Intel Pentium 4 Northwood Preview
21. Dezember 2001 / von Leonidas / Seite 2 von 2
In Bezug auf die vorgenannten gute Übertaktbarkeit eilte dem Pentium 4 Northwood schon vorab ein sehr guter Ruf voraus, als Intel auf dem Intel Developer Forum im August 2001 einen Pentium 4 Northwood zeigte, welcher kurzzeitig sogar mit 3,5 GHz lief. Logischerweise sollte die bessere Fertigungstechnologie des Northwood relativ sofort den Sprung auf 2,5 GHz selbst mit den ersten Serien-Prozessoren ermöglichen.
Reale Aussagen zum Overclocking des Northwood kommen bisher wieder von Hardware.fr und zweimal von der japanischen Overclocker-Seite amddiyoc. In allen diesen Fällen wurde ein Pentium 4 Northwood mit 2.2 GHz benutzt. Hardware.fr kam nun im Overclocking-Versuch mit diesem Boliden auf 2.53 GHz (CPU-Spannung von 1.5 auf 1.7 Volt erhöht). Einer der Overclocker bei amddiyoc kam auf 2.65 GHz (CPU-Spannung unbekannt), der andere amddiyoc-Overclocker auf stolze 2.92 GHz (CPU-Spannung von 1.5 auf 1.82 Volt erhöht). Einrechen sollte man bei den japanischen Ergebnisse, daß japanische Overclocker im gewöhnlichen Extrem-Kühlung und Voltage-Mods benutzen, was nicht unbedingt flächendeckend auf unsere Gefilden übertragbar ist.
Damit scheint aber zumindesten vorerst auch in der Praxis bestätigt, was die Theorie schon vorhergesagt hatte: Der Northwood lässt sich wunderbar übertakten. 20 bis 30 Prozent mehr CPU-Takt scheinen mit den niedrig getakteten Northwoods (der niedrigste wird das 2.0 GHz Modell sein, zur Unterscheidung zum Willamette-Core "2.0A" genannt) recht sicher machbar. Ob diese Erkenntnis allerdings auch noch auf das im Sommer zu erwartende 2.5 GHz Modell und die darauffolgenden Modelle zutrifft, wäre vorerst zu bezweifeln. Wahrscheinlich werden diese ebenfalls noch gut übertaktbar sein, aber wohl kaum in dem jetzt möglichen Ausmaß von 20 bis 30 Prozent und mehr. Sollten die kommenden Northwood-Reviews diese exzellente Übertakbarkeit bestätigen, dürften die Northwood-Cores 2.0 und 2.2 GHz echte Tips für Overclocker werden.
Bleibt letztlich noch eine einzige Frage offen, welche die Gemüter schon zur Einführung des Athlon XP erregte: Läßt sich AMD´s Performance Rating auch gegenüber Intel´s Pentium 4 Northwood halten? Sicherlich betont AMD, direkt auf das PR angesprochen, immer wieder, daß jenes nur einen Vergleich zwischen Athlon XP und "älteren" AMD-Prozessoren bieten soll, sprich dem Athlon (ohne XP). Gleichzeitig macht AMD in den das Performance Rating begleitenden Maßnahmen aber mehr als deutlich, daß es eigentlich um den Vergleich zum Pentium 4 geht - nur darf dies AMD offiziell aus wohl wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht beim Namen nennen.
