. Gleichstand in den niedrigen Auflösungen, besonders bei 16 Bit. Hier zeigt sich der gigantische Vorteil von SSE-optimierte Software (Q3A gehört dazu), auch wenn es in diesem Fall nur das SSE1 des Pentium III ist (was der P4 selbstverständlich auch beherrscht). Sicher tragen auch hier auch das extraordinäre Bussystem des P4s (4 x 100 MHz FrontSideBus, 2-Channel-RAMBUS) ihren Teil zu den guten Resultaten in diesem Auflösungen bei, Q3A reagiert auf so etwas besonders stark.

3DMark2000: Der momentane Rückstand in den Benchmmarks ist sicher eine lösbare Aufgabe für den P4. Schon allein mittels zukünftiger Optimierungen in den Grafikkarten-Treibern sollte ein Gleichstand erreichbar sein. Sollte - denn wahrhaftig dazu kommen wird es nicht. MadOnion feilt momentan schon heftig an 3DMark2001 - und in diesem wird auch eine komplette SSE2-Optimierung enthalten sein. Damit verkommt dieser eigentlich hübsch anzuschauende Benchmark immer mehr zum reinen Kräftemessen der Optimierungen auf 3DNow!, MMX, SSE und SSE2. Für meine Bergiffe ist 3DMark2000 mit seiner extremen Bevorteilung für T&L-Grafikkarten schon sehr realitätsfremd - 3DMark2001 wird mit seiner SSE2-Optimierung wohl dieser schlechten Tradition folgen. Das Programm ist leider nur noch sinnvoll bei Hardware einzusetzen, welche über keinerlei von MadOnion bevorzugte Technologien verfügt ...

Die Benchmarks mit SiSoft Sandra 2000 sehen auf den ersten Blick duchwachsen aus - hier sollte man im Detail wissen, was genau welcher Benchmark mißt. Der CPU-Benchmark mißt die Integer-Leistung (CPU), welche interessant für Anwendungs-Programme ist, sowie die rohe Rechenleistung (FPU), welche für Spiele interessant ist. Der Memory-Benchmark mißt für die Integer(CPU)- und FPU-Einheiten noch die verfügbare Speicherbandbreite. Alle diese Tests müssen ohne jegliche Erweiterungen wie MMX, SSE, SSE2 oder 3DNow! auskommen und werden sich demzufolge auch nicht durch zukünftige Optimierungen verändern.

Das im CPU-Benchmark die Integerleistung (CPU) des P4 besser ist als die des Thunderbirds, war zu erwarten. Schließlich laufen die Integer-Einheiten des P4 virtuell auf doppeltem Prozessortakt, in diesem Falle 2,4 GHz. Angesichts dessen könnten man sogar sagen, daß der Vorsprung des P4 erschreckend gering ist - allerdings ist Integerleistung auch sicher nicht das, was Gamer benötigen. Wesentlich wichtiger die Rechenleistung (FPU) im CPU-Benchmark von Sandra 2000: Diese weist für den P4 bei 8,3 Prozent höherem Takt einen Nachteil von 4 Prozent aus!

Dies ist insofern ein dramatisch schlechtes Ergebnis, als das dieser spezielle Test blank mit der zur Verfügung stehenden FPU-Leistung nach oben skaliert. Will sagen: Während bei anderen Benchmarks immer auch andere Komponenten mitspielen, beschränkt sich dieser Test absolut rein auf die Rechenleistung und auf nichts anders. Und in diesem Fall ist eben die Rechenleistung des Pentium 4 mit 1,2 GHz niedriger als die des Thunderbird mit 1,1 GHz. Wie vorher schon ausgeführt werden daran wohl auch die kommenden SSE2-Optimierungen nichts ändern. Die beiden Memory-Benchmarks von Sandra 2000 bestätigen mit fast identischen Relationen diese Ergebnisse nochmals.

Die übrigen theoretischen Tester (SysMark2000, Winstone99 und Winbench99) stellen größere, umfangreiche Testprogramme dar - welche damit einen gewissen Rückschluß auf die Anwendungsperformance zulassen (dafür sind sie auch konstruiert). Allerdings benötigen sie als größere Programme auch dringend einer eingebauten SSE2-Optimierung - denn die Benchmarks sind die schlechtesten im Testfeld. Ohne optimierter Software kann man dem Pentium 4 satte 30 Prozent schlechtere Leistungen unter Windows bescheinigen. Die extrem schlechten Werte im FPUMark von Winbench99 bestätigen die Aussagen des FPU-Testers von Sandra 2000.

Diese letzten Testprogramme und die von ihnen repräsentierten Windows-Anwendungen stellen allerdings auch die typischen Optimierungs-Fälle dar. Sicher ist es nicht möglich, so ein Programmklotz wie Microsoft Windows einfach schnell mal auf SSE2 umzuschreiben - langfristig wird dieses aber mit Sicherheit passieren. Sicher werden oben genannte Testprogramme zuerst unter den SSE2-optimierten Programmen zu finden sein ;-))






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