Überblick über den Grafikkarten-Markt: Februar 2006

13. Februar 2006 / von Leonidas / Seite 1 von 4

   Einleitung

Nachdem nun in den letzten Tagen sowohl die Radeon X1900 Serie, die GeForce 7300 Serie und letztlich die GeForce 7800 GS vorgestellt wurden, sind die ersten Grafikkarten-Launches des Jahres "überstanden", welche wieder einmal jede Menge neuen Schwung in den Markt gebracht haben. Zwar werden ATI und nVidia uns auch in der Folgezeit ständig mit neuen Produkten für alle Teilmärkte beglücken, aber für den Augenblick sind erst einmal keine neuen Launches in den nächsten Wochen bis zur CeBIT Anfang März angesetzt: Zu eben dieser Messe ist dann nVidia-Chip G71 aka GeForce 7900 zu erwarten, gegen Ende des Monats März dann noch der G73-Chip aka GeForce 7600 sowie auf ATI-Seite mit bisher noch ungeklärten Terminen die Chips RV505, RV506, RV535 und letztlich RV560 aka Radeon X1700, letzerer vermutlich eher in der Mitte des Jahres.

Damit ist jetzt zum einen die Gelegenheit günstig für einen Überblick der vielfältigen am Markt befindlichen Lösungen - und zum anderen drängt sich ein solcher Überblick aufgrund der puren Anzahl der momentan noch angebotenen Karten älterer Baureihen geradezu auf. Gerade wer sich nicht ständig mit dem Thema der Grafikkarten beschäftigt, dürfte auf dem momentanen Markt bei diesen vielen XT-, LE-, GS-, GT-, GTO- und XL-Varianten kaum noch durchsehen - doch genau für diesen Durchblick ist nun dieser Artikel da. Wir werden also nachfolgend auflisten, welche Grafikkarten am Markt sind, welche Varianten mit welchen technischen Daten und welcher Preislage es von diesen gibt - und wo sich dann für diese Karten gute Informationen über deren Leistungsfähigkeit einholen lassen.

Der Artikel ist nachfolgend in fünf Teile gegliedert:
• Eine grobe Übersicht der technischen Spezifikationen der einzelnen Grafikchips.
• Eine Übersicht der sich derzeit erhältlichen LowCost-Grafikkarten für AGP und PCI Express.
• Eine Übersicht der sich derzeit erhältlichen Mainstream-Grafikkarten für AGP und PCI Express.
• Eine Übersicht der sich derzeit erhältlichen HighEnd-Grafikkarten für AGP und PCI Express.
• Eine extra Betrachtung der für CrossFire und SLI angebotenen Lösungen.

Die Einteilung, wo eine Grafikkarte hineingehört, haben wir dabei primär nach dem Preispunkt getroffen: In das LowCost-Segment kamen Karten, welche bis zu 100 Euro kosten, in das Mainstream-Segment Karten, welche zwischen 100 und 300 Euro kosten und in das HighEnd-Segment alle Karten, welche - immer zu aktuellen Straßenpreisen bei Händlern mit Verfügbarkeit - ab 300 Euro kosten. Da die Grenzen hier eher fliessend sind, wurden manche Grafikkarten in den nachfolgenden Tabellen auch mehrfach aufgeführt.

Vorab gilt noch zu erwähnen, daß wir in den nachfolgenden Aufstellungen die Grafikchips von S3 und XGI wegen akuter Nichtverfügbarkeit nicht mit aufgenommen haben. Sicherlich sind die aktuellen Angebote von S3 und XGI mit ein wenig Mühe aus Fernost bzw. Nordamerika erhältlich, allerdings ist dies sicherlich nicht der Beschaffungsweg, welchen die Mehrzahl der Anwender gehen will bzw. überhaupt gehen kann. Vereinzelt noch angebotene Grafikchips der Prä-DirectX9-Ära haben wir natürlich gleich ganz generell herausgelassen, da zweifellos nicht mehr zeitgemäß.

Etwas diffizil ist die Lage bei den im LowCost- und Mainstream-Bereich hier und da noch angebotenen Grafikchips der nVidia GeForceFX Serie: Ihre architektonischen "Besonderheiten" (um es mal diplomatisch zu formulieren) bremsen die Karten der GeForceFX Serie in heutigen Spielen massiv aus, was diese Karten selbst bei guten Preise eigentlich uninteressant macht. Da aber nVidia hier in Form der GeForce6-Serie längst Ersatz geschaffen hat, welcher zudem auch noch nicht einmal teurer angeboten wird, erledigen sich die noch vorhandenen Angebote der GeForceFX-Serie von selbst und sind nachfolgend auch nicht mehr mit aufgelistet.

