ATI RV670 & nVidia G92: Die neue Marktsituation
18. November 2007 / von Leonidas / Seite 1 von 1
Nachdem ATI und nVidia die ersten Grafikchips ihrer jeweiligen Refresh-Generation in den Handel entlassen haben, lohnt der Blick auf die dadurch neu entstandene Marktsituation. Dies gilt ganz besonders, da ATI und nVidia beiderseits erstmals eine neue Generation nicht mit den entsprechenden HighEnd-Lösungen gestartet haben, sondern mit den Beschleunigern für das Performance-Segment zwischen Mainstream- und HighEnd-Segment in Form von Radeon HD 3850 und 3870 auf Basis des RV670-Chips von ATI und der GeForce 8800 GT auf Basis des G92-Chips von nVidia. Damit wird zwar zum einen eine lange bestehende Lücke im Produkt-Portfolio beider Hersteller geschlossen, auf der anderen Seite ist es aber auch sehr interessant, wie sich die neuen Performance-Beschleuniger gegenüber den bisherigen HighEnd- und Mainstream-Grafikkarten positionieren.
Dabei haben sich beide Grafikchip-Entwickler mit Neuerungen bei den neuen Grafikchips RV670 und G92 zweifelsfrei nicht überschlagen: Beide Grafikchips stellen prinzipiell sogar nur kleinere Varianten der Vorgänger-Grafikchips R600 und G80 dar, in beiden Fällen wurde das Speicherinterface auf nun wieder einheitlich 256 Bit DDR limitiert. Am Rest der Hardware hat sich weitestgehend und bis auf kleinere Verbesserungen nichts geändert. Allenfalls wäre zu erwähnen, daß ATIs RV670 nunmehr gleich schon Direct3D 10.1 unterstützt, ein praktischer Nutzen aus diesem Support der neueren 3D-Schnittstelle dürfte sich aber erst in noch einige Zeit entfernter Zukunft ergeben.
Allerdings ist damit die neue Performance-Riege auch schon gut charakterisiert: Faktisch bekommt man die dieselbe Hardware-Power wie bisher bei den HighEnd-Boliden nur mit etwas geringerer Speicherbandbreite. Was sich jetzt schon reichlich gut anhört, wird noch besser durch die Preisgestaltung, welche die Grafikchip-Entwickler gewählt haben: ATI bietet die Radeon HD 3870 um die 40 Prozent günstiger als die nur runde 5 Prozent langsamere Radeon HD 2900 XT an, während nVidia die GeForce 8800 GT 512MB um die 30 Prozent günstiger als die zwischen 5 und 20 Prozent langsamere GeForce 8800 GTS 640MB ansetzt.
Und während ATI und nVidia am oberen Ende der neuen Performance-Riege die "alten" HighEnd-Beschleuniger somit faktisch entwerten, gibt es am unteren Ende der neuen Beschleuniger-Klasse endlich wieder einmal ordentlich viel Leistung für vergleichsweise wenig Geld. Die Radeon HD 3850 sowie die GeForce 8800 GT 256MB gehen in den Preisbereich von 150 bis 200 Euro, in welchem bislang die GeForce 8600 GTS zur finden war. Diese regierte diesen Preisbereich bislang einsam - so daß nicht wirklich auffiel, daß diese Karte eigentlich etwas zu teuer war gemessen am Preis/Leistungsverhältnis. Die neuen Performance-Beschleuniger bieten nun aber auch in diesem Preisbereich wirklich angemessene Leistung fürs Geld.
Damit ergibt sich die nachfolgend vorgestellte neue Marktsituation. Zu beachten wäre an der nachfolgenden Aufstellung, daß die technischen Daten zwischen den beiden Grafikchip-Entwicklern aufgrund deren unterschiedlicher Architekturen natürlich kaum vergleichbar sind, sondern nur als Anhaltspunkt zur Unterscheidung der Karten desselben Grafikchip-Entwicklers dienen.
