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ATIs Multigrafikkarten-Technologie CrossFire

31. Mai 2005 / von Leonidas / Seite 3 von 3


Und letztlich gibt es noch den SuperAA-Modus, sicherlich eines der interessantesten Dinge an CrossFire. Bei diesem Modus geht es allerdings weniger um eine höhere Performance, sondern vielmehr geht das Augenmerk auf eine bessere Bildqualität durch höhere Anti-Aliasing Modi. Und zwar errechnen die beiden Grafikkarten bei SuperAA jeweils für sich ein vollständiges Bild mit Anti-Aliasing, welches im Nachhinein jedoch noch zusammengefügt wird. Damit ist die Performance immer an die langsamer der beiden Grafikkarten gebunden, da es in diesem Modus kein Load Balancing gibt (geben kann).

Der besondere Effekt eines noch höheren Anti-Aliasings wird dabei auf zweierlei Weise erreicht: Erstens einmal benutzen beide Grafikkarten differierende Sample-Positionen. Legt man dann beide Bilder zusammen, ergeben mit jeweils 4x Anti-Aliasing errechnete Bilder insgesamt ein 8x Anti-Aliasing, zwei Bilder mit 6x Anti-Aliasing ein insgesamtes 12x Anti-Aliasing. Und zweitens ist es zusätzlich möglich, die Texturenposition beider Einzelbilder etwas zu versetzen, so daß bei der Mischung beider Einzelbilder ein zusätzliches 2x Supersampling Anti-Aliasing entsteht.

Ergo ergibt das dann insgesamt laut ATI-Zählung ein 10x bzw. 14x Anti-Aliasing, wobei diese Zählweise eigentlich nicht korrekt ist, denn regulär dürfte das 2x Supersampling nicht hinzugezählt werden, da die Anzahl der Subpixel nicht erhöht wird und das Supersamplung nur für Texturen wirkt. Beachtenswert ist aber dennoch bei dieser Lösung, daß der Supersampling-Anteil absolut "for free" ist - eine sehr intelligente Lösung seitens ATI.



Insgesamt erhält man mit dem SuperAA-Modus primär also ein 8x Anti-Aliasing (8x Sparsed Grid Multisampling für Kanten + 2x Rotated Grid Supersamling für Texturen) für die Leistung eines 4x Anti-Aliasings einer Single-Karte oder aber ein 12x Anti-Aliasing (12x Sparsed Grid Multisampling für Kanten + 2x Rotated Grid Supersamling für Texturen) für die Leistung eines 6x Anti-Aliasings einer Single-Karte. Zu mehr Performance bei niedrigeren Anti-Aliasing Modi führt SuperAA allerdings nicht. Zudem ist es wie schon SuperTiling auf Direct3D-Anwendungen beschränkt.


  SuperTiling
(nur ATI)
SuperAA
(nur ATI)
Scissor
(nur ATI)
SFR
(nur nVidia)
AFR
(ATI + nVidia)
verfügbar unter Direct3D Direct3D Direct3D + OpenGL Direct3D + OpenGL Direct3D + OpenGL
Verfahren Bild wird in viele Quadrate (Tiles) aufgeteilt, jede Grafikkarte rendert dann die Hälfte dieser Tiles jede Grafikkarte rendert dasselbe Bild unter Anti-Aliasing mit versetzten Samplepositionen, zusammengesetzt ergibt dies dann ein höheres AA-Level Bild wird horizontal oder vertikal gesplittet, die Splittung erfolgt dabei dynamisch pro Spiel Bild wird horizontal gesplittet, die Splittung erfolgt dabei dynamisch pro Bild jede Grafikkarte rendert abwechselnd ein Bild
Load Balancing bei unterschiedlichen Grafikkarten Nein Nein teilweise Ja Nein
Geometrie-Berechnung ineffektiv: wird doppelt ausgeführt ineffektiv: wird doppelt ausgeführt ineffektiv: wird doppelt ausgeführt ineffektiv: wird doppelt ausgeführt optimal
Verwaltungsaufwand hoch gering gering hoch gering
Kompatibilitätsprobleme funktioniert nur bei Karten mit 16 Pixel-Pipelines, wahrscheinlich Probleme bei Spielen mit Postfilter-Effekten wahrscheinlich Probleme bei Spielen mit Postfilter-Effekten wahrscheinlich Probleme bei Spielen mit Postfilter-Effekten Probleme bei Spielen mit Postfilter-Effekten Probleme bei Spielen, wo ein Frame auf Daten zugreifen möchte, die nicht im gleichen Frame berechnet wurden + Probleme bei Spielen, welche CPU und Grafikchip syncronisieren
primärer Effekt mehr Performance bessere Bildqualität mehr Performance mehr Performance mehr Performance


Einen kleinen Vorteil hat nVidia bei den Render-Modi allerdings noch: Der Anwender kann zwischen diesen frei wählen. Bei ATIs CrossFire ist SuperTiling Standard bei Direct3D-Anwendungen und Scissor Standard bei OpenGL-Anwendungen. Der Anwender kann nur SuperAA manuell auswählen, aber ansonsten nicht zwischen den vier verschiedenen Render-Modi von CrossFire frei wählen.

