Überblick über den Grafikkarten-Markt: Februar 2006

13. Februar 2006 / von Leonidas / Seite 4 von 4

   HighEnd-Grafikkarten

Das HighEnd-Segment ist das mit dem größten Unterschied zwischen den dort angebotenen Lösungen für AGP und PCI Express: Während für letzteres alle brandneuen Beschleuniger bis hin zu Preisen nah an die 700 Euro lieferbar sind, gibt es für AGP nur ältere Lösungen bzw. überteuerte Mainstream-Karten. Daß es überhaupt einige AGP-Karten überhalb von 300 Euro "schaffen", hängt also weniger an deren dem HighEnd-Segment entsprechenden Leistungsfähigkeit, sondern schlicht daran, daß diese auf AGP teils deutlich teurer angeboten werden als auf PCI Express (Radeon X850 XT auf PCIe mit 220 Euro, auf AGP dagegen mit 300 Euro).

Und somit wird letztlich bei den HighEnd-Karten auf AGP eigentlich nichts angeboten, was man heute noch als "echte" HighEnd-Lösung bezeichnen könnte - auch auf die GeForce 7800 GS kann diese Beschreibung nicht zutreffen, da nicht schneller als die letzten ATI-Angebote auf AGP. Nur die modernere Technik in Form des Shader Models 3.0 spricht hier deutlich für die nVidia-Karte. Aber für Anwender, die bereits eine HighEnd-Karte auf AGP im Rechner haben, bieten die aktuellen Angebote aus Performance-Sicht keinerlei Anlaß zum Umrüsten.

Gänzlich anders sieht dagegen die Lage bei den HighEnd-Grafikkarten für PCI Express aus: Hier gibt es für jede Preislage von 300 bis stolzen 700 Euro das passende Angebot. Im Bereich von um die 300 Euro profiliert sich einmal mehr die GeForce 7800 GT, welche schon für 285 Euro zu haben ist und in diesem Preissegment das wohl beste derzeitige Angebot darstellen dürfte. Einziger Nachteil gegenüber den ATI-Angeboten ist hier das Fehlen von Anti-Aliasing unter HDR-Rendering (wie bei allen aktuellen nVidia-Karten), was in zukünftigen Spielen eventuell noch spürbar werden könnte.

Ab der Marke von 400 Euro ist dann eher generell zu einer Grafikkarte mit 512 MB Speicher zu raten - diese Karten werden, zumindestens wenn sie vom Anwender nicht kurz- oder mittelfristig durch noch bessere Lösungen ersetzt werden, noch einige Spiele sehen, die ihren Nutzen aus dieser Speichermenge ziehen können und für welche diese Karten dann auch generell noch schnell genug sind. Dementsprechend hat bei der Preismarke von um die 400 Euro ATI schon ganz automatisch die Nase vorn, da nVidia die GeForce 7800 GTX mit "Normaltakten" nicht als 512-MB-Edition anbietet, einmal abgesehen davon, daß die Radeon X1800 XT in diesem Vergleich sowieso als geringfügig stärker angesehen wird.

Und im nach oben offenen Segment dürfte die Sachlage eigentlich allgemein bekannt sein, da durch den kürzlichen Launch der Radeon X1900 Serie eigentlich noch im Gedächtnis befindlich: Die Radeon X1900 XT ist geringfügig und die Radeon X1900 XTX etwas schneller als die GeForce 7800 GTX 512MB, beide haben zudem den Vorteil des geringeren Preises sowie wieder den Punkt des funktionierenden Anti-Aliasings unter HDR-Rendering. Zwischen beiden ATI-Karten schwingt das Pendel zudem etwas zugunsten der Radeon X1900 XT, da der Leistungsunterschied zur Radeon X1900 XTX nur minimal ist, zumal der zwischen beiden Karten liegende Preisunterschied doch größer erscheint.

Der Preisunterschied zwischen AGP- und PCIe-Lösungen in diesem Marktsegment bezieht sich ausschließlich auf die AGP-Lösungen, da die unter PCI Express verfügbaren HighEnd-Grafikkarten leider generell nicht für AGP angeboten werden. Mit runden 34 Prozent liegt dieser Unterschied dann auf einer Höhe, die schon als unverfroren bezeichnet werden kann - das sind zwischen 60 und 100 Euro absoluter Preisunterschied. Wie die AGP-Ausführung eines Grafikboards so viel mehr kosten soll, darf man uns gern einmal seitens der Grafikkartenhersteller erklären ;).

   Grafikkarten für CrossFire und SLI

Die Grafikkarten für ATIs CrossFire und nVidias SLI unterteilen sich (normalerweise) grob nach der jeweils zugrundeliegenden Technik: Während es bei ATI gewöhnlich eine extra CrossFire-Grafikkarte gibt und damit die Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten automatisch etwas beschränkt ist, kann man bei nVidia mittlerweile mehr oder weniger das gesamte Programm von PCIe-Grafikkarten unter SLI verwenden.

Zwar lohnt im Normalfall ein CrossFire- oder SLI-System mit Mainstream-Grafikkarten nicht, doch kann durchaus der Umstand eintreten, daß man schon eine solche Karte im Rechner hat und dazu ein CrossFire/SLI-fähiges Mainboard sein eigen nennt - und dann ist es natürlich günstiger, schlicht mit einer gleichartigen Karte nachzurüsten. Für neu zusammengestellte Systeme lohnen CrossFire wie SLI allerdings nur wirklich bei den absoluten HighEnd-Modellen, denn im gewöhnlichen ergibt sich die Situation, daß eine von der Performance her genauso schnelle einzelne Karte wie ein beliebiger CrossFire/SLI-Verbund zweier langsamerer Karten letztlich immer günstiger zu haben ist.

