BFG Tech Ageia PhysX Review
9. Mai 2006 / von BlackBirdSR / Seite 4 von 4
Ghost Recon: Advanced Warfighter
Als abschließendes Testobjekt sollte Ghost Recon: Advanced Warfighter als echtes Spiel zeigen, was in PhysX steckt. Im Gegensatz zu Cellfactor oder Hangar of Doom funktioniert Ghost Recon auch ohne PhysX-Hardware. Allerdings fehlen dann einige zusätzliche Effekte, die extra für den Physik-Beschleuniger eingefügt wurden.
(PhysX-Modus) |
(PhysX-Modus) | (PhysX-Modus) |
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(ohne PhysX) | (ohne PhysX) |
(PhysX-Modus) | (ohne PhysX) |
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(PhysX-Modus) | (ohne PhysX) |
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Ghost Recon: Advanced Warfighter | |
2.4 GHz PhysX-Modus | 55 fps ohne Einschläge |
ca. 20 fps oder weniger mit Einschlägen an Boden und Wänden | |
2.4 GHz ohne PhysX | konstante fps-Werte |
Die Vergleichsbilder fallen jedoch etwas ernüchternd aus: Zwar zeigen Explosionen mehr Details, und Einschüsse in den Boden oder in Objekte erzeugen viel mehr Partikel. Allerdings bleiben diese nicht in der Szene liegen und verschwinden nach relativ kurzer Dauer wieder. So viel zu den offensichtlichen Verbesserungen.
Im Detail lassen sich dann verbesserte Rauchschwaden bei Explosionen, durch die Luft fliegende Zeitungen sowie korrekt simulierte Infrastruktur der Fahrzeuge und mehr Reaktionen umliegender Objekte auf Explosionen feststellen. Diese Effekte muss man jedoch erst suchen - und im Gefecht hat keiner davon eine irgendwie dominante Wirkung auf den Spieler. Auf die grundlegende Physik des Spiels selbst hat PhysX gar keinen Einfluss, da diese weiterhin über die CPU und die Havok Physik-Engine berechnet wird: Am Gameplay ändert sich somit auch hier nichts.
Eine spürbare Veränderung lässt sich aber sehr wohl bei der Performance feststellen. Mit PhysX verliert das Spiel spürbar, sobald viele Kugeln durch die Luft sausen, überall auf Wände treffen und damit eine Flut an kleinen Partikeln auslösen. War gerade eben noch alles spielbar, müht man sich kurz darauf zäh durch das nächste Feuergefecht.
Warum Ghost Recon: Advanced Warfighter hier so einbricht, ist nicht wirklich erklärbar. Ageia ist sich des Problems allerdings bewusst und will dies mit einer zukünftigen Treiberversion beheben. Die neu erschienene Beta 2.4.3 zeigt aber diesbezüglich nur minimale Verbesserungen. Ein Nachtest des Spiels nach einem Patch oder neuen Treiber von Ageia sollte klären, inwiefern die Performanceprobleme in den Griff zu bekommen sind.
Fazit
Ageia tritt mit hochfliegenden Plänen bezüglich PhysX an, will langfristig die PPU (Physics Processing Unit) neben CPU und GPU als dritte (notwenige) Kraft positionieren. Ob es damit mal etwas werden wird, kann heute natürlich weder entschieden noch prognostiziert werden - allein, der Start von Ageia ist denkbar schlecht ausgefallen, das muß ganz klar so gesagt werden.
Zwar sind die neuen Effekte definitiv vorhanden: In vielen Fällen kann man sie auch gut sehen. Allerdings lässt die Performance bei Darstellung der neuen Effekte dann meist sehr zu wünschen übrig. Dabei war dies eigentlich eines der beiden primären Ziele von PhysX – fantastische physikalische Effekte zu beschleunigen und das restliche System dabei von der Belastung dieser Berechnung zu befreien. Einzige Ausnahme bildet Rise of Legends, welches anscheinend nur geringfügige Anforderungen an die Physikberechnung stellt, dafür aber auch keine zusätzlichen Effekte zeigt.
Somit schwankt PhysX in den (wenigen) damit derzeit nutzbaren Titeln zwischen klar zu niedriger Performance oder aber zu geringem Zugewinn an Bildqualität bzw. Realismusgefühl durch ein besseres Physik-Modell. Entweder also ist der optische/Physik-technische Vorteil durch die Karte zu gering, um den Preis von rund 300 Euro auch nur im Ansatz rechtfertigen zu können - oder aber es besteht zwar dieser Vorteil, wird einem jedoch durch eine unterirdische Performance im klar nicht spielbaren Bereich vergält.
