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Intel vs. AMD´s Model-Rating

6. März 2002 / von Leonidas / Seite 3 von 4


So falsch wie Intels Darstellungsweise aber auch ist, trotzdem liegt in dieser Sache ein größeres Korn Wahrheit. Wir müssen die Intel-Fan an dieser Stelle aber enttäuschen: Intel spricht diese Wahrheit, die man wirklich gegen AMD´s Model Rating verwenden könnte, nicht an. Die Intel-Grafik und deren Auswertung wirft nur für den eingeweihten Betrachter die wirklich entscheidende Frage indirekt auf.

Denn: Zwar ist es absolut irrig, von AMD einen absoluten Abstand zwischen Model Rating und realem Takt zu fordern - nur ein relativer Abstand kann richtig sein. Aber: AMD setzt hier im eigentlichen keinen gleichbleibenden relativen Abstand ein, sondern einen steigenden relativen Abstand, was eigentlich nicht ganz korrekt ist. Denn damit passiert folgendes: Während das Model Rating des Athlon XP 1.33 GHz / 1500+ nur 12,5 Prozent über der realen Taktfrequenz liegt, sind es beim Athlon XP 1.66 GHz / 2000+ schon glatte 20 Prozent. Das Model Rating steigt also unproportinal (allerdings immer noch relativ), was eigentlich nicht so sein dürfte.

AMD kann sich hier zwar mit seiner offiziellen Berechnung des Model Ratings halb herausretten (reale Taktfrequenz x 1,5 - 500 = Model Rating), welche genau dies vorzieht, trotzdem ist es mathematisch falsch, was AMD hier macht. Egal ob als Grundlage ein Thunderbird (offizielle Lösung) oder ein Pentium 4 (inoffizielle Wahrheit) genommen wird - Abstände zwischen Prozessoren-Cores sind nun einmal immer gleichbleibend relativ.

Will sagen: Der relative Abstand zwischen zwei verschiedenen Cores ändert sich in der Theorie (wenn Chipsatz, Speicher und andere Praxiseinflüße nicht mitspielen) überhaupt nicht mit steigender Taktfrequenz. Das aktuelle AMD Model Rating weist aber einen immer größer werdenden relativen Abstand zum Thunderbird oder auch zum Pentium 4 auf und ist damit de facto auch nicht richtig (allerdings nicht so abgrundtief falsch wie Intels Argumentation).

Das mag alles noch angehen, wenn der Athlon XP nicht mehr wesentlich weiter in der Taktfrequenz getrieben wird. Bei einem Athlon XP mit 3.0 GHz realer Taktfrequenz hätte AMD ein deutliches Problem bezüglich des Model Ratings. Jenes würde dann nämlich "4000+" betragen und wäre um 33 Prozent höher als der reale Takt. Da aber Intel´s Pentium 4 Northwood aktuell "nur" um die 20 Prozent hinter dem Athlon XP in der Pro-MHz-Leistung zurückliegt, würde voraussichtlich schon ein Pentium 4 Northwood mit 3.6 GHz diesen Athlon XP 4000+ schlagen.

"Glücklicherweise" für AMD wird voraussichtlich es keinen so hoch getakteten Athlon XP geben (da ab 2003 mit dem K8 Hammer eine neue Architektur antreten wird). Zwar wird der kommende Thoroughbred-Core mittels seiner 256 kByte mehr Level2 Cache gegenüber dem aktuellen Palomino-Core das Verhältnis der Pro-MHz-Leistung zwischen Athlon XP und Pentium 4 wieder etwas zugunsten AMD verschieben, der ebenfalls kurz vor der Tür stehende Sprung des Pentium 4 von 100 MHz QDR auf 133 MHz QDR FrontSideBus wird dieses allerdings wieder egalisieren. AMD und Intel können unserer Meinung nach nicht darauf hoffen, an diesem Abstand in der Pro-MHz-Leistung von 20 Prozent zugunsten von AMD mit den aktuell geplanten Weiterentwicklungen irgendetwas zu verändern.

Trotzdem wird AMD ab ca. dem Athlon XP 1,93 GHz / 2400+ ein gewisses Darstellungsproblem haben. Der relative Abstand zwischen Model Rating und realem Takt beträgt hier schon 24 Prozent - und das dürfte die Hardware-Tester letztlich dazu bewegen, von einem beginnendem Versagen oder auch Ende des Model Ratings zu sprechen. Hoffentlich sind die meisten Hardware-Tester in der Lage, zu erkennen, daß sich dieser langsam einsetzende Vorteil auf der Intel-Seite nicht aus der "Mär von der besseren Leistung der Pentium 4 Prozessoren auf höheren Taktfrequenzen" ergibt (für welche es absolut keine theoretische und momentan auch keine praktische Grundlage gibt), sondern aus diesem Fehler des AMD Model Ratings.

