Intels neue Prozessoren - und AMDs Antwort
6. August 2006 / von Leonidas / Seite 2 von 3
Aber andererseits wäre es natürlich auch gelacht, wenn Intel mit einer neuen Prozessoren-Architektur nicht wieder die Spitzenposition für sich vereinahmen würde - schließlich werden neue Architekturen auf dem Prozessoren-Markt nur alle paar Jahre aufgelegt. Insofern ist es nur zu natürlich, das AMD derzeit hinten liegt und den Rückstand nur mit der Zeit aufholen kann - ähnlich war es schließlich auch, als AMD seinerzeit den Athlon 64 oder zuletzt die Athlon 64 X2 Prozessoren vorstellte.
Allerdings ist auch klar, daß AMD nun reagieren muß - nachdem man es die letzten Monate durchaus verhältnismäßig ruhig angehen ließ und man fast sagen konnte, daß AMD sich auf seinen Lorbeeren ausruhte. Ebenso sollte AMD die in letzter Zeit teils laut hinausposaunten Pläne zur Steigerung des eigenen Marktanteils über die 30-Prozent-Marke (derzeit liegt man bei 22 Prozent) erst einmal verschieben, denn aktuell ist dies eine eher unrealistische Prognose. AMD wird die kommenden Monate in erster Linie kämpfen zu haben, keine Marktanteile an verkauften Prozessoren zu verlieren.
Dabei ist AMD derzeit in der eher unvorteilhaften Position, von Intel mehr oder weniger auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein: Der letzte Refresh in Form der Sockel AM2 Prozessoren wurde gerade erst vorgestellt, insofern kann nicht in der allernächsten Zeit mit einem weiteren Prozessoren-Refresh von AMD gerechnet werden. Vielmehr stehen die nächsten neuen Refreshes und Generationen bei AMD erst in einiger Zeit an: Zu nennen wären hier primär die Umstellung der Produktion von der bisherigen 90nm auf die 65nm Fertigung sowie der verbesserte K8L-Core.
Gerade letzterer erscheint derzeit als potenteste Möglichkeit, Intel wieder etwas gleichwertiges entgegenzusetzen, schraubt AMD mit diesem K8L doch erstmals seit dem Start der ersten Athlon 64 Prozessoren wieder an den (für die Performance relevanten) Interna des K8-Cores herum. Allerdings ist der K8L nach derzeitiger Informationslage erst im Jahr 2008 zu erwarten, kann AMD also kurz- und mittelfristig nicht weiterhelfen. Doch selbst wenn der K8L nun schon 2007 kommen sollte, würde AMD immer noch einige Monate ziemlich nackt gegenüber Intel dastehen.
Und hier dürfte auch die Umstellung auf die 65nm Fertigung nur teilweise weiterhelfen, da diese doch erst Anfang des nächsten Jahres ansteht. Potential hat diese Fertigungsumstellung natürlich - AMD könnte eventuell einen Taktkrieg mit Intel anfangen, was immer noch besser ist als ein Preiskrieg. Intel kann zwar auch jederzeit die Taktraten des Conroe-Cores hochziehen (wie die Overclocking-Ergebnisse der Conroe-Artikel beweisen), hat aber zumindestens mittelfristig nicht den Bonus einer neuen Fertigungstechnologie zur Hand, da Intel schon auf 65nm produziert und der nächste Schritt auf 45nm nicht vor dem zweiten Halbjahr 2007 zu erwarten ist.
Sollte es AMD also gelingen, mit dem 65nm Fertigungsprozeß erhebliche Taktreserven zu Tage zu fördern, könnte man wohl wieder gegen Intel mitbieten. Sicherlich in der ironischen Situation, daß Intel dann den Pro/MHz-stärkeren und AMD den MegaHertz-stärkeren Prozessor hätte - aber wie die Performance letztlich erreicht wird, ist für den Markt im Endeffekt doch zweitrangig. Dafür müsste AMD allerdings auch in der Lage sein, den 65nm K8-Core bis gleich auf 3.6 GHz zu bringen: Dies wären 20 Prozent mehr Takt als ein hypothetischer 3.0 GHz Conroe-Core, mit welchem allerdings im neuen Jahr und spätestens bei Beginn einer MegaHertz-Offensive seitens AMD gerechnet werden darf. Ob AMD also in einem möglichen Taktkrieg gegenüber der deutlich stärkeren Pro/MHz-Leistung des aktuellen Conroe-Cores wirklich bestehen kann, sei immer noch dahingestellt.
