Die Grafikchips des kommenden Halbjahres
19. August 2003 / von Leonidas / Seite 2 von 2
Mainstream & LowCost Grafikchips | ||||||
nVidia NV36 | nVidia NV36X | nVidia NV41 | nVidia NV42 (LowCost) | nVidia NV43 (LowCost) | ATi RV360 | |
Verkaufsname (unbestätigt) | GeForceFX 5700 | ? | ? | ? | ? | ? |
Transistoren (Mill.) | ca. 80-90 | ca. 80-90 | ca. 90-120 | ? | ? | ca. 75-80 |
Fertigung und Hersteller | 130nm bei IBM | 130nm bei IBM | ? | ? (angeblich 110nm) |
? (angeblich 130nm) |
130nm bei TSMC |
DirectX Klasse | 9.0 (Shader 2.0+) |
9.0 (Shader 2.0+) |
9.0 (Shader 3.0) |
9.0 (Shader 3.0) |
9.0 (Shader 3.0) |
9.0 (Shader 2.0) |
Architektur | ähnlich wie NV31 + höhere Taktraten: 4x1 Architektur mit 128 Bit DDR Speicherinterface sowie 500/500 MHz Takt bei der Ultra-Variante | wie NV36, nur mit PCI Express Interface | vermutlich halbierter NV40-Chip | Basis NV40 mit größeren Abspeckungen | Basis NV40 mit größeren Abspeckungen | wie RV350 + höhere Taktraten (angeblich 450/400 MHz Takt bei der größten Variante) |
Interface | AGPx8 | PCI Express | PCI Express | PCI Express | PCI Express | AGPx8 |
auf AGP-Board einsetzbar? | ja | nein | nein | nein | nein | ja |
geplanter Markteintritt | Herbst 2003 (Vorstellung angeblich 15. Oktober) | Winter 2003/2004 | Frühjahr / Sommer 2004 | Sommer 2004 | Frühjahr / Sommer 2004 | Herbst 2003 |
Weggelassen wurde hier allein der nVidia NV33-Chip, da dessen Einsatzgebiet von Sub-Notebooks und Tablet PCs für den Desktop-Markt keine Relevanz hat. Natürlich fehlen in der vorstehenden Tabelle auch noch weitere Chipprojekte seitens ATi: Diese wird es sicherlich geben, doch liegen derzeit dazu noch keinerlei Informationen vor. Man kann jedoch zumindestens annehmen, daß auch ATi ähnlich wie nVidia mit dem NV36X noch eine PCI Express Variante seines zukünftigen Mainstream-Grafikchips RV360 auflegen wird - es sei denn, der R420-Chip bringt eigene Mainstream-Varianten mit sich.
Dies liegt allerdings noch völlig im dunklen, genauso wie es zur Architektur und damit zur Leistungseinstufung der vorgenannten Mainstream & LowCost Grafikchips derzeit nur bessere Vermutungen gibt. Selbst zwischen den demnächst anstehenden Chips NV36 und RV360 läßt sich kaum sagen, wer hier die besseren Karten hat - von den zukünftigen Mainstream-Chips des Jahres 2004 ganz zu schweigen. Insofern wird man sich überraschen lassen, was ATi hier noch als Konkurrenzchips zu nVidia aus dem Hut zaubern wird und wer im Mainstream-Segment letztlich die Nase vorn haben wird.
Damit sie nicht gänzlich unerwähnt bleiben, sei kurz auf die Projekte der anderen Chipentwickler hingewiesen: XGI als Grafikchip-Tocherunternehmen von SiS will zum Ende des Jahres nun endlich den Xabre II Chip in den Markt bringen (laut neuesten Informationen wird XGI einen anderen Namen und nicht "Xabre II" benutzen), die offizielle Vorstellung soll womöglich schon im September über die Bühne gehen. Wie schon in den ursprünglichen Planungen vom Anfang des Jahres will man weiterhin mit diesem Chip alle drei Marktsegmente von HighEnd über Mainstream bis LowCost abdecken.