Stellt sich letztlich noch die Frage nach der Performance von CrossFire - welche aber heute kaum abschließend beantwortet werden kann, da ATI auf der Computex nur Demo-Systeme gezeigt hat, an welchen keine umfassenden Tests möglich waren. Trotzdem konnten AnandTech einige Tests unter Doom 3 mit 4x Anti-Aliasing durchführen, welchen wir (exemplarisch) einen recht aktuellen SLI-Tests seitens der FiringSquad entgegenstellen wollen, welcher mit 4x Anti-Aliasing samt 8x anisotropen Filter betrieben wurde. Interessant sind hierbei jedoch nicht die absoluten Zahlen, da die jeweiligen Testsystem und -bedingungen absolut nicht vergleichbar sind, sondern nur die relativen Unterschiede zwischen einer und zwei Grafikkarten:


Doom 3 1280x1024 1600x1200
Radeon X850 XT: Single-Karte vs. CrossFire  (4xAA) +72% +86%
GeForce 6800 Ultra: Single-Karte vs. SLI  (4xAA + 8xAF) +59% +73%


Auch wenn sich diese Zahlen nicht verallgemeinern lassen, deuten sie schon an, daß ATI mit CrossFire zumindestens nicht schlechter in der Performance fahren wird als SLI - tendenziell sogar besser. Genaueres läßt sich aber wohl nur mit recht umfangreichen Tests herausfinden.

Dieses wird jedoch durchaus noch etwas dauern, denn ATI hat CrossFire heute erst einmal nur vorgestellt, die Liefertermine liegen jedoch noch einige Wochen in der Zukunft. Leider ist nicht sicher bekannt, wann ATI die CrossFire-Grafikkarten auszuliefern gedenkt, die Angaben schwanken von Ende Juni bis August. Auf jeden Fall wird man sich sicher bis mindestens Ende Juni gedulden müssen, ehe ATI erste Testsamples herausgibt und die Fragen der Kompatibilität, der sinnvollen Kombinationsmöglichkeiten und des Performancegewinns durch CrossFire unabhängig erörtert werden können.


Nachtrag vom 8. Juni 2005:

Wir hatten in unserem Artikel zu ATIs Multigrafikkarten-Technologie CrossFire die Vermutung getroffen, daß ATI mit der Aussage "Almost a million customers are already CrossFire-ready!" den Mainboard-Unterbau in Form der bekanntermaßen rund eine Million mal verkauften nForce4-SLI-Chipsätze gemeint hat und daraus auch geschlußfolgert, daß die CrossFire-Karten generell auf allen Mainboard-Chipsätzen mit dem Support zweier Grafikkartenslots laufen würden. Leider jedoch bezieht sich die vorgenannte ATI-Aussage nicht auf den Mainboard-Unterbau, sondern auf die bisher verkauften Radeon-X800/X850-Grafikkarten, wie der ATI-Pressemitteilung zu CrossFire eindeutig zu entnehmen ist. Allerdings halten wir die damit von ATI aufgestellte Logik für mehr als zweifelhaft.

Denn man kann schlecht ein "ready" vergeben, wenn zwar ein Baustein (in Form der Radeon-X800/X850-Karten, die unter CrossFire als Slave-Karten dienen würden) der jeweiligen Technologie schon beim Endkunden vorhanden ist, jener aber zum Erreichen von CrossFire nicht nur die speziellen CrossFire-Karten kaufen, sondern vor allem erst einmal auf ein Mainboard mit zwei Grafikkartenslots umrüsten muß. Unter "ready" für eine neue Technologie ist eigentlich nur zu verstehen, wenn man diese allein durch Aufrüstung, nicht aber durch Umrüstung erreichen kann. Richtig Würze bekommt die Sache noch durch eine aktualisierte Meldung der ComputerBase, welche ursprünglich einmal davon kündete, daß CrossFire auf allen Mainboard-Chipsätzen mit dem Support zweier Grafikkarten lauffähig sei.

Doch mit dem Update dieser Meldung zieht ATI solcherart Aussagen wieder zurück: Danach würde ATI nach Eigenaussage derzeit keinerlei Energien darauf verwenden, CrossFire auf andere Plattformen als die eigenen demnächst anstehenden CrossFire-Mainboardchipsätze zu portieren. Dies widerspricht sich sehr auffällig mit den noch zum CrossFire-Launch von ATI zu hörenden Aussagen, CrossFire würde - gerade im Gegensatz zu SLI - auf den Mainboard-Chipsätzen verschiedener Hersteller laufen ("supports chipsets from multiple vendors"). Und auch wenn es technologisch wahrscheinlich möglich wäre, auf einem nForce4-SLI-Chipsatz zwei ATI-Karten im CrossFire-Mode zu betreiben, ist mit dieser Aussage eher davon auszugehen, daß ATI eine solche Lösung nicht valideren und damit im CrossFire-Treiber freischalten wird. Damit wird die Zukunft von CrossFire und SLI leider wohl dahingehend aussehen, daß man jeweils den entsprechenden Mainboard-Chipsatz von ATI bzw. nVidia für ein solches System benötigt.






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