Zudem haben wir uns bei den nachfolgenden Zusammenstellungen auf die sinnvoll zusammenpassenden Modelle beschränkt. Sicherlich sind CrossFire und teilweise SLI mittlerweile sogar fähig, Unterschiede bei den Rendering-Pipelines, den Taktraten und gar der Speicherausstattung zu überbrücken. Dies bedeutet jedoch in den allermeisten Fällen einen Leistungsverlust bei der stärkeren der beiden Karten, bzw. genauer: Deren höhere Nominalleistung wird dann meistens nicht ausgeschöpft, da nur die wenigsten Render-Modi von CrossFire und SLI einen Lastenausgleich bei unterschiedlich schnellen Grafikkarten unterstützen. Demzufolge ist es absolut sinnvoll, auch bei der Aufrüstung auf CrossFire bzw. SLI eine möglichst gleichartige Grafikkarte zu erwerben, um keine Leistung bzw. Geld zu verschwenden.

Im originalen Artikel (leider) vergessen, wurden nun nachträglich auch noch die Karten der Radeon X1300 und X1600 Serien hinzugefügt, welche natürlich ebenfalls über eine CrossFire-Befähigung verfügen. Hierbei wird im Gegensatz zu den Radeon X800/X850/X1800/X1900 Serien jedoch keine extra CrossFire-Karte benötigt, man kann also ganz normale Karten paaren. Auch hier lohnt sich ein CrossFire-Gespann natürlich eher nur für Nachrüstungen - ähnlich wie bei nVidias GeForce 6600er Serie. Es gibt im übrigen sogar Berichte, wonach CrossFire auch auf Radeon X300/X700 ohne extra CrossFire-Karte funktionieren soll. Sicher ist dies allerdings nicht, ATI hat die CrossFire-Funktionalität ohne extra CrossFire-Karte bislang nur für die Radeon X1300/X1600 Serien offiziell verkündet.

In diesem Bereich sollte man wie gesagt keine neuen CrossFire- bzw. SLI-Systeme mehr planen, hier geht es allein um die Nachrüstung eines bestehenden Systems. Dementsprechend lohnen sich auch gar keine großen Empfehlung - hier ist man schlicht gezwungen, diese Karte zu nehmen, die zum eigenen bereits bestehenden System passt. Zu erwähnen wäre hier allerhöchstens der Punkt, daß bei ATI und nVidia mittels Radeon X1300 sowie GeForce 6600 CrossFire bzw. SLI inzwischen schon ab einem sehr humanen Preispunkt angeboten wird, auch wenn man damit natürlich keine Performance-Wunder erwarten kann.

Die zwei in diesem Segment noch angebotenen ATI CrossFire-Karten besitzen diesbezüglich im übrigen über eine noch deutlich weitergehende Flexibilität: Theoretisch kann man diese mit jeder Karte der Radeon X800/X850 Serien paaren. Macht man dies mit Karten mit nur 12 Pixel-Pipelines oder besonders niedrigen Taktraten, verliert man zwar einiges der mit der CrossFire-Karte eigentlich möglichen Leistung, dennoch sollte man mit dieser Methode immer eine gute Beschleunigung des bisherigen Systems erreichen können.

Bei den "wirklichen" CrossFire/SLI-Lösungen stellt - wie schon im HighEnd-Segment der Single-Lösungen - ATI die derzeit klar beste Lösung: Die Radeon X1800 auf CrossFire ist zu teuer, einmal davon abgesehen, daß die CrossFire-Edition dieser Karte derzeit kaum lieferbar ist. Die GeForce 7800 GT hat in der 256-MB-Version auf SLI einen durchaus ansprechenden Preis, wird aber letztlich trotzdem nicht schneller als eine einzelne Radeon X1900 XT sein. Die GeForce 7800 GT in der 512-MB-Version sowie die GeForce 7800 GTX in der 256-MB-Version sind als SLI-Gespann dagegen jeweils deutlich zu teuer.

Und gleiches trifft letztlich auch auf die GeForce 7800 GTX 512MB unter SLI zu, auch wenn diese Karte teilweise an die Leistung eines Radeon X1900 CrossFire-Gespanns herankommt. Doch beim Preispunkt hat ATI mit 1120 zu 1360 Euro wiederum einen deutlichen Vorsprung - und hat dann auch noch den Vorteil, bei den für diese potenten Karten durchaus interessanten Sonder-Anti-Aliasing-Modi von CrossFire (Super AA) und SLI (SLI-AA) klar vorn zu liegen.

Und damit schließt unser Grafikkarten-Überblick für den Monat Februar. Der Markt wird sich natürlich beständig weiter bewegen: Für die nächsten Wochen kann wohl in erster Linie erwartet werden, daß diverse ältere Grafikkarten aus dem Sortiment verschwinden. Erste Kandidaten dafür wären die wenigen derzeit noch angebotenen Karten der Radeon 9600/9800 Serien, nur wenig später dürften genauso auch die Radeon X700 Serie und die älteren Varianten der GeForce 6800 Serie vom Markt verschwinden.

Mittelfristig stehen zudem sicherlich alle Karten, welche nicht der Radeon X1000 Serie bzw. der GeForce7-Klasse angehören, zur Disposition - dies aber wohl erst nach dem Markteintritt der Chips RV560 (Radeon X1700 Serie) und G73 (GeForce 7600 Serie), welche vor allem das Mainstream-Segment nochmals grundsätzlich umkrempeln dürften. Möglicherweise wird es dann ja einen neuen Artikel mit demselben Thema und aktualisierten Daten geben ...