Ob jedoch der Xabre II nach der mehrmonatigen Verzögerung noch HighEnd-fähig sein kann, wird sich zeigen. Technisch gesehen ist der Chip als Shader 2.0 fähig einzuordnen, was natürlich nichts zu dessen Leistungsfähigkeit aussagt. Diese läßt sich aufgrund der fehlenden technischen Daten noch überhaupt nicht einordnen - es würde jedoch eher an ein Wunder grenzen, wenn XGI hier etwas schnelleres als ATi & nVidia auf die Beine stellen könnte.
Gleiches gilt sicherlich genauso für das Chipprojekt von VIA/S3, den DeltaChrome. Technisch scheint dieser mit Shadern 2.0+ und einer Architektur von 8 trilinear rendernden Pipelines etwas höherwertiger als der XGI-Chip angesiedelt. Aber dies kann natürlich auch täuschen, zudem läßt sich der S3-Chip schon allein deswegen nicht richtig einordnen, weil es der erste wirkliche 3D-Chip von S3 nach langer Durststrecke mit Grafikchips nur zur Integration ist.
Ähnlich wie XGI will auch S3 mit dem DeltaChrome alle drei Marktsegmente komplett abdecken - und ähnlich wie bei XGI müssen wir nach der ebenfalls mehrmonatigen Verzögerung das Potential des DeltaChrome als HighEnd-Lösung bezweifeln. Es wäre zwar durchaus zu begrüßen, wenn wir uns hier irren würden - doch momentan müssen XGI wie auch S3 erst einmal beweisen, daß sie ihre lange angekündigten Chips auch wirklich noch in den Markt bringen können.
PowerVR hingegen muß man nicht den Druck auferlegen, endlich mit der Series 5 auf den Markt zu kommen - andererseits darf man mit diesem Chip aber auch nicht wirklich rechnen. PowerVR entwickelt diesen Chip halt nur (was relativ wenig Geld kostet), bringt ihn aber nicht zur Marktreife (was relativ viel Geld kostet), sondern gibt ihn schlicht zur Lizensierung frei.
Ob jemand den Chip lizensiert und dann zur Marktreife bringt, wie das seinerzeit STMicro mit den KYRO-Chips getan hat, ist derzeit noch völlig unbekannt und läßt sich nicht vorausplanen. Dies hängt auch vom Klima in den einzelnen interessieren Unternehmen ab: Bei günstigen Bedingungen kann PowerVR selbst einen mittelmäßigen Chip an den Mann bringen, bei ungünstigen Bedingungen könnte man im Extremfall selbst auf einem Super-Chip sitzenbleiben.
Die dato bekannten, allerdings natürlich nicht verifizierten oder verifizierbaren technischen Spezifikationen der Series 5 hören sich dabei sogar eher nach letzterem an: Ein Chip mit 8 Pipelines, 128 Bit DDR-Speicherinterface, Shadern 3.0, 16x anisotropen Filtern und 16x Anti-Aliasing auf ca. 400 MHz Taktrate in einem 130nm Fertigungsprozeß. Rechnet man dann den Effekt des Tile Based Renderings hinzu, sollte dieser Chip durchaus in der Lage zu sein, etwas zu reißen. Aber wie gesagt: Die größte Unwägbarkeit der Series 5 ist es, ob PowerVR rechtzeitig dafür einen Lizenznehmer findet, welcher den Chip dann auch noch rechtzeitig in den Markt bringt.
Bemerkenswert ist zudem auf jeden Fall, wie schnell beide großen Grafikchip-Entwickler auf das neuere PCI Express Interface wechseln werden. Obwohl mit dem Intel Grantsdale Chipsatz erst im 2. Quartal 2004 der erste PCI Express Chipsatz ansteht und es danach wohl noch einige Monate dauern wird, ehe die AGPx8 Schnittstelle vom Markt verdrängt ist, werden beide Hersteller ab dem Jahreswechsel nur noch PCI Express Grafikchips produzieren - ergo noch bevor PCI Express überhaupt in den Markt kommt.
