Zum 3DCenter Forum
Inhalt




Overclocking-Aussichten Pentium III Tualatin

30. Juli 2001 / von Leonidas / Seite 3 von 3


Bitte zum Celeron unbedingt das Update beachten

Galt vorherige Betrachtung allein die Desktop- und Server-Varianten, so wollen wir nachfolgend auch noch auf den kommenden Celeron mit Tualatin-Core eingehen. Dieser sollte preislich nicht ganz so hoch wie die Desktop-Varianten angesiedelt sein, hat aber wieder den Nachteil des kleineren Level2 Caches von nur 128 kB. Entscheidender als die reine Cache-Größe wirkt sich allerdings aus, daß Intel diesen Celeron-T mit höherer Wahrscheinlichkeit ähnlich wie den Celeron auf Coppermine-Basis realisieren wird. Das heißt, es wird ein normaler Tualatin-Core mit 256 kB Level2 Cache genommen, bei diesem exakt die Hälfte des Caches deaktiviert und dies ganze als Celeron-T verkauft.

Diese Methodik hat aber einen großen Nachteil: Es wird gleichfalls die Hälfte der Cache-Anbindung vernichtet - anstatt 8-fach assoziativ wie beim richtigen Tualatin läuft der Cache des Celeron-T nur 4-fach assoziativ - wie schon beim Celeron mit Coppermine-Core. Dieser verlor durch diese Methodik ca. 10 Prozent Leistung gegenüber einem Pentium III Coppermine - und gleiches wird aller Voraussicht nach auch beim Celeron-T passieren. Bei aller Liebe zum Tualatin-Core - der Celeron mit Tualatin-Core wird wieder nur kastriert sein.

Wo Schatten ist, gibt es aber auch Licht: Die von vielen Marktbeobachtern kritisierten 100 MHz FrontSideBus des Celeron, mit welchen auch der Celeron-T vorerst antreten wird (ob er später einmal mit 133 MHz FSB kommt, ist ungewiss, aber nicht unmöglich), ermöglichen dem Celeron-T ein wesentlich besseres Overclocking als bei den normalen Tualatins.

Der Grund ist einfach: Wenn man einen Tualatin übertaktet, kommt man im Normalfall nur von 133 MHz auf 166 MHz FSB, danach streiken die Subsysteme. Dies entspricht einer Übertaktung von exakt 25 Prozent. Wenn man einen Celeron-T von 100 MHz nominellen FSB auf 166 MHz FSB treibt, hat man immerhin 66 Prozent übertaktet! Sicher kann man einen Celeron-T absolut gesehen nicht weiter als einen echten Tualatin übertakten, allerdings ist es zum einen risikoloser (gefährliche AGP-, PCI- und RAM-Takte werden erst später erreicht) und man kann einen prozentual höheren Overclocking-Erfolg erzielen:

  Übertaktungsaussicht: problemlos 140 MHz FSB Übertaktungsaussicht: maximal 166 MHz FSB
Celeron-T 1.2 GHz @ 1.68 GHz 2.0 GHz

Auch hier gilt natürlich wieder, daß 2 GHz momentan noch unerkundetes Terrain darstellen - Garantien für derartige Overclocking-Erfolge kann also keiner geben. Aber es düften sich höhere Frequenzen mit dem Celeron-T auf jeden Fall wesentlich einfach als mit dem Tualatin realisieren lassen - obiges Beispiel mit 140 MHz FSB ist im Vergleich recht ungefährlich bezüglich der Übertaktung der AGP-, PCI- und RAM-Takte und kommt trotzdem auf einen sehr guten Prozessorspeed.

