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Spezifikationen ATi Radeon LE

4. Januar 2001 / von Leonidas ... Nachtrag vom 26. Januar ... Nachtrag vom 10. Februar


ATi hat ein Problem. Da ist man nun unverhofft und eigentlich ohne eigenes Zutun die Nr.2 im Retail-Markt - und bekommt trotzdem kein Bein auf den Boden. Der lange Schatten des Etikettenschwindels bei den früheren "3D-Chips" Rage I, II und Pro ist immer noch deutlichst zu erkennen. Dieses Erbe wiegt nach wie vor schwer beim User.

So schafft es ATi denn auch nicht, die eigentlich leistungsfähige Radeon-Serie mit DDR-RAM in angemessenen Stückzahlen unter das Volk zu bringen. Schlimmer noch bei der Radeon mit SDR-RAM: Obwohl auf einen eigentlich wesentlich volumenstärkeren Markt zielend, wird diese Karte ganz offensichtlich von den Käufern gemieden. Zum Teil ist dies auch dem höheren Preis bei Leistungen gleich bzw. unterhalb GeForce2 MX - Niveau geschuldet, z.b. auch in dem sehr umfangreichen Review von 3D Concept nachzulesen.


So gesehen schein es logisch, daß ATi einen neuen Angriff im mittleren bis unteren Preissegment wagen muß. Die Radeon SDR ist wohl auch herstellungstechnisch zu teuer, um diese einfach unterhalb des GeForce2 MX - Niveaus in den Markt zu drücken. Also muß eine Karte her, welche sich günstig produzieren läßt und trotzdem auf den typischen MX-Markt zielt. Die Radeon VE ist dies nicht - mit nur einer Rendering-Pipeline und ohne T&L, dafür aber mit einer DualHead-ähnlichen Technologie zielt die Karte wohl klar in den Business-Bereich.

Von der chinesischen Seite PCPop kommen denn erste Informationen zu einem neuen, bisher unbekannten Projekt namens ATi Radeon LE (sogar mit Bild). Wer mag, kann sich auch das Original in chinesisch durchlesen :-) Über den Wahrheitsgehalt der Informationen kann man nur spekulieren - allerdings liegt immer irgendwo ein Körnchen Wahrheit drin. Gehen wir einfach mal von der Richtigkeit der Sache aus - und verkünden nachfolgend die Spezifikationen der Radeon LE, zur besseren Übersicht in den Vergleich zu anderen Chips gebracht:


Radeon LE

Radeon SDR

Radeon VE

GeForce2 MX

KYRO

Fertigung
(micron)

0.18

0.18

0.18

0.18

0.25

Pipelines

2

2

1

2

2

Textureneinheiten
pro Pipeline

3

3

3

2

1

Chiptakt
(MHz)

150

160

183

175

115

Pixelfüllrate
(MPixel)

300

320

183

350

230

Texelfüllrate
(MTexel)

900

960

550

700

230

T&L Einheit
integriert

ja

ja

nein

ja

nein

Speicherinterface
(Bit)

64

128

64

128

128

Speicherart

DDR

SDR

DDR

SDR

SDR

Speichertakt
(MHz)

150

160

183

166

115

Bandbreite
(GB/sec.)

2,2

2,4

2,7

2,5

1,7

RAM-Bestückung
(MB)

32

32

8-32

32

32-64

DualHead

nein

nein

ja

ja

nein

Anmerkung: Aufgrund der anderen Architektur kann man die Zahlen beim KYRO eigentlich nicht direkt mit denen anderer Karten vergleichen. Um dies zu tun, müsste man die Füllraten des KYRO ungefähr mit "3" und die Speicherbandbreite ungefähr mit "2" multiplizieren.

Einen weiteren Unterschied hat die LE noch zur originalen Radeon: Es fehlt das Bandbreite-sparende HyperZ-Feature. Das mag zuerst verrückt klingen, ist doch Bandbreite heutzutage alles und Füllrate eigentlich ausreichend vorhanden. Sieht man sich die Daten der LE direkt gegen die MX an, wird aber klar, worauf ATi hinaus will: Die Bandbreite ist niedriger, die Füllrate höher. Ergo wird es eine exzellente 16-Bit-Karte - und ein Loser unter 32 Bit.

Das mag in dem einem oder anderem die Frage aufkeimen lassen, was wir mit einer weiteren schwachen 32-Bit-Karte sollen, aber seien wir ehrlich: Zumindestens in den fordernden Tests ist die MX von nVidia unter 32 Bit keine Wahl - eine nur wenig teurere DDR-RAM-GeForce schlägt sie um Längen. Da fehlt der MX einfach die nötige Bandbreite durch ein 128bittiges DDR-RAM-Speicherinterface. ATi sieht das ähnlich und versucht deshalb gar nicht erst, irgendwelche Siege unter 32 Bit anzustreben. Die Karte soll klar unter 16 Bit die Führungsposition im MX-Markt übernehmen.