Für diesen Vergleich bemühen wir wieder einige Zahlen von Hardware.fr. Getestet wurde ein Athlon XP 1900+ gegen einen Pentium 4 Northwood 2.0 GHz. Leider hatten Hardware.fr keine Zahlen eines Athlon XP 2000+ anzubieten, welcher für diesen Vergleich treffend gewesen wäre. So sollte aus diesem Vergleich also theoretisch kein Gleichstand herauskommen, sondern sich ein kleiner Vorteil für Intel ergeben - falls das PR-Rating einen idalen Gleichstand zwischen Northwood und Athlon XP erzeugt:
Vorteil Northwood 2.0 GHz gegenüber Athlon XP 1900+ | |
3DMark2001 | 0 % |
Quake III Arena | 8 % |
Flask MMX | - 6 % |
Flask SIMD | - 5 % |
Gogo | - 3 % |
Maya 4.0 | - 2 % |
Content Creation Winstone 2001 | - 9 % |
Durchschnitt | - 3 % |
© Hardware.fr |
Wie wir sehen, kommt hier kein Vorteil für den Northwood, sondern ein kleiner Nachteil heraus. Das Performance Rating ist also auch in Bezug auf den Northwood noch zutreffend. Es ist sogar noch etwas niedriger angesetzt, der Unterschied dürfte ca. 5 Prozent betragen (immer eingerechnet, daß in obigen Vergleich nur ein Athlon XP 1900+ antrat). AMD hat hier also noch ein klein wenig Luft - was immer gut ist für den Fall, daß die Erhöhung auf 133 MHz QDR FSB beim Pentium 4 ein Stückchen mehr Performance hervorzaubern kann als die Erhöhung auf 166 MHz DDR FSB beim Athlon XP. Das Performance Rating ist also vorerst nicht im geringesten in Gefahr.
Der entgültige Abschluß dieses Artikels :-) gehört dann wieder dem Pentium 4 Northwood: Wir nannten vorstehend die Modelle mit 2.0 und 2.2 GHz als diese, welche sich wohl am besten übertakten lassen würden. Möglicherweise nicht ganz so gut übertaktbar, aber dafür andersweitig interessant dürften die Modelle mit 2.26 und 2.4 GHz sein. Diese Prozessoren werden erstmals beim Pentium 4 mit 133 MHz QDR FSB antreten (die 2.4 GHz Variante wird es auch mit 100 MHz FSB geben), ab März/April 2002 soll das 2.26 GHz Modell an den Start gehen.
Der relative Übertaktungserfolg wird hier eventuell nicht ganz so groß sein wie bei einem übertaktungsfreudigen 2.0 GHz Modell, allerdings taktet man beim 2.26 GHz Modell gleich von leistungsfördernden 133 MHz FSB aus nach oben. Dementsprechend könnte insbesondere der 2.26 GHz Pentium 4 Prozessor wohl der beste aus Preis-/Leistungs- und Overclocker-Sicht sein - wahrscheinlich lohnt es sich, auf diesen zu warten. Dies ist allerdings nur eine eher persönliche Vermutung, welche sich erst noch wird beweisen müssen.
Prinzipiell kann man dies als Schlußwort stehen lassen: So reizvoll der Northwood auch ist, es lohnt sich aller Wahrscheinlichkeit nach, noch bis zum Frühjahr auf die 133-MHz-FSB Modelle zu warten. Sicher wird deren Performance-Gewinn nicht gigantisch sein können, wenn nicht gleichzeitig mit entsprechenden Mainboards die Speicherbandbreite des Hauptspeichers angehoben wird, was heute noch völlig im Nebel liegt. Trotzdem kann man sagen, daß man mit einem 100-MHz-FSB Northwood auch nur ein halbes Auslaufmodell erwirbt, welches innerhalb weniger Monate durch die 133-MHz-FSB Modelle ersetzt werden wird. Erst den Pentium 4 Modellen mit Northwood-Core im Sockel 478 und mit 133 MHz FSB wird eine längere Lebensdauer beschieden sein.
