Überblick über den Grafikkarten-Markt: Februar 2006

13. Februar 2006 / von Leonidas / Seite 3 von 4

   Mainstream-Grafikkarten

Das Segment der Mainstream-Grafikkarten wird heutzutage geprägt vom Übergang von Karten mit 128bittigem auf Karten mit 256bittigem Speicherinterface. Durch die mittlerweile vielen aus dem HighEnd-Segment hereindrängenden Karten mit 256bittigem Speicherinterface lohnt sich hier eigentlich der Griff zu einer Karte mit nur 128bittigem Speicherinterface gar nicht mehr, selbst wenn die beiden Grafikchip-Entwickler ihre eigentlich für dieses Segment gedachten Karten der Radeon X1600 und GeForce 6600 Serien nach wie vor mit nur 128bittigem Speicherinterface ausliefern.

Dies ergibt dann aber auch ein sehr unübersichtliches Angebot vor allem durch viele ältere ATI-Grafikkarten, die sich noch dazu zum Teil sehr stark ähneln. Den Vergleich dieser Karten macht das nicht leichter, weil kaum ein Hardware-Test alle diese derzeit noch verfügbaren Varianten mal in einem Rutsch durchtestet. Zumindesten kann man in diesem Marktsegment generell von Karten mit nur 128 MB Grafikkartenspeicher abraten, dies dürfte die Karten dieser Leistungsklasse zu stark ausbremsen.

Eine weitere Problematik ergibt sich in diesem Marktsegment aus der Zukunftsfähigkeit der Karten: Nur die neuen Mainstream-Karten von ATI sind auf Basis des Shader Models 3.0 gebaut, die zumeist leistungsstärkeren älteren Karten von ATI haben nur das Shader Model 2.0 anzubieten. Dies kann, sofern die neue Grafikkarte eine gewisse Zeit lang halten soll, durchaus ein Nachteil sein. Allerdings dürfte sich dieser Nachteil wohl zumeist nur in einer geringeren Performance auswirken, nach derzeitigem Stand der Dinge dürften Spiele, die gewisse Effekte nur beim Vorhandensein des Shader Models 3.0 zeigen, eher die Ausnahme darstellen. Hier muß jeder für sich selber abschätzen, ob man eher auf Sicherheit und damit - bis auf den unteren Bereich des Mainstream-Segments - fast zwangsweise die Angebote von nVidia geht, oder ob man diesen Punkt als nicht gewichtig genug ansieht, um daraus eine Entscheidung abzuleiten.

Und in der Tat sind die Empfehlungen hier sehr aufgesplittet: Bei einer Preisvorstellung von knapp über 100 Euro ist die altehrwürdige Radeon 9800 Pro sicherlich die beste Lösung. Sie gibt es allerdings nicht mehr in der 256-MB-Ausführung und eben auch nicht mit dem Shader Model 3.0: Will man diese beiden Punkte mitnehmen, geht nichts über die - allerdings nur mit 128bittigem Speicherinterface antretende - GeForce 6600 GT AGP (es besteht nebenbei gesagt bei der GeForce 6600 GT ein kleiner Taktunterschied zwischen der AGP- und der PCIe-Ausführung: erstere taktet mit 500/450 MHz, letztere mit 500/500 MHz). Kann man dagegen mit 128 MB Grafikkartenspeicher leben und soll es unbedingt das Shader Model 3.0 sowie ein 256bittiges Speicherinterface sein, bietet sich insbesondere die GeForce 6800 mit ihren dann schon 12 Pipelines an.

Im Bereich von um die 200 Euro gibt es dann die nächsten interessanten Angebote: Hier bieten Radeon X800 GTO, Radeon X800 Pro und Radeon X850 Pro jeweils ebenfalls 12 Pixel-Pipelines an einem 256bittigen Speicherinterface, sowie dazu meist schon recht ansprechende Taktraten und generell 256 MB Grafikkartenspeicher. Zum absoluten Glück fehlt hier nur das Shader Model 3.0, welches man dann bei der GeForce 6800 GS (im übrigen gibt es auch bei dieser einen Taktunterschied zwischen AGP- und PCIe-Version: erstere mit 350/500 MHz und letztere mit immerhin 425/500 MHz) seitens nVidia für einen ähnlichen Preispunkt findet. Eine Entscheidung zwischen diesen Karten kann wohl nur über die persönlichen Vorlieben fallen, gute Angebote stellen sie allesamt dar.

Im Bereich nah an der 300-Euro-Grenze steigen dann natürlich die Anforderungen: Dann sollte es schon besser unbedingt eine Karte nach dem Shader Model 3.0 sein, welches die GeForce 7800 GS als einzige Alternative übrig läßt. Zwar sind die gleichpreisigen ATI-Angebote um die Radeon X850 XT-PE noch eine Nuance schneller, aber langfristig sollte das höhere Shader Model hier mehr Vorteile als die paar Prozente aktueller Performance bieten können.

Am unteren Ende des PCIe-Segments des Mainstream-Grafikkarten-Marktes sieht ATI dagegen deutlich besser aufgestellt auf: Die Radeon X1600 Pro besitzt das Shader Model 3.0 und ist als 256-MB-Version lieferbar - nur das 256bittige Speicherinterface fehlt, aber das ist bei der Konkurrenz in Form der GeForce 6600 DDR2 auch nicht anders. Kann man allerdings auf das Shader Model 3.0 verzichten, gibt es wieder Alternativen mit 256bittigem Speicherinterface, wobei besonders die Radeon X800 mit ihren satten 12 Pixel-Pipelines als sehr günstiges Angebot ins Auge fällt.

Jene Karte ist derzeit so günstig zu haben, daß die anderen Karten mit ebenfalls 12 Pixel-Pipelines aus Preis/Leistungssicht keinen Stich gegen diese machen können, erst die Karten mit 16 Pixel-Pipelines bieten wieder entsprechend mehr Power fürs Geld. Diese fangen bei ATI mit der Radeon X800 XL für nur noch 180 Euro an, bei nVidia ist das äquivalenteste Angebot hierzu die GeForce 6800 GS für 190 Euro, welche zwar nur 12 Pixel-Pipelines aufweist, jedoch für die GeForce6-Serie schon recht hohe Taktraten.

Im Bereich an der Grenze zu 300 Euro ist dagegen nVidia wieder einmal recht einsam mit der GeForce 7800 GT aufgestellt. Von ATI gibt es hier nur die Radeon X850 XT-PE, welche allerdings von der Performance her klar hinter der GeForce 7800 zurückliegt. Zudem hat die nVidia-Karte hier wieder den Vorteil des Shader Models 3.0 anzubieten, was bei dieser Preislage durchaus schon ein zugkräftiges Argument darstellen sollte.

Der Preisunterschied zwischen AGP- und PCIe-Lösungen liegt in diesem Marktsegment bei runden 23 Prozent, was dann zumeist in schon bemerkbaren 30 bis 50 Euro Differenz mündet und damit eigentlich als ungerechtfertigt erscheint - die AGP-Ausführung eines Grafikboards kann unmöglich so viel mehr kosten, dies würde schon in Richtung Verdopplung des (reinen) Boardpreises gehen. Die Aufschläge auf die AGP-Versionen der in diesem Marktsegment angebotenen Grafikkarten liegen im übrigen bei ATI und nVidia nahezu gleichauf, hier bekleckert sich keiner der beiden großen Grafikchip-Entwickler mit Ruhm.