Kurzfristig dagegen sieht es eher zappenduster aus für den in Kalifornien, Texas und nunmehr auch in Kanada beheimateten, jedoch fast ausschließlich im sächsischen Dresden fertigenden Prozessoren-Hersteller: Viel mehr Takt wird sich aus dem aktuell in 90nm hergestelltem K8-Core nicht herauspressen lassen, die AMD-Projektionen sehen für dieses Jahr nur einen Taktsprung von weiteren 200 MHz vor - allerdings auch nur für den Athlon 64 FX auf dann 3.0 GHz (in Form des Athlon 64 FX-64). Dagegen wird die Athlon 64 X2 Linie anscheinend bei ihren Taktraten bleiben und nur mittels eines Athlon 64 X2 5200+ (mit 2x 1 MB anstatt 2x 512 kB Level2 Cache) geringfügig aufgebohrt werden.
Insofern hat AMD am Montag vor zwei Wochen folgerichtig zum einzigen Mittel gegriffen, was noch blieb, um Conroe & Allendale wenigstens ein kleines bißchen aufzuhalten: Drastische Preissenkungen. Im Prinzip ist dies ein indirekter Weg, um an der Taktschraube zu drehen - nur eben ohne neue, höher getaktete Prozessoren zu bringen. Denn durch die AMD-Preissenkungen müssen sich die Conroe-Prozessoren nun von einem auf den anderen Tag - nimmt man den gleichen Preis als Ausgangslage für seine Betrachtungen - mit deutlich schneller (als vorher) getakteten AMD-Prozessoren herumschlagen.
Damit kann AMD zwar keinen Blumentopf im HighEnd-Segment gewinnen, weil dort einfach die neuen Prozessoren mit real mehr Takt fehlen, aber zumindestens in den unteren Preisbereichen eventuell doch konkurrenzfähige Angebote aufstellen. Im genauen sehen das aktuellen Lineups an DualCore-Prozessoren von AMD und Intel nach der Vorstellung des Conroe-Cores und der entsprechenden AMD- und Intel-Preissenkung nunmehr folgendermaßen aus (die angegebenen Straßenpreise wurden aus dem Schnitt der zehn besten am Sonntag den 6. August 2006 gefundenen Preise ermittelt, unter Nichteinrechnung des jeweils besten gefundenen Preises und ohne Berücksichtigung der Lieferbarkeit):
DualCore-Prozessoren für den Desktop-Einsatz |
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AMD |
Intel |
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Athlon 64 FX-62 Listenpreis 827 Dollar, Straßenpreis 796€ K8-Architektur, DualCore 2.8 GHz, 2x 1 MB Level2 Cache Windsor-Core, 90nm, Sockel AM2 |
"Luxus" Segment (ab 600€) |
Core 2 Extreme X6800 Listenpreis 999 Dollar, Straßenpreis 985€ Core-Architektur, DualCore 2.93 GHz, 4 MB Level2 Cache (shared) Conroe-Core, 65nm, FSB1066, Sockel 775 |
In diesem Marktsegment gibt es derzeit kein Angebot von AMD. | oberes HighEnd Segment (400-600€) |
Core 2 Duo E6700 Listenpreis 530 Dollar, Straßenpreis 519€ Core-Architektur, DualCore 2.66 GHz, 4 MB Level2 Cache (shared) Conroe-Core, 65nm, FSB1066, Sockel 775 |