ATI |
Preislage | nVidia |
540-560 Euro |
GeForce 8800 Ultra 768MB nVidia G80, Direct3D10, 128 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 384 Bit DDR Speicherinterface, 612/1512/1080 MHz, 768 MB GDDR3, PCI Express 1.x, DualSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 145W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
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420-440 Euro |
GeForce 8800 GTX 768MB nVidia G80, Direct3D10, 128 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 384 Bit DDR Speicherinterface, 575/1350/900 MHz, 768 MB GDDR3, PCI Express 1.x, DualSlot, alle Karten mit HDCP, 132W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
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370-390 Euro |
neue GeForce 8800 GTS 640MB nVidia G80, Direct3D10, 112 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 320 Bit DDR Speicherinterface, 500/1200/800 MHz *, 640 MB GDDR3, PCI Express 1.x, DualSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 120W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals * es werden derzeit (zu dieser Preislage) fast ausschließlich ab Werk übertaktete Karten mit Taktraten zwischen 540/1242/850 MHz und 576/1350/900 MHz angeboten |
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210-230 Euro |
GeForce 8800 GT 512MB nVidia G92, Direct3D10, 112 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 256 Bit DDR Speicherinterface, 600/1500/900 MHz, 512 MB GDDR3, PCI Express 1.x/2.0, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 80W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
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Radeon HD 3870 512MB ATI RV670, Direct3D 10.1, 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs, 256 Bit DDR Speicherinterface, 775/1125 MHz, 512 MB GDDR4, PCI Express 1.x/2.0, DualSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 85W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
190-210 Euro |
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Radeon HD 3850 512MB ATI RV670, Direct3D 10.1, 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs, 256 Bit DDR Speicherinterface, 670/830 MHz, 512 MB GDDR3, PCI Express 1.x/2.0, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 70W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
170-190 Euro |
GeForce 8800 GT 256MB nVidia G92, Direct3D10, 112 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 256 Bit DDR Speicherinterface, 600/1500/900 MHz, 256 MB GDDR3, PCI Express 1.x/2.0, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 75W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
Radeon HD 3850 256MB ATI RV670, Direct3D 10.1, 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs, 256 Bit DDR Speicherinterface, 670/830 MHz, 256 MB GDDR3, PCI Express 1.x/2.0, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 65W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
150-160 Euro |
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Radeon HD 2900 GT ATI R600, Direct3D10, 240 Shader-Einheiten, 16 TMUs, 256 Bit DDR Speicherinterface, 600/800 MHz, 256 MB GDDR3, PCI Express 1.x, DualSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 100W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
140-150 Euro |
GeForce 8600 GTS 512MB nVidia G84, Direct3D10, 32 Shader-Einheiten, 16 TMUs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 675/1450/1000 MHz, 512 MB GDDR3, PCI Express 1.x, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, 47W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
120-130 Euro |
GeForce 8600 GTS 256MB nVidia G84, Direct3D10, 32 Shader-Einheiten, 16 TMUs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 675/1450/1000 MHz, 256 MB GDDR3, PCI Express 1.x, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, 47W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
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Radeon HD 2600 XT 256MB GDDR4 ATI RV630, Direct3D10, 120 Shader-Einheiten, 8 TMUs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 800/1100 MHz, 256 MB GDDR4, PCI Express 1.x, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 45W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
100-110 Euro |
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Radeon HD 2600 XT 512MB GDDR3 ATI RV630, Direct3D10, 120 Shader-Einheiten, 8 TMUs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 800/700 MHz, 512 MB GDDR3, PCI Express 1.x, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 45W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
90-100 Euro |
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80-90 Euro |
GeForce 8600 GT 256/512MB nVidia G84, Direct3D10, 32 Shader-Einheiten, 16 TMUs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 540/1190/700 MHz, 256/512 MB GDDR3, PCI Express 1.x, SingleSlot, Karten mit/ohne HDCP, ca. 40W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
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Radeon HD 2600 XT 256MB GDDR3 ATI RV630, Direct3D10, 120 Shader-Einheiten, 8 TMUs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 800/700 MHz, 256 MB GDDR3, PCI Express 1.x, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 45W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
70-90 Euro |
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Radeon HD 2600 Pro 256/512MB ATI RV630, Direct3D10, 120 Shader-Einheiten, 8 TMUs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 600/400 MHz, 256/512 MB GDDR2/GDDR3, PCI Express 1.x, SingleSlot, alle Karten mit HDCP, ca. 35W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
60-70 Euro |
GeForce 8500 GT 256/512MB nVidia G86, Direct3D10, 16 Shader-Einheiten, 8 TMUs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 450/900/400 MHz, 256/512 MB GDDR2/GDDR3, PCI Express 1.x, SingleSlot, Karten mit/ohne HDCP, ca. 25W Produkt- und Preissuche: Ciao, PreisRoboter, Geizhals |
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Sehr gut zu sehen in obiger Aufstellung ist, wie die neue Performance-Riege in ihrem Marktsegment endlich ein breit gefächertes Angebot aufbaut - ganz im Gegensatz zu der Marktsituations-Aufstellung vom Mai, wo zwischen GeForce 8600 GTS und GeForce 8800 GTS eine riesige Leistungslücke klaffte. Ähnlich zu der Aufstellung vom Mai ist hingegen, daß ATI weiterhin keine echten HighEnd-Beschleuniger anbietet. Hier hat sich die Situation sogar noch verschärft: Während ATI im Mai noch Angebote bis zu einem Preisbereich von 360 Euro hatte, kostet die teuerste aktuelle ATI-Karte gerade einmal 210 Euro. Ob es allerdings auf längere Sicht gut gehen kann, ohne jegliche HighEnd-Lösung anzutreten bzw. im HighEnd-Segment nur auf CrossFire-Lösungen zu vertrauen, wird sich erst noch zeigen müssen.