Trotzdem sei hier noch einmal der Nachteil des Celeron-T und auch des Celeron auf Coppermine-Core angemahnt: Sie sind nun einmal um die 10 Prozent langsamer als ein gleichgetakteter Pentium III. Zur Verdeutlichung:

  Wieviel Gigahertz sind notwenig, um die gleiche Leistung wie dieser Prozessor zu erhalten?
(ohne Berücksichtigung des FSB-Taktes)
  Pentium III Tualatin 1.2 @ 1.2 GHz Pentium III Tualatin 1.2 @ 1.6 GHz
Pentium III-S (Server-Tualatin) 1.2 @ 1.09 GHz 1.2 @ 1.45 GHz
Celeron-T 1.2 @ 1.32 GHz 1.2 @ 1.76 GHz

Berücksichtigt man dann noch die unterschiedlichen FSBs, drifften die Unterschied noch gewaltiger auseinander:

  Wieviel Gigahertz sind notwenig, um die gleiche Leistung wie dieser Prozessor zu erhalten?
(unter Berücksichtigung des FSB-Taktes)
  Pentium III Tualatin 1.2/133 @ 1.2 GHz / 133 MHz FSB Pentium III Tualatin 1.2/133 @ 1.6 GHz / 178 MHz FSB
Pentium III-S (Server-Tualatin) 1.2/133 @ 1.14 GHz / 127 MHz FSB 1.2/133 @ 1.53 GHz / 170 MHz FSB
Celeron-T 1.2/100 @ 1.44 GHz / 120 MHz FSB 1.2/100 @ 1.98 GHz / 165 MHz FSB

Wie zu sehen, geht der Unterschied bei den unterschiedlichen FrontSideBussen zwischen Pentium III Tualatin und Celeron-T dann schon auf ca. 20 Prozent hoch. Ergo ist ein Celeron-T 1.2 @ 1.6 GHz zwar ein schöner und auch recht sicher zu bewerkstelligender Übertaktungserfolg, allerdings auch nur soviel wie ein 1.33 GHz Pentium III Tualatin wert. Dies sollte bei aller Begeisterung über die wesentlich geringeren Schwierigkeiten beim Celeron-Übertakten immer mit bedacht werden.


Was bleibt abschließend zu sagen?
Der Tualatin wird ein Overclocking-King mit Hürden. Wenn der Multiplikator frei wäre, würden wohl sehr viele ihre Tualatins auf 2 GHz hiefen. So muß man aber aufgrund der niedrigen Multiplikatoren den Weg der hohen Systemtakte gehen - und dies macht eben nicht jedes System mit. Tualatin-Overclocking erfordert neben der sowieso schon teuren CPU im gewöhnlichen noch superschnellen und damit auch wieder teuren RAM, ein neues Board und jede Menge Glück. Im Prinzip wird damit eigentlich nur ein mittelmäßiges Preis-/Leistungsverhältnis erreicht, selbst den Overclocking-Erfolg eingerechnet. 1.8 GHz werden sich mittels AMD-Prozessoren wohl billiger und einfacher realieren lassen.

Was trotzdem der elementare Reiz am Tualatin-Overclocking darstellen wird, sind ausgerechnet die extrem hohen Systemtakte. Der Tualatin ist wohl der erste Prozessore, der ungewollt aufgrund seiner niedrigen Multiplikatoren solch hohe Systemtakte ermöglicht - und hier liegt nun der entscheidende Mehrgewinn:

Angenommen, es gelänge einen Pentium III-S von 1.4 GHz bei 133 MHz FSB auf 2 GHz bei 190 MHz FSB zu übertakten, würde dieses System aufgrund der hohen "Pro-MHz"-Leistung des Tualatin und des extrem hohen und damit noch weiter leistungssteigerenden FrontSideBusses selbst einen Pentium 4 mit 3 GHz noch wegrassieren - und letzterer wird ja nun erst Ende 2002 / Anfang 2003 erscheinen.


Falls solche extremen Übertalktungen gelingen, hat man ein System für die Zukunft, welches dann wirklich einmal jahrelang durchhalten kann. Der Tualatin-Core ist aller Vorraussicht nach bis in Richtung 2 GHz übertaktbar, die Grenze der möglichen Übertaktbarkeit wird dabei in den meisten Fällen weniger der Prozessor selber als die zu hohen Systemtakte abstecken.

