ATi Radeon X800 Pro (R420) Review
4. Mai 2004 / von Leonidas / Seite 30 von 31
Fazit
Fassen wir erst noch einmal das bisher gesagte und gezeigte, besonders zu den vorangegangenen Benchmarks, zusammen:
Der R420-Chip ist definitiv als "NextGen" zu bezeichnen, auch wenn der Support der Shader 3.0 im Gegensatz zum NV40 fehlt. Doch das dieser technologische Unterschied irgendwann einmal deutliche Nachteile für den R420 haben wird, darf getrost bezweifelt werden. Insofern kann der Shader 2.0 Support beim R420 heute noch kein wirklicher Kritikpunkt am R420 sein.
Das Prädikat "NextGen" erwirbt sich der R420-Chip in erster Linie durch die Aufstockung der Pipelines auf 12 (Radeon X800 Pro) bzw. 16 (Radeon X800XT Platinum Edition) sowie den durch die bessere Fertigungstechnologie möglich gewordenen Taktsprung. Ansonsten bleibt aber technologisch zu den R3x0-Chips mehr oder weniger alles beim alten. Zumindestens Anti-Aliasing und anisotroper Filter blieben unverändert, beim Anti-Aliasing ist nur noch ein "Temporal Anti-Aliasing" hinzugekommen, welches seine Praxistauglichkeit allerdings erst noch unter Beweis stellen muß.
Das bedeutet konkret, daß ATi weiterhin mit den bekannten 2x bis 6x Anti-Aliasing Modi sowie 2x bis 16x anisotropen Modi antritt. In beiden Fällen fand hier keinerlei Weiterentwicklung statt, was aber - zumindestens wenn man auf die Konkurrenz schaut - nicht notwendig war. Denn nVidia bietet bei der GeForce6-Serie in keinem Punkt eine bessere Qualität als ATi bei der X800-Serie an, einzig allein die GeForce 4/FX Karten behalten weiterhin ihre bessere anisotrope Qualität. ATi hätte hier im übrigen punkten können, wenn man wie nVidia die Möglichkeit angeboten hätte, die Optimierung des trilinearen Filters im offiziellen Control Panel auszuschalten - was man jedoch leider nicht tat.
Bei der Spiele-Performance hatte sie ATi - wie der ersten Seite dieses Artikels zu entnehmen - auf die Fahnen geschrieben, mit der Radeon X800 Pro die Leistung einer GeForce 6800 Ultra zu erreichen. Diese Vorgabe seitens ATi wurde gemäß unseren Benchmarks allerdings nicht erreicht, die Radeon X800 Pro liegt im Schnitt aller Benchmarks um ein paar gute Prozente (ca. 20%) hinter der GeForce 6800 Ultra zurück. Die früheren Performance-Spitzenreiter Radeon 9800XT sowie GeForceFX 5950 Ultra überflügelt die Radeon X800 Pro jedoch klar und in (fast) allen Einzel-Messungen.
Dieser gewisse Rückstand zur GeForce 6800 Ultra trifft dabei auch auf das ATi-"Lieblingssetting" einer Auflösung von 1600x1200 mit 8x anisotropen Filter mit 4x Anti-Aliasing zu, unter welcher auch die vorgenannten ATi-Benchmarks getätigt wurden. Wir haben hier zwar nur 16x anisotropen Filter mit 4x Anti-Aliasing gebencht, dieser Unterschied sollte allerdings eher für die X800-Serie sprechen, da jene beim Wechsel von 8x auf 16x anisotropen Filter weniger Performance als die GeForce6-Serie verliert.
Differenz GeForce 6800 Ultra zu Radeon X800 Pro | ||||||
1024x768 4xAF+2xAA |
1024x768 16xAF+4xAA |
1280x960 4xAF+2xAA |
1280x960 16xAF+4xAA |
1600x1200 4xAF+2xAA |
1600x1200 16xAF+4xAA |
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AquaNox 2: Revelation | +32% | +19% | +27% | -2% | +14% | -12% |
Call of Duty | +11% | +11% | +16% | +15% | +19% | +18% |
Far Cry | +1% | -17% | -15% | -24% | -9% | - |
Prince of Persia | - | - | +27% | +21% | +44% | +24% |
Serious Sam: TSE | +10% | +18% | +18% | +31% | +30% | +45% |
Star Trek: Elite Force II | +15% | +21% | +22% | +29% | +32% | +32% |
Tron 2.0 | +2% | -1% | +2% | -12% | +1% | +22% |
Unreal Tournament 2004 | +20% | +24% | +23% | +6% | +39% | +1% |
X2: Die Bedrohung | +9% | +10% | +13% | +11% | +15% | +11% |
Dennoch gewinnt laut unseren Messungen in diesem Setting mehrheitlich nVidia. Ein Grund dafür könnte sicherlich sein, daß wir in unseren Benchmark den bilinearen Texturenfilter auf den Texturenstufen 1-7 unter Direct3D bei beiden Radeon-Karten konsequent ausgeschaltet haben, was ATi bei den eigenen Benchmarks mit Sicherheit nicht getan. Doch dieses Ausschalten jener ATi-Optimierung ist unserer Meinung nach zwingend notwendig, schließlich wurde auf der nVidia-Seite ja auch deren trilineare Optimierung deaktiviert.