Athlon 64 X2 5000+ Listenpreis 301 Dollar, Straßenpreis 290€ K8-Architektur, DualCore 2.6 GHz, 2x 512 kB Level2 Cache Windsor-Core, 90nm, Sockel AM2 |
unteres HighEnd Segment (um die 310€) |
Core 2 Duo E6600 Listenpreis 316 Dollar, Straßenpreis 315€ Core-Architektur, DualCore 2.4 GHz, 4 MB Level2 Cache (shared) Conroe-Core, 65nm, FSB1066, Sockel 775 |
Athlon 64 X2 4600+ Listenpreis 240 Dollar, Straßenpreis 226€ K8-Architektur, DualCore 2.4 GHz, 2x 512 kB Level2 Cache Manchester/Windsor-Core, 90nm, Sockel 939/AM2 |
oberes Mainstream Segment (um die 220€) |
Core 2 Duo E6400 Listenpreis 224 Dollar, Straßenpreis 225€ Core-Architektur, DualCore 2.13 GHz, 2 MB Level2 Cache (shared) Allendale-Core, 65nm, FSB1066, Sockel 775 |
Athlon 64 X2 4200+ Listenpreis 187 Dollar, Straßenpreis 174€ K8-Architektur, DualCore 2.2 GHz, 2x 512 kB Level2 Cache Manchester/Windsor-Core, 90nm, Sockel 939/AM2 |
mittleres Mainstream Segment (um die 180€) |
Core 2 Duo E6300 Listenpreis 183 Dollar, Straßenpreis 186€ Core-Architektur, DualCore 1.86 GHz, 2 MB Level2 Cache (shared) Allendale-Core, 65nm, FSB1066, Sockel 775 |
Athlon 64 X2 3800+ Listenpreis 152 Dollar, Straßenpreis 130€ K8-Architektur, DualCore 2.0 GHz, 2x 512 kB Level2 Cache Windsor-Core, 90nm, Sockel AM2 |
unteres Mainstream Segment I (um die 140€) |
Pentium D 915 Listenpreis 133 Dollar, Straßenpreis 141€ Netburst-Architektur, DualCore 2.8 GHz, 2x 2 MB Level2 Cache Presler-Core, 65nm, FSB800, Sockel 775 |
Athlon 64 X2 3600+ Listenpreis 147 Dollar (kommt demnächst in den Markt) K8-Architektur, DualCore 2.0 GHz, 2x 256 kB Level2 Cache Windsor-Core, 90nm, Sockel AM2 |
unteres Mainstream Segment II (um die 120€) |
Pentium D 820 Listenpreis 113 Dollar, Straßenpreis 117€ Netburst-Architektur, DualCore 2.8 GHz, 2x 1 MB Level2 Cache Smithfield-Core, 90nm, FSB800, Sockel 775 |
In diesem Marktsegment gibt es derzeit kein Angebot von AMD. | LowCost Segment (unter 100€) |
Pentium D 805 Listenpreis 93 Dollar, Straßenpreis 95€ Netburst-Architektur, DualCore 2.66 GHz, 2x 1 MB Level2 Cache Smithfield-Core, 90nm, FSB533, Sockel 775 |
Anmerkungen: |
Nun, wie man sehen kann, sieht die Sache inzwischen doch deutlich freundlicher für AMD aus: Zwar hat AMD nach wie vor keine vernünftigen Angebote bei den teureren Modellen, denn hier würden es nur (zumindestens in nächster Zeit nicht zu erwartende) neue Prozessoren mit mehr Takt richten können, doch ab den Mainstream-Modellen kann AMD mit den vollzogenen drastischen Preissenkungen wieder mithalten. Zwar läßt sich diese Aussage nicht wirklich gut mit den Launch-Berichten zum Core 2 Duo/Extreme untermauern, da dort viel zu oft nur gegen den Athlon 64 FX-62 getestet wurde, Abhilfe schafft hier allerdings ein Artikel der X-bit Labs, welcher alle derzeit relevanten DualCore-Prozessoren gegeneinander antreten läßt.