Damit ist aber auch schon angedeutet, für welche Usergruppe das Tualatin-Overclocking Sinn macht - und für welche nicht. Tualatin-Overclocking ist die hohe Schule, ergo sollte man sich wirklich mit allen Wechselwirkungen zwischen FSB-, RAM-, PCI- und AGP-Takt entsprechend auskennen sowie schon eine gesunde Overclocking-Erfahrung mitbringen. Man kann den Tualatin natürlich auch geringfügig und damit sicher übertakten, nur das lohnt angesichts des Preises der CPU kaum. Beim Tualatin lohnt nur Extrem-Overclocking bei 160 MHz FSB und mehr, ansonsten ist das Preis-/Leistungsverhältnis zu schwach. Für alle, die sich dies nicht zutrauen, ist der Tualatin definitiv nicht zu empfehlen.

Für den Celeron mit Tualatin-Core können wir allerdings andere Aussichten stellen: Dieser wird relativ einfach von den nominellen 100 MHz FSB auf 133 MHz FSB und auch wesentlich mehr zu takten sein, dies ist eventuell sogar für Overclocking-Anfänger realisierbar. Vernünftige Taktfrequenzen a´ 1.6 GHz sind mit dem Celeron-T auch jeden Fall einfacher zu erreichen als mit dem Pentium III Tualatin. Allerdings spricht gegen den Celeron-T seine wesentlich geringere "Pro-Mhz"-Leistung, ein 1.6 GHz Celeron-T würde gerade einmal einem 1.33 GHz Pentium III Tualatin entsprechen. Aus Leistungsgründen ist der Celeron-T daher unserer Meinung nach nicht empfehlenswert - nur der Pentium III Tualatin auf hohen FSB- und damit auch insgesamt hohen Taktfrequenzen macht großartig Sinn.

Denn nur wenn man eine hohe Taktfrequenz auf einem leistungsfähigen Core (was der Celeron-T nicht ist) bei gleichzeitig hohem Übertaktungserfolg erreicht, lohnt es sich überhaupt, noch auf den Tualatin zu setzen. Ansonsten sind die AMD-Prozessoren und selbst die Pentium 4 Prozessoren sinnvoller. Um dies noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Einen Pentium III Tualatin unübertaktet oder einen Celeron-T übertaktet oder unübertaktet zu betreiben, halten wir aus den verschiedenen vorstehend angeführten Gründen nicht für sinnvoll, der Pentium III Tualatin macht nur für den Extrem-Overclocker Sinn, welcher sein Exemplar zu FrontSideBussen a´ 166 MHz und mehr treibt.



Update vom 20. September 2001:

So wie es ausschaut, baut Intel den neuen Celeron auf Tualatin-Basis nun doch mit 256 kByte Level2 Cache. Diese Information ergibt sich jedenfalls aus den ReadMe´s zu den aktuellen BIOS-Updates der ECS Elitegroup Sockel370-Boards P6IEAT, P6IEMT, P6IPAT und P6IPMT, welche alle den Vermerk "To update for new 1.2G ( 100 X 12 ) with 256K cache Celeron sign on." tragen. Es wurde vorher zwar schon vielfach über "128 kByte oder 256 kByte" spekuliert, handfestes gab es aber bislang nicht.

Und sollte sich ECS Elitegroup hier nicht ganz gründlich irren, so könnte der neue Celeron mit Tualatin-Core eine durchaus interessante CPU werden (Celerons ab 1.2 GHz sind Tualatins), einen humanen Preis vorausgesetzt. Denn der Nachteil der CPU ist gleichzeitig auch deren Vorteil: Genau durch die nur 100 MHz FSB und die recht niedrigen Taktfrequenzen (der Tualatin-Core kann wesentlich mehr) kann man den Celeron-T exzellent übertakten - und mit den 256 kByte Level2 Cache an Board hat der Celeron-T eben keinen Nachteil gegenüber dem "echten" Pentium III mehr. Der einzige verbleibende Unterschied des FSBs wird schließlich durch das Overlocking egalisiert. Will sagen: Ein Celeron-T 1.2 GHz @ 1.6 GHz bei 133 MHz FSB ist genauso gut und schnell wie ein echter Pentium III 1.6 GHz - nur das es letzteren nach Intel´s Willen nie geben wird.



