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Nvidia bringt NV40-Technologie in das Mittelklasse-Segment

12. August 2004 / von aths / Seite 2 von 3


Die GeForce 6600 kommt mit 300 MHz Coretakt auf den Markt, wobei der Boardhersteller bei dieser Karte jede Freiheit bezüglich RAM-Taktung genießt. Natürlich besteht zudem die Möglichkeit, dass sich einige Boardhersteller aus ihren Lieferungen besonders "gute" Grafikchips aussuchen und die Karte somit auch beim Chiptakt höher takten.

Da der RAM-Takt den Kartenherstellern freigestellt ist, gilt beim Kauf entsprechend "Holzauge, sei wachsam!" – eine ach so tolle DirectX9-Karte mit Shader Model 3.0 könnte sich mit langsamen Speicher als lahme Ente erweisen. Immerhin, solange ein (derzeit noch hypothetischer) NV44-Chip für das Einsteiger-Segment noch nicht verfügbar ist, ermöglicht die GeForce 6600, dass SM 3.0 Hardware recht weit nach unten skaliert werden kann. Hoffen wir, dass der Markt das SM 3.0 Feature eingermaßen "gerecht" einzuschätzen weiß, so dass sich adäquate Preise einpendeln.


links: GeForce 6600, rechts: GeForce 6600GT

Für den begeisterten Spieler dürfte die GeForce 6600GT in jedem Fall interessanter sein: Die 500/500-Taktung verspricht (ausgehend von den bisher bekannten technischen Eckdaten) Leistung, die sich vor einer GeForceFX 5950 Ultra nicht verstecken muss. Vor allem, wenn es um Spiele geht, die massiv auf Pixelshader setzen, dürfte die GeForceFX 5900 Serie spielend übertroffen werden, zumal die Wichtigkeit der Speicherbandbreite bei langen arithmetischen Shadern zurückgeht. Wir erwarten von der GeForce 6600GT genug Leistung, um in praktisch allen Spielen 4x Antialiasing sinnvoll einsetzen zu können, trotz der bereits erwähnten ROP-Schwäche.

Mit 4x Antialiasing kann die GeForce 6600 /GT pro Takt höchstens einen Pixel fertigstellen. Mit ihren 8 Pixelpipes darf das Rendering pro Pixel bis zu 8 Takte dauern, erst dann limitiert die ROP-Logik nicht mehr. Das heißt, gerade in älteren Spielen wird die GeForce 6600GT vielleicht schon ohne, aber erst recht bei aktiviertem Antialiasing von einer Radeon 9700 problemlos übertrumpft. Mit SM 3.0 und anderen Features zielt die GeForce 6600GT natürlich nicht auf alte, sondern auf die allerneusten Spiele, in denen die GeForce 6600GT sehr wahrscheinlich auch eine Radeon 9800XT hinter sich lässt. Mittelklasse-Karten leben oft länger (werden sowohl über einen längen Zeitraum verkauft, als auch im Rechner behalten) als HighEnd-Produkte. Insofern ist es keine Verschwendung, auch Mittelklasse-Karten mit neuesten Features auszurüsten.

Besonders interessant wird die GeForce 6600GT zusätzlich, weil Nvidia hier das SLI-Feature freigeschaltet hat (nicht bei der GeForce 6600). Hat man ein entsprechendes PCIe-Mainboard, kann man einfach eine weitere GeForce 6600GT nachkaufen und die Grafikleistung um bis zu 70 Prozent steigern.

Übrigens wurden die Pixel-Pipelines beim NV43-Chip überarbeitet. In einigen Fällen sind sie schneller als die originalen Pixel-Pipelines des NV40-Chips. Wir nehmen an, dass dies auf eine verbesserte interne Shaderunit-Crossbars bzw. großzügigeren Readport-Limits zurückzuführen ist. Denkbar wäre auch, dass die Zahl interner Hardware-Register vergrößert wurde. Zusätzliche Recheneinhalten halten wir für äußerst unwahrscheinlich, so dass wir "nur" von einer besseren Ausnutzung vorhandener Einheiten ausgehen. Dies lässt natürlich der Spekulation Platz, dass es vielleicht dereinst einen NV40-basierenden Chip mit gleich 16 wohlmöglich noch etwas weiter verbesserten Pipelines geben könnte.

Doch schon die Version mit 8 Pixel-Pipelines in Form der GeForce 6600GT übertrumpft (nicht zuletzt dank des Taktes) in modernen Spielen eine GeForceFX 5950 Ultra. Eigentlich gibt es keinen Grund mehr, jetzt noch eine GeForceFX zu kaufen – es sei denn, wegen der vorzüglichen anisotropen Filterung, die nur noch vom S3 Deltachrome überboten wird. Bei der GeForce6 hingegen ist die AF-Qualität nur noch geringfügig besser als bei einer Radeon-Karte.

Die GeForce 6600 Konkurrenz aus gleichem Hause stellt im übrigen die GeForce 6800LE dar, welche immerhin über ein 256-bittiges Speicherinterface verfügt, aber auch deutlich langsamer getaktet ist. Listig hält sich Nvidia die Option offen, ATIs möglichem Konter (in Form des RV410-Chips) mit einer GeForce 6600 Ultra zu begegnen.

