Intel Pentium 4 Northwood Preview
21. Dezember 2001 / von Leonidas / Seite 1 von 2
Intel´s Pentium 4 ist mittlerweile ein ganzes Jahr alt und trotzdem noch weit von den hohen Marktanteilen entfernt, welche Pentium I, II und III jeweils nach dem ersten Jahr ihrer Einführung bereits innehatten. Ganz im Gegenteil - während die Pentium 4 Vorgänger allesamt mehr oder weniger vom ersten Tag an reißenden Absatz fanden, ist der Pentium 4 nach wie vor ein Nischenprodukt. Dafür gibt es primär zwei Gründe, welche auch schon zu Zeiten des Pentium 4 Start zu sehen waren: Zum einen der hohe Systempreis eines Pentium 4 Systems und zum anderen die niedrige Pro-MHz-Leistung des Pentium 4.
Nun, das Argument des hohen Systempreises ist insbesondere in den letzten Wochen stark zurückgedrängt wurden. Mit der Einführung der verschiedenen DDR-RAM-Chipsätze für den Pentium 4 (VIA P4X266(A), SiS 645 und Intel i845D) sinkt nicht nur der Preis des Mainboards gegenüber den bisher notwenigen recht teuren i850-Platinen, sondern es wird auch kein RAMBUS-Speicher mehr notwenidig. Sicher ist dieser mittlerweile recht günstig zu haben - aber eben immer noch ca. 50 bis 70 Prozent teurer als DDR-RAM Module. Zusammen mit den aktuell wirklich günstigen Preisen für Pentium 4 Prozessoren dürfte das Thema "Preis" im Zusammenhang mit dem Pentium 4 spätestens im nächsten Jahr absolut erledigt sein.
Nachdem nun das erste "Contra Pentium 4" - Argument sich mehr oder weniger in Wohlgefallen aufgelöst hat und dies auch noch weiterhin tun wird, stellt sich die Frage, wie es mit dem zweiten großen Argument gegen den Pentium 4 aussieht: Der gegenüber dem Athlon-Prozessor um die 20 bis 30 Prozent niedrigeren Pro-MHz-Leistung. Letztlich hat sich hier Intel in den letzten Monaten eigentlich nur durch höhere Taktraten retten können. Dies mag sicher die Käufer von Mediamarkt-PC beeindrucken - aber diejenigen, welche für ihr Geld gute Leistungen sehen wollen und nicht große Zahlen, deutlich weniger.
Als "Heilsbringer" für diese Misere ward schon in den frühen Pentium 4 Tagen der dem ersten Pentium 4 Core Willamette folgende Northwood-Core von Fans und Medien auserkoren. Nach dem Starter-Core Willamette, welche sozusagen nur zum "Antesten" des Pentium 4 benutzt wurde, sollte der Northwood die Sache wieder zugunsten Intel´s richten. Und nun - nach einem Jahr Pentium 4 und Willamette-Core, ist es endlich soweit: Der Northwood-Core steht vor der Tür und wird am Anfang Januar 2002 zu haben sein.
Gemäß seiner Rolle als "Erlöser" der Pentium 4 Architektur waren die Erwartungen in diesen Core zu Anfang diesen Jahres recht hoch. Man nahm eine deutliche Verbesserung der Leistung an, einfach weil die Athlon-Prozessoren schneller waren und man Intel unter diesem Zugzwang sah. Im Laufe des Jahres lichtete sich aber immer mehr der Schleier um den Pentium 4 Northwood. Zuletzt wusste man schon recht gut über diesen Chip Bescheid und mittels des kommenden Start des Northwood-Core Anfang Januar ist es ein offenes Geheimnis, welche Änderungen dieser Core mit sich bringt.
In 0.13 micron anstatt in 0.18 micron gefertigt. Damit sinkt die Verlustleistung der Prozessoren drastisch und es sind höhere Taktraten bis 2.53 GHz und mehr im Jahre 2002 und ca. 4 bis 5 GHz in den kommenden Jahren möglich.
512 kByte Level2 Cache anstatt 256 kByte.
Höherer FrontSideBus von 133 MHz QDR (gegenüber 100 MHz QDR), allerdings erst bei den Modellen ab 2.26 GHz im 2. Quartal 2002.
Änderungen Northwood-Core gegenüber Willamette-Core:
Jegliche Spekulationen über weitere Änderungen des Pentium 4 Designs können damit beiseite gelegt werden. Intel benutzt in dem Sinne den "alten" Willamette-Core, spendiert diesem 512 anstatt 256 kByte Level2-Cache (womit keine direkte Änderung am Chipdesign nötig ist) und fertigt dies einfach in einem 0.13 micron Fertigungsprozeß. Die 133 MHz FSB sind in dem Sinne keine direkte Änderung des Northwoods - man könnte auch den Willamette auf 133 MHz hiefen, wenn man dies wollte. Rein vom Core her ist damit der Northwood gegenüber dem Willamette unverändert.