   Übersicht der Grafikchips

Bei den Grafikchips für den LowCost-Markt blieb ATI mit der Radeon X1300 Serie auf Basis des RV515-Chips entgegen anderer Annahmen weiterhin bei den 4 Pixel-Pipelines und steigerte dafür jedoch den erreichbaren Chiptakt durch den Einsatz der 90nm Fertigung auf satte 600 MHz. Gegenüber den bisherigen LowCost-Angeboten in Form von Radeon X300 und GeForce 6200 und deren Taktraten im Bereich von meist 300 MHz ist dies ein erheblicher Sprung, allerdings wildern im LowCost-Segment nun inzwischen mit den Radeon 9600 und Radeon X600 Serien auch frühere Mainstream-Chips, die kleineren Ausführungen aktueller Mainstream-Chips noch gar nicht mitgerechnet.

nVidia hält seit kurzem nun mit der GeForce 7300 Serie auf Basis des G72-Chips dagegen. Auch nVidia bleibt jedoch bei den 4 Pixel-Pipelines in diesem Marktsegment, genauso bleibt das Speicherinterface bei eigentlich mickrigen 64 Bit DDR. Allerdings rettet sich nVidia in diesem Fall über die für den LowCost-Bereich hohen Speichertakte von bis zu 400 MHz - was im Endeffekt nicht schlechter sein dürfte als ein Grafikchip mit 128bittigem Speicherinterface und nur 200 MHz Speichertakt. Wirklich hohe Anforderungen sollte man an solche Lösungen allerdings nicht stellen - eine vernünftige LowCost-Karte hat sicherlich besser ein 128bittiges Speicherinterface und mindestens 300 MHz Speichertakt.

Bei den Grafikchips für den Mainstream-Markt hat ATI mit dem RV530-Chip bzw. der darauf basierenden Radeon X1600 Serie ein technisch höchst interessantes Produkt vorgestellt, welches die darauffolgende und zukünftige Grafikchip-Entwicklung (zumindestens bei ATI) bereits vorzeichnet: Zwar besitzt der RV530-Chip nur 4 Texturen-Einheiten, dafür jedoch 12 Pixelshader-Einheiten. Der RV530 wird daraufhin oftmals fälschlicherweise als ein Chip mit 12 Pixel-Pipelines bezeichnet, real sind es jedoch 4 Pixel-Pipelines - mit aber eben der dreifachen Shader-Power pro Pipeline, womit dieser Chip natürlich klar im Mainstream-Segment einzuordnen ist.

Eine Antwort von nVidia steht in Form des G73-Chips (GeForce 7600 Serie) noch aus, wobei allerdings auch ATI plant, mit dem RV560-Chip (Radeon X1700 Serie) bis zum Sommer nochmals nachzulegen. Daneben drängen jede Menge Variationen ehemaliger HighEnd-Chips ins Mainstream-Segment und bringen dabei zumeist das in diesem Segment übliche 256bittige Speicherinterface mit. Dies setzt die eigentlich für dieses Segment gedachten Karten - ausschließlich mit 128bittigem Speicherinterface gebaut - enorm unter Druck und in der aktuellen Situation ist das Mainstream-Segment mehr denn eine Show der kleineren oder/und älteren HighEnd-Karten als der eigentlich für dieses Segment gedachten Grafikchips.

Der Markt der HighEnd-Grafikchips ist erst kürzlich mit dem Launch des R580-Chips aka der Radeon X1900 Serie seitens ATI wieder ordentlich durcheinandergewürfelt worden, indem mit der Radeon X1900 XTX der absolute Performance-Thron neu besetzt und gleichzeitig mit der Radeon X1900 XT die Karte mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis im oberen HighEnd-Segment gefunden wurde. Mit dem R580-Chip setzt ATI im übrigen das beim RV530-Chip (Radeon X1600 Serie) erstmals eingesetzte Prinzip der drei Pixelshader-Einheiten pro Pipeline fort: So hat der R580 satte 48 Pixelshader-Einheiten, bleibt aber bei den vom R520 (Radeon X1800 Serie) schon bekannten 16 Pixel-Pipelines. Momentan hat nVidia auf die Radeon X1900 Serie noch keine passende Antwort, hier wird erst der zur CeBIT zu erwartende G71-Chip einen neuen Angriff starten.

Außerdem fällt auf, daß der untere Teil des HighEnd-Segments von den HighEnd-Chips der letzten Generation beherrscht wird - diese stellen derzeit noch die Brücke zwischen "echten" HighEnd-Chips und dem Mainstream-Markt her, bevor sie in den nächsten Monaten dann gänzlich aus dem Programm genommen werden. Derzeit lassen sich bei diesen Chips und Karten der "alten" Generation aber durchaus noch einige Schnäppchen finden - wenn man es denn versteht, sich im aktuellen Wirrwarr des Marktes zurechtzufinden.