Nachtrag vom 7. Januar:
Jetzt ist er da, der Pentium 4 mit neuem Northwood-Core. Und wie schon vorab erwartet, gibt es außer dem größeren Level2-Cache keine die Performance des Chips betreffenden Änderungen am Prozessor-Design. So halten sich auch die Zugewinne durch den neuen Core in engen Grenzen - und sind wohl auch sehr davon abhängig, welche Benchmarks eingesetzt werden. In unserem vorstehenden Preview waren es noch 11 Prozent Vorsprung, welche der Northwood-Core gegenüber dem bisherigen Willamette-Core verbuchen konnte, in Hard Tecs 4U´s Review sind in im Schnitt der dort eingesetzten Benchmarks nur noch 5 Prozent. Im Schnitt rein nur der Spiele-Benchmarks sind es aber auch bei Hard Tecs 4U wieder rund 9 Prozent, welche der neue Northwood-Core bei gleicher Taktfrequenz schneller ist.
Dies ist definitiv nicht übermäßig viel - der große Unterschied in der Pro-MHz-Leistung gegenüber den AMD-Prozessoren wird zwar damit verringert, aber nicht wirklich abgetragen. So ist auch ein Athlon XP 1900+ noch in der Lage, selbst einem Pentium 4 Northwood mit 2.0 GHz noch weitestgehend Paroli zu bieten. Der heute von AMD releaste Athlon XP 1.66 GHz / 2000+ wird sich dementsprechend irgendwo in die Mitte zwischen Pentium 4 Northwood mit 2.0 und mit 2.2 GHz legen. So kann Intel zwar erneut mit seinem 2.2 GHz Modell die schnellste verfügbare CPU stellen - aber zu was für einem Preis: 533 mehr MHz benötigt Intel momentan, um sich wenige müde Prozente vor AMD positionieren zu können. Wahrlich nicht unbedingt ein Ruhmesblatt der Intel´schen Ingenieurskunst ;-).
Nachtrag vom 8. Januar:
Das interessanteste am Pentium 4 Northwood ist zweifelsohne das Overclocking: Schon die Willamette-Cores waren keine schlechten Overclocker, wenn man einen der niedriger getakteten Typen benutzte. Mit der Verkleinerung der Fertigungstechnologie von 0.18 micron (Willamette) auf 0.13 micron (Northwood) sollten nun noch wesentlich größere Sprünge möglich sein. Overclocking-Abschnitte gibt es bei den Northwood-Artikeln von [H]ard|OCP Hard Tecs 4U, GamePC, Hot Hardware, SimHQ, Target PC und der Virtual Zone. Dabei kristallisierte sich heraus, daß 400 bis 500 MHz mehr fast problemlos und mit meist nur sehr geringer Spannungserhöhung möglich sind.
Hard Tecs 4U haben beim Overclocking des Pentium 4 Northwood jedoch einen gewissen Haken ausmachen können: Es besteht die Möglichkeit, daß der Northwood-Core "FSB-gelockt" ist, zusätzlich zum schon jahrelang üblichen Mulitplikator-Lock der Intel-Prozessoren. Leider geben hier die meisten CPU-Reviews keine wirkliche Antwort auf solche Fragen, da die meisten Hardwareseiten die Prozessoren direkt von Intel beziehen und diese an die Hardwareseiten zumeist nur ungelockte Confidential-Samples herausgeben, die aber natürlich nicht in den Handel gelangen.
Bei Hard Tecs 4U trat jedenfalls der Fall ein, daß das Mainboard bei ab 114 MHz FrontSideBus stur auf den standardmäßigen 100 MHz FSB zurückschaltete. Aller Wahrscheinlichkeit ist dies eine Funktion des Mainboards, da der FSB über einen Taktgeber des Mainboards gesteuert wird. Dieser Fall passierte bei einem Board mit Intel i850 Chipsatz - bei einem Board mit dem alternativen SiS 645 Chipsatz war FSB-Overclocking dagegen problemlos möglich. Möglich, daß Intel beim Design seiner eigenen Chipsätze entsprechende Overclocking-Riegel vorgeschoben hat. Es kann sich hier zwar durchaus nur um einen Einzelfall handeln, es kann aber auch Methode dahinter stecken. Dies gilt es in Zukunft genauestens zu beobachten.