Da diese Grafikkarten mit PCI Express Interface dann natürlich auf denn üblichen AGPx8 Mainboards nicht eingesetzt werden können, werden sowohl ATi als auch nVidia AGP Bridges auf ihre Grafikkarten löten. Diese kleinen Chips wandeln das vom Grafikchip kommende PCI Express Signal in ein AGPx8 Signal um. Wenn dann noch auf der Grafikkarte der PCI Express Port durch einen AGPx8 Port ersetzt wird, lassen sich auch Grafikchips mit einem nominellen PCI Express Interface in AGPx8 Mainboards verbauen.
Diese Methode hat den Vorteil, daß man nicht zwei Grafikchips mit unterschiedlichen Interfaces produzieren muß - einen für PCI Express und einen für AGPx8. Trotzdem muß man natürlich zwei Grafikkarten produzieren: Eine normale mit PCI Express Port und eine mit AGPx8 Port und AGP Bridge. Die HighEnd-Chips NV40 und R420 wird es so in diesen zwei Ausfertigungen geben, weil diese beiden Chips den Übergang zu reinen PCI Express Grafikkarten bilden.
Jene reinen PCI Express Grafikkarten setzen dann erstaunlich früh ein: Schon ab dem NV40-Refreshchip NV45 im Frühjahr/Sommer 2004 wird nVidia und wahrscheinlich auch ATi mit dem R500-Chip nur noch PCI Express Grafikkarten herstellen - zumindestens laut der jetzigen Planung. Sollte es die Marktlage erfordern, wird man sicherlich aber auch diese Grafikkarten noch mit AGPx8 Port und AGP Bridge herausbringen. Die jetzigen Planungen vom schnellen Umstieg auf PCI Express sind zumindestens unserer Meinung nach übereilt, es wird mittelfristig noch einen enormen Bedarf an AGPx8 Grafikkarten geben, weil selbst die HighEnd-User nicht allesamt sofort auf Mainboards mit PCI Express umsteigen werden.
Abseits dessen stellt sich natürlich auch noch die Frage, was mit den vielen funktionierenden AGPx8 Grafikkarten im PCI Express Zeitalter passiert. Die Grafikkarten-Hersteller wollen diese natürlich am liebsten durch neue Produkte ersetzen, während ein Großteil der Anwender ihre AGPx8 Grafikkarten sicherlich nicht unbedingt sofort nur wegen eines neuen PCI Express Mainboards (welches seinerseits meistens auch nur wegen dem Support neuer Prozessoren gekauft werden wird) ersetzen will. Viele Anwender könnten gar den Erwerb eines PCI Express Mainboards zurückhalten, weil die damit gleichzeitig notwendige Investition in eine neue Grafikkarte diesen Hardware-Umbau unwirtschaftlich macht.
Abhilfe könnten hier die schon vorgenannten AGP Bridge Chips schaffen. Da diese zur Wandlung eines PCI Express Signals in ein AGPx8 Signal fähig sind, sollte man mit jenen auch den umgedrehten Weg beschreiten können. Sprich: Ein Mainboard mit PCI Express Interface bekommt eine AGP Bridge und einen AGPx8 Port und könnte somit ebenfalls in der Lage sein, AGPx8 Grafikkarten aufzunehmen. Löst der Mainboard-Hersteller dies ganz clever, so hat ein solches Mainboard zusätzlich zum AGPx8 Slot und zur AGP Bridge sogar noch einen PCI Express x16 Slot für Grafikkarten, womit jenes Mainboard vollkommen vorwärts- und rückwärtskompatibel wäre. Mal schauen, welcher Mainboard-Hersteller auf die Idee kommt, ein solches Produkt in die Tat umzusetzen und damit möglicherweise das Geschäft seines Lebens macht :-).