ATi Radeon 64MB DDR Bulk / Retail Review
18. Juni 2001 / von Leonidas / Seite 2 von 33
Vorbetrachtung (2)
Diese Jahre (1996-1998) sind maßgeblich für das recht negative Image von ATi im Mainstream-Sektor verantwortlich. Irgendwann hat sicher jeder in seinem (PC-)Leben einmal ein Stück Hardware mit Namen "Rage" oder "Rage Pro" besessen - und in den allermeisten Fällen hinterließen diese nicht die besten Eindrücke (um es vorsichtig auszudrücken). Der "Rage" Chip war schlicht 3D-unfähig und der "Rage Pro" in den allermeisten Fällen zu langsam. Millionen von ATi-Kunden mußten so erkennen, daß das dort wo "3D" draufsteht, nicht unbedingt "3D" drin sein muß. Zurückblickend kann man sagen, daß dieses schlechte ATi-Image eine Spätfolge der bedingungslosen "3D"-Labelung war (wobei sich seinerzeit auch S3 dabei mit "hervorgetan" hatte).
Das Manko der ATi-Chips war bis dahin, daß man schlicht nicht in die Vollen gegangen war - alle Chips sollten schließlich auch noch herstellungsseitig günstig genug sein, um in lukrativen OEM-Verträgen untergebracht werden zu können. Damit brach ATi erstmalig 1999 mit dem Rage 128 Chip, welcher sich mit einiger Verspätung gegen die Voodoo2 und die Riva TNT positionierte und aufgrund der damals höchsten Chip- und Speichertakte auch für einige wenige Wochen erstmals für ATi der führende 3D-Chip war. An der Gamer-Szene ging dies jedoch fast spurlos vorrüber - korrekter: Es tropfte einfach ab. ATi hatte seinerzeit so massiv den Kredit unter den Gamern verspielt, daß der Rage 128 einfach keine faire Chance bekam.
Außerdem konzentrierte sich alle Welt auf den damals aufflammenden Zweikampf 3dfx vs. nVidia. Die "Fachpresse" jubelte nVidia hoch - und die Gamer setzten zwei Voodoo2-Karten im SLi-Verbund ein ;-) Für ATi war kaum Platz - und selbst die guten Benchmarks der Rage 128 wurden wenig beachtet - standen doch schon wenige Wochen danach nVidia´s Riva TNT2 und 3dfx´ Voodoo3 ins Haus, welche die Rage 128 wiederum alt aussehen ließen. In dem Sinne wurde die Rage 128 aber dann doch noch ein großer Erfolg - ATi verkauft den Chip bis jetzt noch an OEMs, welche diesen dann in Komplett-PCs oder abgewandelte Varianten in Laptops/Notebooks einsetzen, wiederum millionenfach.
Ende 1999, Anfang 2000 probierte man es dann nochmal mit dem Rage 128 Chip - genauer gesagt mit zweien davon: Mittels der Rage Fury MaXX schuf man eine der bisher nur von 3dfx bekannten DualChip-Grafikkarten - wobei diese im Gegensatz zu 3dfx´ Voodoo2 sogar auf einem Board waren (die ebenfalls so konstruierte Voodoo5 erschien erst später). Die MaXX hatte jedoch zwei entscheidende Fehler: Sie hatte keine Windows 2000 Treiber (bis jetzt nicht), was ATi bis heute die Verärgerung und das Mißtrauen vieler Käufer einbrachte. Und zweitens hieß sie nicht "GeForce". In der Tat ist es aus heutiger Sicht wohl hochungünstig gewesen, in diesem allgemeinen GeForce-Rausch Ende 1999, Anfang 2000 eine Karte ohne T&L zu releasen. Auch wenn wir heute wissen, daß T&L kein Seligmacher ist, so ging doch zu dieser Zeit ohne dieses Feature relativ wenig - die Käufer waren schlicht "heiß" darauf. So fristete die Rage Fury MaXX trotz einiger sehr guter Benchmark-Ergebnisse ein geradezu erbärmliches Schattendasein - der wahrscheinlich schlechtverkaufteste ATi-Chip.
Und so wurde es auch für ATi Zeit, wieder etwas wirklich neues zu wagen. Die Rage 128 Serie weiter aufzubohren, hätte es wohl kaum gebracht, ATi brauchte für die 3D-Spitze etwas entsprechend durchschlagskräftiges. Dieses präsentierte man im letzten Sommer in Gestalt der Radeon, welche den Kampf gegen die GeForce 1/2 Serie von nVidia aufnehmen sollte. Erstmals setzte ATi auf volle Power und kleckerte nicht am Design, sondern klotzte. So wurde die Karte auch ATi-untypisch in den Anfangstagen für recht teure 800 DM verkauft - dies zeigt, daß dieser Chip definitiv nicht so schnell für ATi´s OEM-Geschäft gedacht war und ist. Mit dieser Karte konnte ATi auch nVidia´s GeForce2 trotzen (wenn auch nicht bezwingen) - und da nVidia in der Folgezeit zwar durchaus schnellere, aber auch ausnahmslos wesentlich teure Nachfolger hinterherschickte, kann die Radeon nur als Erfolg gewertet werden.
Nun, seitdem ist fast ein Jahr vergangen und ATi´s Radeon kostet zum Vorteile vieler potentieller Käufer nicht mehr so viel wie noch seinerzeit. Vielmehr ist der Chip in preislich bezahlbare Regionen heruntergerückt, was ihn damit logischerweise für eine wesentlich größere Käuferschicht interessanter macht. Der Hauptkonkurrent ist aber der gleiche geblieben: Die GeForce2 GTS von nVidia. Sowohl preislich als auch von den Spezifikationen her liegen beide Chips eng beieinander, und so richtet sich dieses Review auch vorwiegend auf den Zweikampf Radeon vs. GeForce2 aus. Da beide wie gesagt in den Spezifikationen sehr ähnlich liegen, ist eigentlich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zu erwarten.
Von der Radeon allerdings zu erwarten, es mit den ebenfalls mitgetesteten GeForce2 Pro und GeForce2 Ultra aufzunehmen, wäre vermessen. Beide Karten existierten zum Radeon-Start noch nicht (die GeForce2 Ultra kann man als direkte Antwort auf die ersten guten Radeon-Ergebnisse anno 2000 verstehen) und sind doch ein Stück höher getaktet - die Radeon wird deren Benchmark-Resultate kaum erreichen können. Es läuft wie gesagt auf das klassische "Radeon vs. GeForce2" hinaus. Womit wir erst einmal am Ende des Vorspanns zur Historie der Radeon angekommen sind und uns damit ins Getümel stürzen ...
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