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ATi R420, R423 & Co. Informationen

22. Februar 2004 / von Leonidas / Seite 2 von 2


Wie aus vorheriger Aufzählungsliste ersichtlich, tritt der R420 - wie auch der NV40 - noch mit einem internen AGPx8 Interface an. Im kommenden Zeitalter von PCI Express braucht ATi natürlich auch einen PCI Express Grafikchip im HighEnd-Bereich, welchen der R423 stellen wird. Jener Chip wird allerdings, so versicherte man uns, über ein natives PCI Express x16 Interface verfügen. Dies ist insofern ungewöhnlich, als das der R423 im Prinzip im gleichen Zeitraum wie der R420 erscheinen soll - im zweiten Quartal. Zwei 160-Millionen-Transistoren-Chips allerdings mehr oder weniger im gleichen Zeitraum auf die Massenproduktion vorzubereiten, dürfte jedoch nicht nur äußerst kostspielig sein, sondern auch an die personellen Kapazitäten von ATi stossen.

Insofern können wir uns dies derzeit nur auf diese Art erklären, als das R420 und R423 im Prinzip derselbe Chip sind. Entweder der R420 ist ein R423 mit beigelegter AGP Bridge, welche also die PCI Express x16 Signale des Grafikchips in AGPx8 Signal für den AGP-Port auf dem Mainboard umwandelt, oder aber - hört sich unwahrscheinlich an, ist aber nicht unmöglich - R420 und R423 verfügen sowohl über internes AGPx8 als auch internes PCI Express x16 Interface, welches je nach Bedarf dann per BIOS aktiviert wird. Wie sich dieser Punkt letztlich auflöst, bleibt aber abzuwarten.

Abseites dessen gilt dagegen als sicher, daß der R423 wirklich nur eine reine PCI Express Abwandlung des R420 darstellt: Es gibt keine technischen Veränderungen und auch nicht mehr Takt. Einen echten Refresh zum R420/R423 wird erst der R480 Chip darstellen, welcher allerdings - nach den Erfahrungen mit den letzten Refresh-Chips von ATi - vermutlich nur mehr Takt in die Waagschale werfen wird, womöglich gar schon in der 110nm Fertigungstechnologie. Der R480 soll irgendwann im zweiten Halbjahr 2004 antreten, wird vermutlich also im dritten Quartal vorgestellt und im vierten Quartal ausgeliefert.


Und damit kommen wir abseits der HighEnd-Chips zu den Kandidaten für den Mainstream- und LowCost-Bereich. AnandTech haben hier schon schöne technische Informationen anzubieten, wir können zudem wieder die entsprechende Einordnung der Chips anbieten. Im zweiten Quartal wird es erst einmal den RV380-Chip geben, welchen man kurz so charaktersisieren kann:

    ATi RV380
  • direkte Abstammung von RV350/RV360, intern im Prinzip unverändert
  • 75 Millionen Transistoren, in 130nm bei TSMC gefertigt
  • 4 Rendering-Pipelines mit je einer Textureneinheit
  • 2 Vertex Shader Einheiten
  • DirectX 9.0 Architektur, unterstützt Shader 2.0
  • 128 Bit Speicherinterface, unterstützt DDR1, GDDR2 und GDDR3
  • internes PCI Express Interface
  • genaue Taktraten: unbekannt; laut AnandTech runde 500 MHz Chip- und 400 MHz Speichertakt
  • Präsentation: vermutlich noch erstes Quartal 2004
  • Markteintritt: zweites Quartal 2004

Nicht korrekt ist, daß AnandTech hier beim RV380 dieselben Verbesserungen an der Architektur wie beim R420 angeben hat. Der RV380 ist unseres Wissens nach nur ein weiterer Refresh des originalen RV350-Chips (Radeon 9600 /Pro/SE), welche ja bereits im RV360-Chip (Radeon 9600XT) einen ersten Refresh gefunden hat. Beim RV380 wird anscheinend nicht am Chiptakt gedreht, welcher jedoch mit 500 MHz bereits ausreichend hoch genug ist, sondern allein der Speichertakt angehoben, was angesichts des ungünstigen Verhältnisses zwischen Chip- und Speichertakt beim direkten Vorgänger Radeon 9600XT (500/300 MHz) auch der beste Weg sein dürfte, diesem Chip mehr Performance zu verpassen.