Das ganze ist natürlich auch mit einer Prise Taktik gewürzt: Wenn man die MX unter 32 Bit wirklich übertrumpfen wollte, würde das die Karte einiges teurer machen. So hat man ein billiges 64-Bit-Speicherinterface, der 150 MHz DDR-RAM sollte auch sehr günstig zu bekommen sein. Die Kombination beider Teile ist auf jeden Fall günstiger als 150 MHz SDR-RAM mit einem 128-bittigem Speicherinterface, welches die gleiche Bandbreite zu einem wohl höheren Preis bietet. Dazu streicht man das DualHead-Feature der anderen LowCost-Varinate VE, welche eh mehr in das Business-Segement zielt. Genauso gestrichen wird das HyperZ-Feature - da man unter 32 Bit sowieso nicht gewinnen kann, wird dieses nicht benötigt. Und aufgrund der nur 150 MHz Chiptakt kann die aktive Kühlung genauso gespart werden ...

... und fertig ist ein wirklicher LowCost-Chip, der um die 100 Dollar angeboten werden soll. Das ist dato günstiger als eine MX, allerdings wird man sehen müssen, wann die Radeon LE bei uns aufschlägt und wann dieser Preis also gültig sein wird. ATi´s Chancen stehen auf dem Papier ganz günstig, daß die LE der MX ernsthaft Konkurrenz machen kann. Ein Haken an der schönen Story ist allerdings schon jetzt zu sehen: ATi´s Treiber (auch die der Radeon) waren nie bekannt dafür, den 16-Bit-Modus besonders gut darstellen zu können. Und dies könnte sich noch als die Archillesferse des ganzen Vorhabens erweisen ...



Nachtrag vom 26. Januar:

Auf der chinesischen Seite PCPop befindet sich schon ein Review der ATi Radeon LE. Das ganze mit Technik, Benchmarks, Bildern und alles - und natürlich der Unsicherheit, ob daß denn alles so passt. Offiziell ist die Karte von ATi noch nicht einmal angekündigt wurden ... Wenn wir davon ausgehen wollen, daß PCPop Recht hat, wäre die einzige Spezifikations-Änderungen zu den schon zu lesenden Specs gleich die sensationellste: Anstatt einem 64bittigem DDR-Speicherinterface soll es nun ein 128bittiges Interface richten - und weiterhin mit DDR-RAM. Zusammen mit dem 148 MHz Speichertakt kommt man so auf eine Speicherbandbreite wie die GeForce DDR und damit knapp unterhalb GeForce2-Niveau - oder auch anders: 80 Prozent mehr als eine MX. Logischerweise zieht die Radeon LE damit der GeForce2 MX in den Benchmarks in den höheren Auflösungen und unter 32 Bit um einiges davon. Stellt sich die Frage: Wo liegt dann eigentlich der Unterschied zur normalen Radeon mit DDR-RAM - nur der reine Taktunterschied 148 zu 166 MHz? Und wie will ATi die angestrebten 100 $ als Preis für die LE realisieren, wenn man doch ein - teures - 128bittiges Interface verwendet? Und wie wahr sind die Informationen von PCPop? ...



Nachtrag vom 10. Februar:

In Fernost und den Staaten sind sensationellerweise schon ATi Radeon LE Karten erhältlich. Wie schon im ersten Review der Karte durch PCPop zu erfahren, ist die Karte eine etwas niedriger getaktete Radeon (Chip- und Speichertakt 150 MHz), hat kein HyperZ-Feature, dafür aber einen 128 Bit Speicherbus und DDR-RAM! Oder anders: Eine Speicherbandbreite von 4,6 GB/sec. gegenüber einer von nur 2,5 GB/sec. bei einer gewöhnlichen GeForce2 MX. Oder noch anders: Gleich einer GeForce1 DDR - nur mit wesentlich günstigerem Preis. Denn der bewegt sich so um die 95 Dollar in den Staaten - nach Umrechnungskurs, Steuer und Fracht sollten das ca. 250 DM sein. Für diesen Preis sollte die LE unter 32 Bit glatt unschlagbar sein, so auch dem neuem Review bei K-Bench zu entnehmen. Gag am Rande: Das HyperZ-Feature ist in den Treibern der LE nur deaktiviert - und läßt sich einfachst wieder einschalten. Danach ist die Radeon LE eine etwas heruntergetaktete vollwertige Radeon DDR - zu einem Superpreis. Mal schauen, wann sich ATi nun endlich offiziell zu dieser Karte bekennt ...






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