Update vom 21. Oktober 2001:

Digit-Life haben einen interessanten, aber zugleich auch ernüchternden Artikel zum Intel Celeron Tualatin mit 1.2 GHz anzubieten. In den Benchmarks verliert doch in der Tat ein 1.2 GHz / 100 MHz FSB Celeron Tualatin mit weitem Abstand gegen einen 1.13 GHz / 133 MHz FSB Pentium III Tualatin. Selbst ein auf 1.44 GHz / 120 MHz FSB übertakteter Celeron Tualatin kann den genannten 1.13 GHz / 133 MHz FSB Pentium III Tualatin nicht knacken! Dabei haben beide Prozessoren jeweils 256 kByte Level2 Cache zur Verfügung und greifen nach bisheriger Vermutung sogar auf absolut identische Cores zurück.

Angesichts dieser Ergebnisse stellt sich aber die Frage, ob Intel am Celeron Tualatin nicht doch etwas (nach unten) gedreht hat. Wie kann sonst ein 1.13 GHz Prozessor vor einem 1.44 GHz Prozessor liegen? Selbst der um 13 MHz (10 %) höhere FSB-Takt sollte die 307 MHz Takt-Unterschied (21 %) nicht in jedem Falle wettmachen können, der Theorie nach müßte der Celeron Tualatin leicht, aber meßbar vorn liegen. In diesem Zusammenhang würde uns einmal ein WCPUID Cache-Screenshot des Celeron Tualatin interessieren. Denn schließlich lag auch schon beim Celeron Coppermine der Leistungsunterschied zum Pentium III Coppermine zu einem nicht geringem Teil an der schlechteren Cache-Anbindung des Celeron-Prozessors.


Update vom 23. Oktober 2001:

Es gibt in Digit-Life´s Review des Celeron Tualatin mit 1.2 GHz tatsächlich einen Hinweis (von uns anfänglich übersehen, Thx Christoph), weshalb der Celeron-T so viel langsamer gegenüber einem Pentium III Tualatin sein könnte: Die Hardware Prefetch-Einheit wurde beim Celeron-T disabled (ist neu beim Tualatin-Core dabei, sorgt dafür, daß Daten schon vorausschauend geladen werden können). Damit sind natürlich durchaus 10 Prozent weniger Leistung erklärbar, womit die von Digit-Life gemessenen Ergebnisse in Ordung gehen sollten. Damit steht aber auch fest, daß der Celeron-T wieder nur "kastriert" antritt - und er auch bei gleichem FSB-Takt langsamer als ein vollwertiger Pentium III Tualatin sein muß. Das gleiche Spiel also wie schon seinerzeit beim Celeron mit Coppermine-Core :-(.

Der Test der x-bit Labs weist dieser CPU zudem ähnlich schlechte Performance-Werte wie die bisherigen Tests aus - der Celeron-T mit 1.2 GHz / 100 MHz FSB hat auch dort nicht den Hauch einer Chance gegen einen Pentium III-S Tualatin mit 1.13 GHz / 133 MHz FSB. Die x-bit Labs haben aber freundlicherweise die Cache-Daten des Celeron-T abgedruckt - und sie sind bei auf einen (unbedeutenden) Tick bei der Level2 Cache Latency absolut identisch zum Pentium III Tualatin. Damit bleibt die beste Erklärung für den Performance-Rückstand des Celeron-T nach wie vor die deaktivierte Hardware Prefetch-Einheit, wie dies im Test von Digit-Life vermerkt wurde.



Kommentare, Meinungen, Kritiken können ins Forum geschrieben werden - Registrierung ist nicht notwendig Zurück / Back 3DCenter-Artikel - Index Home

Shortcuts
nach oben