Intern dürfte der RV380-Chip damit vollkommen unverändert zum RV350 bzw. RV360 sein, allein das native PCI Express Interface wäre neu. ATi geht hier nicht den Weg von nVidia mit den PCI Express Bridge Chips, sondern legt den Chip extra für PCI Express neu auf. Der Grund hierfür liegt in den All-in-Wonder Karten und deren TV-Fähigkeiten: Für die Nutzung und Bearbeitung von dem in Amerika momentan schwer im Kommen befindlichen HDTV wird der Rückkanal von PCI Express x16 benötigt, welcher immerhin 4 GB/sec leisten kann - und dies unabhängig vom Hinkanal, welcher ebenfalls 4 GB/ses Breite aufweist. Weil ATi für seine All-in-Wonder Karten dieses Potential nutzen will, benötigt man native PCI Express Interfaces und hat demzufolge Bridge-Chips, wie sie nVidia einsetzt, eine generelle Absage erteilt.

Einen wirklich vom R420 abstammenden Mainstream-Chip wird es erst mit dem RV410 im zweiten Halbjahr 2004 geben (die Angabe von AnandTech "Q2'04" ist sicherlich ein Schreibfehler). Dieser wird dann auch die Verbesserungen an der Architektur des R420 in den Mainstream-Markt tragen, wommöglich gegenüber dem RV380 wieder mehr Takt mitbringen und ganz eventuell schon in 110nm gefertigt sein - was es allerdings natürlich abzuwarten gilt.


Für den LowCost-Markt hat ATi für das zweite Quartal den RV370-Chip positioniert, welcher laut AnandTech der erste Grafikchip in 110nm Fertigungstechnologie sein wird und folgendermaßen charakterisiert werden kann:

    ATi RV370
  • komplette (?) Neu-Entwicklung für den LowCost-Markt
  • unbekannte Anzahl an Transistoren, in 110nm bei TSMC gefertigt
  • 4 Rendering-Pipelines, Anzahl der Textureneinheiten unbekannt (vermutlich je eine)
  • 2 Vertex Shader Einheiten
  • DirectX 9.0 Architektur, unterstützt Shader 2.0
  • 64/128 Bit Speicherinterface, unterstützt DDR1, GDDR2 und GDDR3
  • internes PCI Express Interface
  • genaue Taktraten: unbekannt; laut AnandTech runde 300 MHz Speichertakt
  • Präsentation: vermutlich noch erstes Quartal 2004
  • Markteintritt: zweites Quartal 2004

Die Zielsetzung von ATi beim RV370-Chip ist dabei klar: Endlich einen konkurrenzfähigen Chip für den DirectX9 OEM-Markt. Bisher verkauft nVidia in diesem rauhe Mengen an GeForceFX 5200 Chips, teilweise auch mit nur 64 Bit Speicherinterface, zu Preisen, bei welchen ATi nur mit den eigenen DirectX8-Grafikchips Paroli bieten kann. Problematischerweise ist aber ausgerechnet dieser OEM-Markt ein Markt, wo es sehr auf Checklisten-Features wie "DirectX9 Support" ankommt, womit ATi letztlich mit einer Radeon 9200 trotz womöglich besserer Performance nicht gegenüber einer GeForceFX 5200 punkten kann.

Anders herum ist der RV350-Chip selbst in seiner niedrigsten Form, der Radeon 9600SE Grafikkarte, nicht so billig zu bekommen, als daß ATi die Preise, welche nVidia für die GeForceFX 5200 macht, erreichen könnte. Der Grund liegt hier mehrheitlich in der Transistorenmenge bzw. der Herkunft der Chips: Der RV350 war nun einmal für das Mainstream-Segment bestimmt und wiegt immerhin 75 Millionen Transistoren, während nVidia den NV34-Chip (GeForceFX 5200 /Ultra & GeForceFX 5500) extra nur für das LowCost-Segment entwickelte und durch diverse Abspeckungen die Transistorenanzahl auf 45 Millionen senken konnte.

