ATIs Multigrafikkarten-Technologie CrossFire
31. Mai 2005 / von Leonidas / Seite 1 von 3
Es ist gut ein Jahr her, da brachte nVidia SLI wieder zurück in den Grafikkarten-Markt. Und nach einem relativ langsamen Start hat sich diese Technologie nun zumindestens etabliert - wenngleich SLI aufgrund der finanziellen Anforderungen niemals Massenmarkt-Tauglichkeit entwickeln wird. Aber zumindestens sind nun die Anfangsschwierigkeiten gelöst und entsprechende Produkte breit im Markt verfügbar - wer mag, kann sich heuer problemlos ein SLI-System zusammenstellen.
Dabei ist jedoch die mediale Wirkung von SLI deutlich höher anzusetzen als die tatsächliche Marktverbreitung. Zwar gab nVidia stolz an, bisher eine Million an SLI-Mainboardchipsätzen verkauft zu haben, doch dies bedeutet nicht die gleiche oder eine ähnliche Anzahl an realen SLI-Systemen. Vielmehr dürfte der Hauptgrund für die zahlreich verkauften SLI-Chipsätze die reine Option auf SLI sein, welche mit einem Preisunterschied von 10 bis 20 Dollar/Euro zum nForce4-Ultra-Chipsatz recht billig erkauft wird.
Die Anzahl im Einsatz befindlicher realer SLI-Systeme dürfte jedoch erheblich niedriger liegen und keinen Vergleich zu 3dfx-Zeiten eingehen können, wo wenige Monate nach dem Launch der Voodoo2 in Gamer-Kreisen ein erheblicher Anteil der Anwender über ein SLI-System verfügten. Doch andererseits ging und geht es bei SLI auch nicht zwingend um mehr verkaufte Grafikkarten, sondern ein gewichtiger Punkt ist eben die vorgenannte "mediale Wirkung": Man spricht halt über SLI und jede andere Multigrafikkarten-Technologie, auch wenn man sie persönlich gar nicht einsetzt.
Genau dieser Punkt dürfte nun letztlich auch ATI erwogen haben, wieder in dieses Feld einzusteigen, welches vor ein paar Jahren schon einmal mit der Rage Fury MaXX bestellt wurde. Dabei hat sich ATI zwar reichlich Zeit gelassen, präsentiert dafür jedoch mit CrossFire einen wirklich eigenen Ansatz und nicht nur eine bloße SLI-Kopie.
Wie bekannt, setzt nVidias SLI auf zwei Grafikkarten, welche mittels SLI-Bridge verbunden werden und an SLI-fähige Mainboards gebunden sind, wobei derzeit nur nForce4-SLI-Mainboards diese SLI-Fähigkeit haben. Die Grafikkarten müssen dabei dieselben Modelle desselben Herstellers sein, SLI-fähig sind dabei die Chips GeForce 6600 GT und GeForce 6800 /GT/Ultra.
ATI geht hier in allen Belangen einen völlig anderen Weg. CrossFire wird zuerst einmal nur mit speziellen CrossFire-Grafikkarten möglich. CrossFire-Grafikkarten sind ansonsten normale ATI-Grafikkarten, nur eben speziell ausgerüstet für den CrossFire-Betrieb. Man kann also nicht einfach zwei Radeon X800-XL-Karten miteinander kombinieren - eine davon muß eine CrossFire-Edition sein. Durch die zusätzlich auf der CrossFire-Karte notwendigen Bausteine werden solcherart Karten im übrigen immer etwas teurer als die Normalausführung sei, es ist dabei von einem Preisunterschied von 40 Dollar die Rede.
ATI wird erst einmal nur zwei CrossFire-Grafikkarten zur Verfügung stellen, eine Radeon X850 XT "CrossFire Edition" und eine Radeon X800 XL "CrossFire-Edition" (leider wird offiziell das XT bzw. XL weggelassen, was aber zur besseren Leistungs-Einordnung nützlich wäre). Diese beiden CrossFire-Karten können dann halbwegs frei mit den anderen Grafikkarten der Radeon X800/X850 Serie kombiniert werden: Die Radeon X850 XT "CrossFire Edition" mit allen Radeon-X850-Grafikkarten und die Radeon X800 XL "CrossFire-Edition" mit allen Radeon-X800-Grafikkarten. Nachfolgend alle möglichen Kombinationen:
Ins Auge sticht uns dabei insbesondere die Kombination von Radeon X800 XL "CrossFire-Edition" mit Radeon X800 XL, weil diese Karten zusammen mit 600 Euro nicht deutlich mehr als eine Radeon X850 XT-PE kosten, mit ihren kummuliert 32 Pixel-Pipelines trotz des etwas niedrigeren Takts von 400/490 MHz jedoch aller Wahrscheinlichkeit deutlich schneller sein dürften als die derzeit schnellste Single-Karte von ATI mit ihren "nur" 16 Pixel-Pipelines und 540/590 MHz Takt. Daß Kombinationen von höherwertigen Karten noch schneller sein werden, dürfte klar sein, aber diese werden dann auch noch viel deutlicher ins Geld gehen.
Eher abzuraten ist allerdings von jeglichen Kombinationen in Zusammenhang mit den 12-Pipelines-Karten Radeon X800, X800 Pro und X850 Pro: Wenn diese mit einer CrossFire-Karte kombiniert werden, schaltet sich die CrossFire-Karte ebenfalls auf 12 Pipelines herunter - man zahlt dann für mehr, als was man letztlich nutzen kann. Aber auch ansonsten werden die theoretisch möglichen Kombinationen von der Realität eingeschränkt, da die effektivsten Render-Modi gleich schnelle Grafikkarten voraussetzen, ansonsten wird schlicht Leistung verschenkt bzw. richtet sich die Performance nach der langsameren der beiden Grafikkarten.
Wirklich empfehlenswerte Kombinationspartner für eine Radeon X850 XT "CrossFire Edition" (520/540 MHz) sind daher nur Radeon X850 XT (520/540 MHz) und XT-PE (540/590 MHz) sowie bei einer Radeon X800 XL "CrossFire-Edition" (400/490 MHz) eigentlich nur die Radeon X800 XL (400/490 MHz). In diesem Sinne ist es etwas bedauernswert, daß man eine Radeon X800 XT (500/500 MHz) oder XT-PE (520/560 MHz) nicht mit einer Radeon X850 XT "CrossFire Edition" (520/540 MHz) kombinieren kann, diese Karten liegen deutlich näher zusammen als die zulässige, aber ineffektive Kombination mit einer Radeon X800 XL "CrossFire-Edition" (400/490 MHz).
Als klarer Vorteil von CrossFire darf hingegen gelten, daß man Karten unterschiedlicher Hersteller und mit unterschiedlichen BIOS-Versionen frei kombinieren kann - es darf sogar die Speichergröße unterschiedlich sein, wobei dann allerdings der Mehrspeicher der größeren Karte brachliegt. Bei SLI ist man hingegen zu zwei identischen Karten desselben Herstellers gezwungen, im Idealfall sollten diese sogar dasselbe BIOS haben.