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nVidia vs. KYRO II

6. April 2001 / von Leonidas / Seite 1 von 4


Das hat doch die kleine Welt der Grafikkarten-Enthusiasten einigermaßen erschüttert, als vorgestern ein internes nVidia-Dokument (PDF, 1 MB, lokal) die Runde machte, in welchem "gar ungeheuerliches" über den KYRO II zu lesen war. Aufgrund der in diesem Dokument teilweise abgrundtief falsch dargestellten Faktenlage und des sehr unseriösen Schreibstils wollten wir jedoch zuerst auf eine Reaktion nVidia´s warten, bevor wir dieses Dokument wirklich nVidia zuordnen.

Nun, diese Bestätigung hat sich gestern ergeben (Derek Perez, PR Manager nVidia: "its an NVIDIA document"), so daß wir uns dieses Dokument nun in aller Ruhe ansehen und darüber reden wollen. Es ist eine Präsentation im PDF-Format auf 12 Seiten, welche wir nachfolgend Seite für Seite durchgehen wollen.

Vorab anzumerken sei, daß dieses Material laut nVidia zur internen Mitarbeiter-Motivation eingesetzt wird. Allerdings ist dies nur die Hälfte der Wahrheit - es wird schließlich das Verkaufspersonal damit "motiviert" - und dieses spricht naturgemäß mit nVidia´s Kunden (Boardhersteller, OEMs), also Außenstehenden. Auch wenn das Dokument sicher nie diesen Außenstehenden zu Gesicht kam, so werden dessen Argumente aber doch bei Verkaufsgespächen benutzt wurden sein.


nVidia-Dokument Seite 1

Kein verspäteter April-Scherz - das vertrauliche Dokument datiert auf den März diesen Jahres. Thema wird der Vergleich der KYRO II gegen vorwiegend die GeForce2 MX sein, obwohl diese eigentlich nicht in der selben Leistungsklasse spielen (auch wenn nVidia das mag, daß dies so gesehen wird - das hält die KYRO II kleiner, als sie ist).


nVidia-Dokument Seite 2

Jetzt kommen wir schon zum gleich zum Punkt: Wenn der KYRO II ein Aufguß eines 1997er Chips ist, stellt die GeForce3 auch nur einen Aufguß des 1997er Riva 128 dar. Argumentatorischer Blödsinn ist so etwas.

Die Aussage, der KYRO II sei für DirectX6 konzipiert, ist falsch - er ist für DirectX7. Das T&L in DX7 ist keine Muß-, sondern eine Kann-Funktion - für das Siegel "DirectX7 erfüllt" spielt das keine Rolle. Erst mit DX8 wird programmierbares T&L zur Pflicht. Und außer der GeForce3 unterstützt auch keine nVidia-Karte DX8 vollständig - ganz gewiss keine GeForce2 MX.

Daß die KYRO II kein AGPx4 beherrscht, ist schlicht falsch. Daß die PowerColor KYRO I Karten Probleme mit AGPx4 haben, hat nichts mit dem KYRO-Chip ansich zu tun - die Videologic KYRO I beherrscht problemlos AGPx4 in allen Spielen. Eventuell sollte nVidia an dieser Stelle besser notieren, daß vielen GeForce 1/2/3 Karten aufgrund des Preisdrucks unter den Grafikboard-Herstellern und der damit verbundenen teilweise billigsten Produktion nur mit AGPx2 und manchmal nur mit AGPx1 (meine persönliche GeForce2 Ultra!) zu einer wirklichen Stabilität zu verhelfen ist.

Daß die KYRO II kein Hardware T&L unterstützt, ist 100%ig korrekt.

Aber mit der TwinView Option hat nVidia keine guten Karten: Die Praxis zeigt, daß Matrox hier immer noch uneinholbare Vorsprünge hat. Für das Spielen bringt TwinView nichts, weil es kein Spiel unterstützt. Und für das Arbeiten fehlen die Windows 2000 Treiber, die einen eben so großen Funktionsumfang haben wie die Windows 9x Treiber. TwinView ist nett, hat sich aber bei weitem nicht so durchgesetzt, wie nVidia das gerne hätte.

Zum Design-Team: Videologic hat mit dem KYRO II erst einmal wenig zu tun - weil dort allerhöchsten das Referenzboard-Design herkommt. Und da hat Videologic schon mit dem KYRO I gute Arbeit abgeliefert - besser als viele nVidia-Boardhersteller. Der Chip selber ist aber bei PowerVR Technologies designt wurden.

Zum Thema SGS Thompson: Diese alte Firmierung von STMicro hat relativ wenig mit der heutigen Firma STMicro zu tun und damit hinkt auch der Vergleich zu alten Zeiten. Im übrigen stellte dieser Chip-Fabrikant (SGS) seinerzeit für nVidia die Riva 128 Chips her - so schlecht kann er nicht gewesen sein, wenn nVidia selbst mit ihm zusammengearbeitet hat. Mal abgesehen davon, daß man in der freien Wirtschaft solche Aussagen wie sie nVidia zu SGS Thompson abgelassen hat, tunlichst vermeidet - ein Fest für die Anwälte ;-))

Das Guillemot bisher kein eigenes Board-Design erstellt hat, ist nicht weiter tragisch, denn: Es wird auch weiterhin dabei bleiben. Nach allen bisher vorliegenden Informationen übernimmt Guillemot für seine KYRO II Karte das Referenzdesign von Videologic.


nVidia-Dokument Seite 3

... womit sich diese Seite mehr oder weniger gleich komplett erledigt hat. Eine faustdicke Lüge leistet sich nVidia hier aber noch: Denn im ganzen erwähnten AnandTech-Artikel kommt die von nVidia angegebene Formulierung nicht zur Sprache! Der Original-Text des Reviews bei Anandtech lautet ziemlich anders:

Our prerelease card is a modified STMicro reference design will most likely be shrunk by the time the product hits shelves.


Kein Wort über ein nVidia-Design, sondern im Original-Bericht die klare Aussage, daß das Design von STMicro kommt (Hersteller des KYRO 1/2 Chips, diese werden wohl ein etwas modifiziertes KYRO I Design einsetzen). Ich weiss nicht, was nVidia hier geritten hat, AnandTech solche falschen Worte in den Mund zu legen. Damit fällt auch der Rest der Seite als klare Lüge heraus aus der weiteren Betrachtung - Guillemot muß überhaupt keine nVidia Designs "hacken", um die KYRO II zum laufen zu bekommen.


Update: AnandTech hat wohl in der ersten Fassung seines Reviews tatsächlich etwas von dem geschrieben, was nVidia da sagt (und es dann später geändert). Ich nehme meine Aussage von einer "Lüge" hiermit unter Bedauern zurück. Das diese ursprüngliche Aussage AnandTech´s allerdings nicht der Realität entpricht, muß nVidia allerdings trotzdem vorher schon gewußt haben (man wird doch wohl ein eigenes Design erkennen können).






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