Für die Kritiker des Pentium 4 ist dies natürlich schwer enttäuschend, da der Pentium 4 sicher einige Schwachstellen hat, welche durchaus einer Überarbeitung bedürften (zu kleiner Level1-Cache, zu wenig FPU-Einheiten, viel zu wenig Decoder-Einheiten). So bleibt - bis zur Einführung des 133-MHz-FSBs - der größere Level2-Cache als einziger Ansatz bestehen, um dem Pentium 4 zu einer höheren Pro-MHz-Leistung zu verhelfen. Der Einführung des 133-MHz-FSBs beim Pentium 4 wird AMD im übrigen nach allen Erwartungen mit einem 166-MHz-FSB beim Athlon XP entgegnen (jeweils 33 MHz mehr), so daß sich dieser kommende Vorteil des Pentium 4 wohl im Vergleich zum Athlon XP wieder egalisieren wird.
Es bleibt also allein der größere Level2-Cache. Wir hatten hier im Vorfeld orakelt, daß dieser für 5 bis 15 Prozent mehr Performance sorgen kann, mit einer Tendenz eher in den höheren Bereich dieser Prognose hinein. Nun ist zwar der Start des Northwood-Cores erst für Anfang Januar 2002 vorgesehen, eine mutige französische Seite veröffentlichte aber vorab schon Benchmarks des Northwoods. Auf Hardware.fr findet man in dem Sinne schon ein komplettes Review des Pentium 4 Northwood, welches wir nachfolgend in einigen Punkten zitieren wollen.
Daß es diesen Arikel schon jetzt geben kann, erklärt sich wohl dadurch, daß Händler und OEM-Hersteller schon seit Mitte November Northwood-Lieferungen empfangen, damit Anfang Januar der Prozessor nicht nur offiziell gelauncht, sondern auch gleich verkauft werden kann. Intel legt in dieser Beziehung löblicherweise viel Wert darauf, daß zu einem Produktstart ein Produkt auch gleich kaufbar ist - ganz im Gegensatz zu einigen Grafikkartenherstellern ;-).
Zum Test: Hardware.fr takteten jeweils einen Willamette als auch einen Northwood mit exakt 1.5 GHz, um die direkten Unterschiede zu ermitteln. Folgende Ergebnisse kamen dabei heraus:
Vorteil Northwood gegenüber Willamette bei 1.5 GHz | |
3DMark2001 | 9 % |
Quake III Arena | 14 % |
Flask MMX | 13 % |
Flask SIMD | 11 % |
Gogo | 7 % |
Maya 4.0 | 16 % |
Content Creation Winstone 2001 | 7 % |
Durchschnitt | 11 % |
© Hardware.fr |
Ergo bringen die 512 kByte Level2 Cache dem Northwood-Core um die 11 Prozent mehr Performance, was absolut im Rahmen der Erwartungen liegt. Sicher wird es zum Start des Northwood-Cores noch wesentlich tiefgehendere Reviews mit wesentlich mehr Benchmarks geben, aber an diesen 11 Prozent wird sich wohl kaum noch etwas großartig ändern - möglicherweise im Rahmen von ein bis zwei Prozent mehr oder weniger, aber nicht wesentlich.
Damit verbessert sich die Pro-MHz-Leistung des Pentium 4 mit einer guten Steigerung, ohne dabei jedoch wirklich zum Athlon und Athlon XP aufschließen zu können. Hardware.fr testeten an dieser Stelle im übrigen auch einen Athlon XP 1.47 GHz und 1.53 GHz mit: Erster ist 14,5 Prozent und Zweiterer ist 15 Prozent schneller als der Pentium 4 Northwood mit 1.5 GHz. Klar ausgedrückt heißt das:
Der Athlon XP ist bei gleichem Takt immer noch ca. 15 Prozent schneller als der Pentium 4 Northwood.
Auch diese Zahl wird durch die kommende Test-Flut zum Pentium 4 Northwood sicher noch etwas korrigiert werden müßen - ein bis zwei Prozent in die eine oder andere Richtung, also wieder nicht wesentlich. Die Tendenz geht hier im übrigen in Richtung "weniger", da Hardware.fr bei ihrem Pentium 4 auf ein Mainboard mit i845D-Chipsatz setzten, es aber schnellere DDR-RAM-Chipsätze für den Pentium 4 von VIA und SiS gibt.
Damit erfüllt der Pentium 4 Northwood zwar nicht die insgeheim an ihn gestellten Erwartungen, in der Pro-MHz-Leistung mit dem Athlon XP gleichzuziehen. Der Unterschied ist aber zumindestens nicht mehr so dramatisch wie vorher. 15 Prozent Unterschied sind letztlich tragbar, man will ja auch nicht zu kleinlich sein. Bei diesen nur noch 15 Prozent kann man dann durchaus die Vorteile des Pentium 4 Northwood stärker in Betracht ziehen, als da wären die höheren Auslieferungsfrequenzen und die sehr gute Übertaktbarkeit.