ATi wird hier nach unserem Dafürhalten den selben Weg beim RV370 einschlagen. Sicherlich könnte man auch einfach einen RV350 in 110nm fertigen, aber den durchschlagendsten Erfolg wird man mit einer deutlichen Senkung der Transistoren-Anzahl erreichen. Momentan ist dieser Punkt zwar nur Spekulation, sicher sind jedoch die 110nm Fertigung und die Ausrichtung als GeForceFX 5200/5500 Konkurrent bis hinunter in den absoluten LowCost-Markt. Für echte Spieler sollten solche Grafikkarten natürlich keinen Blick wert sein, aber für ATi wie auch nVidia stellen sie den Löwenanteil des Geschäfts dar - und auch dieses Feld, wo letztlich auf Grundlage der dort abgesetzten hohen Stückzahlen Gewinne erwirtschaftbar sind.


Somit bleibt noch ein Punkt: Wie schon erwähnt, hat ATi sämtlichen Lösungen mit Bridge-Chips eine generelle Absage erteilt, da man für die eigenen All-in-Wonder Karten native PCI Express Interfaces benötigt und dort Zwischenlösungen mit Bridge-Chips nicht zum gewünschten Ergebnis führen. Diese Absage bezieht sich jedoch auch auf die bisherigen AGPx8 Karten von ATi, sprich Radeon 9800 /Pro/XT, Radeon 9600 /Pro/XT/SE und Radeon 9200 /Pro/SE. Diese will ATi gemäß jetziger Planung nicht auf PCI Express anbieten - im Gegensatz dazu stellt nVidia bekanntermaßen seine komplette derzeitige Linie an Grafikkarten noch auf PCI Express um, bevor die neuen Chips kommen.

Bei ATi mag dies sicherlich auch damit zusammenhängen, daß man im zweiten Quartal in allen Teilmärkten neue Grafikchips in den Markt bringen will, während bei nVidia die neuen Mainstream- wie auch LowCost-Lösungen eher erst im dritten Quartal zu erwarten sind. Nichts desto trotz verwundert dieser Schritt von ATi etwas, denn erfahrungsgemäß schwindet selbst mit der Markteinführung neuer Grafikkarten der Bedarf an der Vorgänger-Hardware nicht über Nacht. Sprich: Es wird durchaus Anwender geben, welche sich für ein neues PCI Express Mainboard eventuell eine Radeon 9800 Pro auf PCI Express wünschen (was mittels eines Bridge-Chips problemlos realisiert werden könnte). Es bleibt zu hoffen, daß hier die Grafikboard-Hersteller entsprechend einspringen und diese von ATi etwas offengelassene Marktlücke füllen werden.

Da sich im Artikel mit den nVidia NV40, NV41, NV45 & Co. Informationen noch eine (natürlich voraussichtliche) nVidia-Roadmap befindet, wollen wir auch diesen Artikel mit einer solchen zu den kommenden ATi-Grafikchips abschließen. Zu beachten wäre, daß die einzelnen Chips wie schon bei der nVidia-Roadmap nach ihrem vermutlichen Präsentations-Zeitpunkt und nicht nach deren Markteintritt angeordnet sind:


Nach der R4x0/RV4x0-Linie wird es bei ATi mit dem R500-Chip im Jahr 2005 weitergehen. Dieser wird DirectX10 unterstützen, was unter anderem die Unterstützung der Shader 4.0 umfaßt, ATi überspringt die Shader 3.0 somit komplett. Genaueres zu diesem Chip, welcher sich schon in Entwicklung befindet, ist allerdings noch nicht bekannt, ebensowenig zu den weiteren Plänen von ATi bezüglich von R500-Abkömmlingen für den Mainstream- wie LowCost-Markt.



Nachtrag vom 1. März 2004:

Es gibt noch ein Detail nachzutragen: Denn eigentlich müsste man die Pixel Shader des R420 "Shader 2.X" nennen und nicht 2.0. Allerdings bedeutet dies mitnichten, daß der R420-Chip nun über die Shader-Kapazitäten der CineFX-Architektur verfügt, welcher ebenfalls auf die Shader-Version 2.X hört. "2.X" sagt im eigentlichen nur aus, daß die Shader-Version 2.0 übererfüllt wurde - wieviel übererfüllt, spielt hier keine Rolle. ATi hat jedoch beim R420 unserers Wissens nach nur eine einzige "Übererfüllung" der Shader-Version 2.0 eingebaut: Anstatt 96 Instruktionen sind anscheinend bis zu 512 möglich. Technisch ist somit die Klassifizierung "Shader 2.X" für den R420 richtig, "Shader 2.0" ist allerdings aufgrund des deutlichen Unterschieds zur CineFX-Architektur die klarere Klassifizierung.






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