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Intel vs. AMD´s Model-Rating

6. März 2002 / von Leonidas / Seite 1 von 4


Die Marketings-PDFs diverser Hardware-Hersteller meist ohne Rücksicht auf Verluste "auszuwerten", hat inzwischen eine gewisse Tradition auf dieser kleinen, frommen WebSite (vergleiche "nVidia vs. KYRO II" und "ATi Radeon 8500 128MB Präsentation"). Insofern lassen wir es uns natürlich auch nicht nehmen, auch über den neuesten "Geniestreich" der Marketing-Abteilung von Prozessoren-Gigant Intel unseren Senf abzugeben. Denn über The Inquirer kam jetzt ein Dokument ans Tageslicht, in welchem Intel auf AMD´s Model-Rating "eingeht", um es dezent auszudrücken :-).

Dieses Dokument war im ursprünglichen nicht für die Allgemeinheit bestimmt, sondern nur für Intels Vertriebsparter in Form von OEM-Herstellern und Großhändlern. Interessant ist dabei der Umstand, daß Intel bisher sich niemals über Wettbewerber und deren Produkte ausgelassen hat und mit dieser Tradition mittels diesem Dokument bricht. Wenn man so will, kann man dies als Bestätigung der Marktpräzenz erachten, welche sich AMD vornehmlich in den letzten drei Jahren erarbeitet hat.

Das Dokument selber ist mit zwei Seiten recht kurz und kann hier (70 kB, PDF) im Original eingesehen werden. Alternativ tun es auch die nachfolgenden zwei Screenshots:


Intel vs. AMD´s Model-Rating: Seite 1 des PDFs   Intel vs. AMD´s Model-Rating: Seite 2 des PDFs
(Klicken zum Vergrössern)

Die erste Seite ist nicht so interessant, da sie mehr oder weniger nur ein gewisses Vorgeplänkel umfaßt. Natürlich entbehrt es nicht einer gewissen Portion Ironie, wenn Intel hier AMD nachweist, anno 1996 mit den K5-Prozessoren schon einmal ein damals "Performance Rating" (PR) genannten System eingeführt zu haben, welche 1998 wieder aufgegeben werden mußte. Andererseits hat auch Intel schon diverse großartige Fehlentscheidungen hinter sich, die man nachträglich korrigieren mußte (RAMBUS oder auch der i820 Chipsatz).

Ein passabel gutes Argument ist allerdings zwischen den Zeilen zu lesen und liegt wohl auch bewußt dort: Wenn AMD anno 1998 zur Aufgabe ihres damaligen Performance Ratings sagte, es war zu verwirrend für die Kunden ("it was too confusing for costumers"), so kann man an dieser Stelle durchaus simplifizieren, daß diese "Konfusion" der Kunden eigentlich auch für das aktuelle Model Rating der Athlon XP Prozessoren gelten müßte.

Zwischenbemerkung:

Hier zeigt sich aber auch wieder die Schwäche der momentanen Strategie vieler Marketing-Abteilungen: Es wird gelogen, um sich besser darzustellen. Wenn AMD seinerzeit die Wahrheit gesagt, könnte Intel jetzt AMD nicht diesen "Rückfall" vorwerfen. Denn das Argument der "Kunden-Konfusion" war und ist seinerzeit nur vorgeschoben wurden, damit AMD nicht einen eigenen Fehler eingestehen mußte - die Schuld wurde mehr oder weniger auf die Kunden abgewälzt, damit AMD als rein "Reagierender" dastehen konnte (das asiatische "das-Gesicht-wahren" läßt grüßen).

Der wahrhaftige Grund ist allerdings, daß die damaligen AMD-Prozessoren mit dem damaligen Performance Rating schlicht überbewertet gegenüber den damaligen Intel-Prozessoren waren, das Performance Rating war also im Schnitt aller Anwendungen unrealistisch (genauer: es traf passabel bis gut auf Integer-Aufgaben zu, aber überhaupt nicht auf Fließkomma-Aufgaben).

Es hat zwar einige Zeit funktioniert, aber nachdem die Mehrheit der Käufer dieses mitbekommen hatten, verkehrte sich das Performance Rating ins Gegenteil - es wurde zum Anti-Argument für AMD-Prozessoren. Deshalb war es seinerzeit für AMD besser, wieder auf das Performance Rating zu verzichten. Wenn man diese einfache Wahrheit allerdings damals gesagt hätte, müßte man sich heute nicht die Intel-Argumente basierend auf dieser damaligen AMD-Ausrede anhören :-).


Zurück zum Geschäft: Wir halten es im eigentlichen für unrelevant, wenn AMD anno 1998 ein Performance Rating abschafft - egal aus welchem Grunde - und es heuer wieder einführt. Denn der Markt verändert sich nun einmal in rasantem Tempo - was morgen funktioniert, kann morgen schon nicht mehr funktionieren und umgedreht.

Ein ähnlicher Name und eine ähnliche Zielsetzung sagen noch nichts darüber aus, ob es wirklich das gleiche ist und ob es wie schon der Vorgänger schiefgeht. Alles, was da kommt, verdient eine eigene Betrachtung - denn besonders in der IT-Branche gelten die Weisheiten von gestern zumeist heute schon nicht mehr. Trotzdem ein schönes Argument, was sich AMD wie schon ausgeführt selbst eingebrockt hat und nun zurecht die Suppe auslöffeln darf :-).


Ansonsten hat die erste Seite nichts wesentliches zu bieten, was uns auch gleich auf die viel interessante zweite Seite bringt. Neben einigen dem Pentium 4 sehr freundlichen Benchmarks und ein paar Fazit-Bemerkungen sticht vor allem die Aussage, daß die Berechnung der Model-Nummern nicht korrekt sei, ins Auge.

Intel hat sich hier cleverweise wieder einen Fall gegriffen, in welchem AMD selber der Konkurrenz eine gewisse Angriffsfläche bietet. Allerdings ist die Darstellungsweise, die Intel wählt, abgrundtief falsch - so falsch, daß man bereit ist, die mathematischen Fähigkeiten (dafür reicht Prozentrechnung 6. Klasse) jener Leute in Zweifel zu ziehen, welche dies ausgearbeitet haben.






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