Was uns ein wenig verwundert, ist der Punkt, das Ageia in dieser Form überhaupt in den Markt geht - die Reaktion der Hardware-Tester konnte man sich doch an zwei Fingern abzählen. Selbst wenn Ageia durch womöglich äußere Umstände (eventuell Druck durch Investoren oder/und Spiele-Entwickler, eventuell das Wissen über kommende Konkurrenz-Produkte) zu diesem Launch gezwungen sein könnte, hätte man diesen durchaus besser durchführen können - Zeit zur Vorbereitung war unseres Erachtens nach eigentlich genügend vorhanden.
Primär hätte man in erster Linie wohl den Detailgrad der Physik-Berechnung der zum Launch präsentierten Demos und Spiele etwas absenken sollen, möglicherweise ließe sich auch an der Genauigkeit der Berechnungen erheblich einsparen. Das Ziel hätte ganz klar sein müssen, das alle zum Launch präsentierten Demos und Spiele unter PhysX-Einsatz wenigstens klar spielbare Frameraten zeigen können - und eigentlich ist das gar kein Ziel, sondern jederzeit zu erbringende Grundvoraussetzung.
Für den Moment kann Ageias PhysX weder diese Grundvoraussetzung noch das eigentliche Ziel von einer deutlich realistischeren Physik-Welt in Spielen erfüllen. Doch selbst wenn diese Problematik nicht wäre, gibt es aktuell noch eine viel zu geringe Anzahl an verfügbaren Software-Titeln mit PhysX-Unterstützung, um dem Ageia-Produkt eine größere Relevanz zu geben. Damit kann derzeit nur das Urteil ergehen, daß Ageias PhysX für den Augenblick herausgeschmissenes Geld ist - sogar ganz unabhängig des Preispunktes.
Die mehrfache Verwendung der Jetzt-Zeitform im letzten Absatz soll aber auch verdeutlichen, daß hiermit der Stab über Ageia noch keinesfalls endgültig zerbrochen wird - zerbrochen werden kann. Denn Ageia und PhysX stehen klar erst am Anfang ihres Schaffens, es besteht die Chance auf deutliche Verbesserung in den kommenden Monaten. Geschehen kann dies beispielsweise durch bessere, sprich performantere Treiber von Ageia, womöglich auch durch eine verbesserte Anpassung der Spiele an PhysX. Zweifellos aber wird im Laufe der Zeit die Breite des Software-Supports für PhysX zulegen können, auf Ageias Webseite finden sich hierzu immerhin schon 24 Nennungen von kommenden Titeln mit PhysX-Support.
Dabei wollen wir jetzt nicht felsenfest behaupten, alles würde im Laufe der Zeit automatisch gut werden: Es besteht die Chance auf Besserung, dies ist aber kein Automatismus. Die Arbeit fängt für Ageia jetzt erst so richtig an, denn nun müssen (noch mehr) Spiele-Entwickler von PhysX überzeugt werden bzw. diesen mit entsprechendem Support beim Einbau von PhysX in deren Spiele-Engines geholfen werden. Aber natürlich nur, wenn Ageia jetzt anfängt, die vorbeschriebenen Probleme zügig anzupacken, wird PhysX von der Hardware-Welt noch eine zweite Chance bekommen.
Dabei steht Ageia diese zweite Chance durchaus zu, sind also mit der heutigen Betrachtung definitiv nicht alle Messen gelesen. Schließlich handelt es sich bei Ageia um ein kleines StartUp-Unternehmen, welches sich mit der noch dazu neuartigen Idee der Physik-Beschleuniger in einem Markt durchzusetzen versucht, in welchem im gewöhnlichen multimilliardenschwere Firmen wie AMD, ATI, Intel und nVidia die Marschrichtung vorgeben.
Es empfiehlt sich also, trotz der heutigen Enttäuschung zum Launch-Tag von Ageias PhysX einen Blick auf die weitere Entwicklung der Physik-Beschleunigerkarte zu behalten. Gut möglich, daß die Ergebnisse eines Nachtests in zwei bis drei Monaten dann schon wieder wesentlich positiver ausfallen als die heutigen Tests. Der heutige Launch-Tag ist somit nur der Auftakt zur eigentlich noch folgenden PhysX-Story, die wahre Schlagkräftigkeit des Ageia-Produkts wird sich erst im Laufe des Jahres mit verbesserten Treibern und breiterem Software-Support erweisen können.