Natürlich eilen auch gemäß dieses Artikels Core 2 Duo E6700 (2.66 GHz) und Core 2 Extreme X6800 (2.93 GHz) dem Athlon 64 FX-62 (2.8 GHz) weiterhin meilenweit davon, ist hier für AMD nichts zu holen. Darunter wird es dann jedoch schon interessanter: So hat AMD im Duell von Core 2 Duo E6600 (2.4 GHz) gegen Athlon 64 5000+ (2.6 GHz) einen gewissen Vorteil von 9 Prozent beim aktuellen Straßenpreis anzubieten, welcher das Performance-Plus des Intel-Prozessors im Durchschnitt aller Benchmarks von 14 Prozent (unter Spielen 17 Prozent) wieder deutlich abfedert.
Im Vergleich des Core 2 Duo E6400 (2.13 GHz) gegen den Athlon 64 4600+ (2.4 GHz) gibt es bei gleichem Straßenpreis einen Performance-Vorteil von 4 Prozent zugunsten Intels (unter Spielen 5 Prozent). In der Summe liegt Intel somit zwar auch bei den beiden letztgenannten Prozessor-Vergleichen weiterhin vorn, allerdings ist der Preis/Leistungs-Abstand mit 5 bzw. 4 Prozent doch weitaus geringer als noch zum Launch-Zeitpunkt vor drei Wochen und geht letztlich eher schon in Richtung "vernachlässigbar".
Weiter unten in der Preisliste fängt das Bild dann gar an zu AMD zu tendieren: So liegen zwischen Core 2 Duo E6300 (1.86 GHz) und Athlon 64 4200+ (2.2 GHz) ein preislicher Abstand von 7 Prozent zugunsten von AMD und ein Performance-Abstand von 4 Prozent (unter Spielen 6 Prozent) zugunsten von Intel. Der Vergleich Pentium D 915 (2.8 GHz) gegen Athlon 64 X2 3800+ (2.0 GHz) offenbart dagegen einen um 8 Prozent günstigeren Straßenpreis für AMD, zusätzlich spricht hier auch noch der Performance-Vergleich mit 16 Prozent (unter Spielen gar 32 Prozent) klar zugunsten von AMD. Der kommende Vergleich von Athlon 64 3600+ (2.0 GHz) gegen Pentium D 820 (2.8 GHz) dürfte zwar von der Performance her nicht ganz so desaströs für Intel ausgehen, sollte aber nichts desto trotz wiederum AMD als Sieger sehen.
Einzig und allein im LowCost-Segment für DualCore-Prozessoren mit einem Preispunkt von unter 100 Dollar/Euro steht Intel wieder gut da - einfach, weil AMD in diesem Marktsegment bisher mit völliger Abwesenheit glänzt. Und ob es hier kurzfristig zu einem Gegenangebot von AMD kommen wird, darf bezweifelt werden, schließlich will keiner der beiden Prozessoren-Hersteller seine jeweils aktuelle Technologie unterhalb eines gewissen Preispunktes verramschen - auch das Intel-Angebot in diesem Marktsegment basiert schließlich nur auf einer auslaufenden Prozessoren-Architektur.
Sollten diese Prozessoren dann eines Tages vom Markt verschwunden sein, ist es sogar eher fraglich, ob es dann ein neues DualCore-Angebot auf Basis der jeweils aktuellen Architektur mit einem Preispunkt von maximal 100 Dollar/Euro geben wird, da man dieses Preissegment bei beiden Herstellern regulär noch für eine gewisse Zeit lang den SingleCore-Prozessoren überlassen will. Dies hängt zum einen damit zusammen, daß man bei den Prozessorpreisen im LowCost-Markt dann wirklich schon anfangen muß, knallhart zu rechnen und somit der zusätzliche Silizium-Aufwand von DualCore-Prozessoren stärker ins Gewicht fällt als bei den teureren Modellen.
Zum anderen spielt hier aber auch mit hinein, daß man den höherpreisigen DualCore-Boliden immer eine möglichst deutliche Berechtigung für ihren Preispunkt geben will - und das geht immer am besten, wenn das niedrigpreisige Segment nur über technisch nicht gleichwertige Prozessoren verfügt. Schließlich soll für den Käufer immer ein erheblicher Anreiz dafür existieren, die höherpreisigen Prozessoren zu erstehen, weil nur diese die jeweils aktuellsten Technologien vollständig in sich tragen.