Denn beim Vergleich Pentium 4 Northwood 2.4 GHz und Athlon XP 1.93 GHz / 2400+ sind es wie gesagt 24 Prozent Taktabstand zwischen beiden Prozessoren - und dies wird etwas zu viel sein für diese 20 Prozent, welche beide Prozessoren in der Pro-MHz-Leistung entfernt sind. Hier wird sich voraussichtlich im Schnitt aller Benchmarks das Bild ergeben, daß AMD´s Model Rating nicht den Anspruch erheben kann, 100%ig die selbe Leistung wie ein Pentium 4 auf diesem Takt zu bringen (was AMD kühl mit der Aussage kontern wird, daß das Model Rating nicht auf den Vergleich zum Pentium 4 ausgelegt ist).

Einschränkenderweise muß man hier sagen, daß beim 2400+ Athlon XP diese voraussichtliche Niederlage gegen den 2.4 GHz Pentium 4 noch im Bereich von sehr wenigen Prozenten angesiedelt sein wird, fast kaum merkbar. Wirkliche Unterschiede im Bereich von mindestens 5 Prozent im Schnitt aller Benchmarks sollte es schätzungsweise erst beim Athlon XP 2.53 GHz / 3300+ mit seinem 30%igem Abstand zwischen Model Rating und realem Takt geben. Ob AMD den Athlon XP allerdings so weit treiben wird, ist derzeit noch höchst ungewiss - und über solch ungelegte Eier wollen wir auch nicht Spekulationen abgeben, wenn es dann letztlich nur um wenige Prozente Unterschied geht.

Fakt ist jedoch, daß AMD die momentane Errechnung des Model Ratings irgendwann zur Falle gegenüber dem Pentium 4 wird - auch wenn AMD noch so stark beteuert, daß das Model Rating nicht auf den Intel-Prozessor abzielt. Der Markt sieht es halt so - damit muß sich AMD arrangieren. AMD braucht also einen neuen Athlon XP Core mit höherer Pro-MHz-Leistung (Thoroughbred wird dies nicht können - eventuell der Barton, welcher 2003 ansteht) oder aber sollte die Athlon XP Serie nicht in die gefährlichen Gefilde in Richtung 2.5 GHz realem Takt treiben. Denn dann fällt es auf, daß das Model Rating nicht mehr einem Pentium 4 standhält.

Zusammenfassend kann man zum Thema "Erhöhung des Model Ratings" sagen: Intel hat Recht, ohne allerdings auch nur einen richtigen Satz zum Thema zu sagen. Die jeweilige Erhöhung des Model Ratings bei neu erscheinenden Athlon XP Prozessoren ist geringfügig zu hoch, aber dennoch zu hoch. Der absolute Ansatz, welchen Intel propagandiert, ist jedoch eine Beleidigung jedes klar denkenden Menschen und einem Hersteller von auf Mathematik basierenden Produkten nicht würdig.

PS: Noch unwürdiger ist es allerdings, wenn diverse Online-Medien in ihren Berichterstattungen über dieses Intel-PDF diesen falschen absoluten Ansatz nicht erkennen zu vermögen. Man kann zwar auf dem Standpunkt stehen, daß man als Journalist vornehmlich nur in berichtender und nicht in kommentierender Mission unterwegs ist, aber bei mathematischen Fragen vom Schlag eines "1 + 1 = 3" gilt dies wohl nicht mehr.


Weg vom Thema der "Erhöhung des Model Ratings" hin zum Rest der zweiten Seite des Intel-PDFs: Im folgenden sehen wir ein paar ausgesuchte Bechmarks, welche den Pentium 4 mit 2.0 GHz zwischen 4 und 23 Prozent vor dem Athlon XP 1.66 GHz / 2000+ sehen. Hierfür gilt: Jeder stellt sich so gut dar, wie er eben kann. Wenn AMD lustig ist, kann man sich dort auch jene Benchmarks heraussuchen, in welchen der vorgenannte Athlon XP den vorgenannten Pentium 4 hinwegfegt.

Ob man dies jetzt Intel ankreiden sollte, daß man sich die P4-freudlichen Benchmarks herausgesucht hat? Eigentlicherweise ja - denn wer wissentlich sich speziell diese Benchmarks heraussucht, welche für ihn günstig sind, betreibt auch keine "Informationsverbreitung" mehr, sondern "Werbung". Das PDF gibt jedoch vor, ersteres zu sein - und selbst Werbung muß wahrheitsgemäß sein. Zwar kann man das Weglassen von wichtigen Informationen (AMD-freundliche Benchmarks) gerade noch so durchgehen lassen, die zusammenfassende Aussage von Intel ist aber definitiv nicht mehr wahrheitsgemäß: Momentan trifft das Model Rating die Performance im Vergleich zu einem Pentium 4 ziemlich gut. Das haben unabhängige Tests in der Mehrzahl erwiesen - jede andere Aussage ist nicht wahrheitsgemäß und fällt damit sowohl als "Information" als auch als "Werbung" glatt durch.

Trotzdem geht hier in unseren Augen Gnade vor Recht: Auf diese Benchmarks, welche die Hardware-Hersteller selber anstellen, sollte man prinzipiell nicht achten und dies wird auch weitestgehend so gemacht. ATi´s und nVidia´s eigene Benchmarks nimmt letztlich auch niemand ernst - man verläßt sich auf den unabhängigen Berichterstatter. Solche Passagen werden normalerweise einfach überlesen - Schwamm drüber.






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