In einer Nvidia-Präsentation, die wir bewusst nicht zeigen, wird die GeForce 6600GT mit der Radeon X600 verglichen (und das ausgerechnet in Doom 3). Darin sehen wir jedoch keinen Sinn. Die einzige Argumentation hierfür wäre vielleicht, dass PCI Express Mittelklasse-Hardware verglichen würde. Doch das Interface wirkt sich auf Spieleperformance praktisch nicht aus. Die Radeon X600 als eine letzte Ausführung der alten Mainstream-Riege hat letztlich mit ihren 4 Pixel-Pipelines keine Chance gegen die neuen Mainstream-Karten vom Schlag der GeForce 6600 /GT mit deren 8 Pixel-Pipelines.

Der NV43-Chip ist übrigens Nvidias erster Chip mit nativem PCI Express Interface. Zukünftige AGP-Versionen werden mittels "HSI" realisiert. Dies wird wohl auch die Zukunft sein, dass die GPUs direkt für PCIe ausgelegt werden. Dank HSI bleibt die Grafik-Performance erhalten, während Nvidias AGP-GPUs (z. B. GeForce2 MX) immer Probleme damit hatten, ihre Leistung auf PCI-Karten zu entfalten. Den Grafikkarten-Herstellern steht es somit frei, AGP-Versionen der GeForce 6600 /GT unter eigener Regie zu verwirklichen - wovon wir allerdings stark ausgehen, denn momentan ist PCI Express immer noch eine eher kleine Nische.

Auch der Videoprozessor ist beim NV43-Chip gleich mit eingebaut. Bezüglich diesem Feature warten wir allerdings (nach den Versprechen, die wir aus der Zeit des NV40-Launches her kennen) noch immer auf Software, welches De- und Encoding einerseits, und verbessertes Deinterlacing andererseits auch praktisch demonstriert.


Als Vorabeinschätzung lässt sich also zusammenfassen: Mit der 6600er Serie vereint Nvidia alle wichtigen Features, die der Markt verlangt: PCI Express, DirectX9 und das sogar mit SM 3.0. Weniger beworben, aber eigentlich noch wichtiger sind die Leistungs-Eckdaten: 8 Pixel-Pipelines und 3 Vertex Shader – fast wie seinerzeit die Radeon 9700. Im Gegensatz zur Radeon allerdings nicht nur mit erhöhtem Takt, sondern auch mit effizienterer Ausführung (die NV40-Pixelpipelines werden von Nvidia als "superskalares" Design vermarktet - Details hierzu in Kürze in einer Artikel-Serie). Sehr schön ist, dass im Moment zwar noch ungenutzte, jedoch für die Zukunft sehr wichtige NV40-Features erhalten blieben. Dazu zählt native Floating-Point Texturfilterung und FP-Alphablending.

Leistungsmäßig dürfte die GeForce 6600 bei einer angenommenen Taktfrequenz von 300/300 MHz wohl unterhalb der alten HighEnd-Riege um GeForceFX 5950 Ultra und Radeon 9800XT liegen, aber immer noch etwas überhalb der bisherigen Mainstream-Karten um GeForceFX 5750 Ultra und Radeon 9600XT (bzw. GeForce PCX 5750 und Radeon X600XT im PCIe-Bereich). Sicherlich wird es hier aber auch Grafikkarten-Hersteller geben, welche die GeForce 6600 mit noch langsamer getakteten Speicherbausteinen ausstatten und dann auch noch niedrigere Performance-Gefilde abdecken.

Die GeForce 6600GT mit ihren 500/500 MHz Taktfrequenzen wird die alten HighEnd-Chips recht schnell komplett ablösen, da hier mehr Leistung zu weniger Geld geboten wird. Zwischen der GeForce 6800GT und den neuen HighEnd-Karten um GeForce 6800 Ultra und Radeon X800 XT-PE wird zwar weiterhin ein erheblicher Unterschied existieren, dennoch präsentiert sich die GeForce 6600GT zu ihrem US-Listenpreis von 200 Dollar wohl als diese Grafikkarte mit dem besten aktuellen Preis/Leistungsverhältnis. Kaufbare Karten wird es allerdings wohl erst im September/Oktober geben.

Im übrigen ergibt sich der beachtenswerte Umstand, daß die GeForce 6600 nach dem US-Listenpreis nur 25 Prozent günstiger ist als die GeForce 6600GT, aber mit immerhin 40 Prozent weniger Chiptakt antritt. Hier dürfte wohl über kurz oder lang der Markt dieses etwas ungleiche Verhältnis preislich korrigieren. Man darf zudem darüber spekulieren, dass die nächstkleinere Version (realisiert mit dem noch nicht gelaunchten NV44-Chip) mit nur 4 Pipelines leistungsmäßig deutlich unterhalb der GeForce 6600 liegen wird, weshalb die GeForce 6600 einfach zum Abrunden der Produktpalette benötigt wird.






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