Allerdings hat die Radeon X800 Pro auch ihre großen Momente in den Benchmarks - und zwar dann, wenn sie unter 6x Anti-Aliasing ran darf. Dann hat die GeForce 6800 Ultra nur noch ihr 8x Anti-Aliasing aufzubieten, welches allerdings durch seinen reichlichen Supersampling-Anteil keine Freude bei der Performance aufkommen läßt. Und so gewinnt die Radeon X800 Pro jeden einzelnen Benchmark unter 6x Anti-Aliasing mit haushohen Vorsprüngen von bis zu 280 Prozent :-) (Max Payne 2: The Fall of Max Payne), sofern in dem jeweiligen Spiel keine CPU-Limitierung vorliegt. Für diese hohe Anti-Aliasing ist die Radeon X800 Pro also mit Abstand die beste Karte.
Bezüglich der Shader-Performance kann man leider kein eindeutiges Urteil anhand der vorliegenden Spiele-Benchmarks fällen, da die Radeon X800 Pro unter Far Cry zwar überall klar vorn liegt, unter Halo dagegen wieder überall klar hinten. Offensichtlich entscheiden hier die Spiel-Eigenheiten über die Performance - und nicht eine überlegene oder unterlegene Shader-Performance der Radeon X800 Pro. Wie sich der R420-Chip also in dem Punkt Shader-Performance positioniert, läßt sich anhand unserer Zahlen leider nicht sagen.
Bleiben die Werte der Karte selber, sprich außerhalb von Performance und Bildqualität: Die kaum vorhandene Geräuschentwicklung unseres Sapphire-Musters ist absolut zu loben - wobei diesbezüglich auch schon die GeForce 6800 Ultra gute Werte aufstellte. Ein Vorteil gegenüber dieser ist es, daß nur ein Stromanschluß für den R420-Chip benötigt wird. Die Karte war dann selber im Alltagsbetrieb weitestgehend problemlos. Das einzige Problem stellt der Treiber dar, welcher unter einigen Settings in einigen Spielen kein Anti-Aliasing darstellen wollte - wobei derzeit allerdings nicht geklärt ist, ob diesr Effekt wirklich sicher am ATi-Treiber hängt.
Preislich wurde die Radeon X800 Pro seitens ATi mit einem US-Listenpreis von 399 Dollar (vor MwSt) angebenen. Ein offizieller deutscher Listenpreis in Euro liegt uns derzeit noch nicht vor, dürfte aber wegen der Mehrwertsteuer etwas höher ausfallen. Von Sapphire war zu erfahren, daß ihre Radeon X800 Pro einen Listenpreis der Retail-Version (inklusive Splinter Cell, Prince of Persia, Redline Tweaktool, Power DVD XP 5.0, Treiber und Kabel) von 439 Euro (inkl. MwSt) haben wird, wobei der Straßenpreis ca. 20-30 Euro darunter liegen wird. Das ist im Verhältnis zur offiziell 100 Dollar teureren GeForce 6800 Ultra ein unserer Meinung nach guter Preis und liegt im Verhältnis zu dem Leistungsunterschied zwischen beiden Karten.
Ergo:
ATi hat mit dem R420-Chip erst einmal exzellent nachgezogen. Zwar besitzt dieser keine Shader 3.0 Fähigkeiten, doch die verbreiterte Architektur samt den hohen Taktraten ergeben eine Performance, welche absolut ausreichend erscheint, um es mit dem NV40-Chip aufzunehmen. Speziell die Radeon X800 Pro Grafikkarte konnte die GeForce 6800 Ultra zwar nicht schlagen, hat aber dafür auch einen besseren Preis anzubieten. Zudem offeriert die Radeon X800 Pro eine absolut herausragende Performance unter 6x Anti-Aliasing und ist jederzeit Herr der Lage im Vergleich zu den Grafikkarten der Vorgängergeneration. Dies macht die Radeon X800 Pro derzeit ganz klar zur mit Abstand besten Wahl in ihren Preissegment von 400 bis 450 Dollar/Euro.
Man beachte an diesem Fazit bitte den Unterschied zwischen dem, was zum R420-Chip im allgemeinen und der Radeon X800 Pro Grafikkarte im speziellen gesagt wurde :-).