Davon abgesehen findet eine deutliche Kannibalisierung der HighEnd- und LowCost-Karten zugunsten der neuen Performance-Riege statt. In obiger Aufstellung ist dies aufgrund der fehlenden Performance-Angaben nur eher zu erahnen, deutlich wird es dann, wenn man die Preislage zur Performance in Relation bringt. Dazu haben wir uns der Benchmarks seitens der FiringSquad bedient, da diese unter den zur Verfügung stehenden Artikeln die breiteste Auswahl an Grafikkarten zur Verfügung hatten. Ausgehend von der Performance unter 1600x1200 (angesichts der immer stärker verkauften 20- bis 22-Zöller mit einer ähnlichen Auflösung von 1680x1050 inzwischen der wichtigste Prüfstein) ergibt sich folgendes Bild (man beachte hierbei, daß jedes Balkenpaar für sich allein steht und diese somit nicht für Performance-Quervergleiche gedacht sind):
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Hier ist doch recht gut zu sehen, wie deutlich die neue Performance-Riege die Grafikchips der angrenzenden Preisbereiche (nach unten und nach oben hin) dominiert. So stehen zwischen Radeon HD 2900 GT und Radeon HD 3850 256MB nur 7 Prozent Preisunterschied, aber 33 Prozent Unterschied bei der Performance - die Radeon HD 2900 GT ist damit zum aktuellen Preis auch schon wieder uninteressant. Aber auch die schnellste ATI Mainstream-Lösung in Form der HD Radeon 2600 XT 256MB GDDR4 wird von der Radeon HD 3850 256MB vorgeführt: Bei einem Preisunterschied von 48 Prozent bekommt man geschätzte 95 Prozent mehr Performance - hier lohnt sich klar der Griff zur teureren, aber auch mehr als deutlich schnelleren Karte in Form der Radeon HD 3850 256MB.
Regelrecht dramatische Preis/Leistungsunterschiede sind dann bei den nVidia-Beschleunigern des HighEnd-Bereichs zu sehen: So lohnen die neue GeForce 8800 GTS (selbst in den derzeit fast ausschließlich erhältlichen Overclocking-Versionen), GeForce 8800 GTX und Ultra überhaupt nicht gegenüber einer GeForce 8800 GT, hier stehen regelmäßig absolut deutliche Mehrpreise (bis weit über das doppelte) nur wenigen Prozentpunkten an Mehrleistung gegenüber. Dies entwertet zwar die bereits verkauften GeForce 8800 GTX und Ultra Karten noch nicht, da diese weiterhin etwas schneller sind, aber für Neukäufe lohnen sich diese Karten einfach nicht mehr.
Und gegenüber der Mainstream-Generation ergibt sich auch bei nVidia dasselbe Bild wie bei ATI: Für einen gewissen Preisaufschlag gibt es regelmäßig deutlich mehr Performance. So kostet die GeForce 8800 GT 512MB zwar 76 Prozent mehr als die GeForce 8600 GTS 256MB, liefert dafür aber auch satte 167 Prozent mehr an Performance ab. Und auch eine Nummer kleiner funktioniert dieser Vergleich noch bestens: Die GeForce 8800 GT 256MB kostet 44 Prozent mehr als die GeForce 8600 GTS 256MB, die Leistung der größeren Karte wird aber auch geschätzt 120 Prozent höher als die der kleineren Karte liegen (bei angenommenen 20 Prozent Leistungsdifferenz zwischen 256- und 512-MB-Edition der GeForce 8800 GT). Gerade zwischen diesen beiden Karten lohnt sich durchaus der Griff zur schnelleren Lösung, weil der Mehrpreis noch nicht dramatisch ausfällt - ganz im Gegensatz aber zum Performancegewinn.
Insofern spricht eigentlich alles für die neue Performanceriege aus Radeon HD 3850/3870 und GeForce 8800 GT. Allerdings gibt es einen Haken an der ganzen Geschichte: Die Lieferfähigkeit der neuen Karten wird zumindest in diesem Jahr wohl äußerst bescheiden bleiben. Wie schon kürzlich in den News erwähnt kommen vom RV670-Chip in diesem Jahr nur äußerst geringe Stückzahlen in den Handel, der G92-Chip ist hingegen jetzt schon breitflächig vergriffen. In beiden Fällen kommt zu den geringeren Liefermengen seitens ATI und nVidia auch noch der sehr hohe Nachfrageansturm direkt nach den Launches der neuen Produkte. Somit dürfte es regelrecht Glück sein, eine der neuen Karten noch dieses Jahr zu erwischen, die Masse der Nachfrage dürfte wohl erst im kommenden Jahr befriedigt werden können.
Fazit
Mehr oder weniger über ein Jahr haben ATI und nVidia das Performance-Segment zwischen Mainstream- und HighEnd-Segment weitestgehend vernachlässigt - um nun mit lautem Knall und innerhalb kürzester Zeit wirklich sehr schlagkräftige und (gemessen an der Leistung) genauso auch günstige Beschleuniger in dieses Marktsegment zu schicken, welche vor allem auch die bisherige Mainstream-Generation von der Leistung her und die bisherige HighEnd-Generation vom Preis her reichlich alt aussehen lassen. Selten ergab sich ein solch gutes Preis/Leistungsverhältnis wie aktuell bei den Radeon HD 3850/3870 Karten sowie der GeForce 8800 GT - und wenn da nicht das Problem der Lieferfähigkeit wäre, könnte man für den Moment wirklich vollständig zufrieden sein.