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nVidia GeForce2 Ultra

14. August 2000 / von Leonidas


Wie war das mit ATi´s Radeon? Dessen 64MB-Ausführung konnte aufgrund des höheren Speichertaktes von 183 MHz DDR (zu 166 MHz DDR bei der GeForce2) in den ganz hohen Auflösungen 1280*960 und 1600*1200, jeweils auf 32 Bit, der GeForce2 davonziehen - und unter 1024*768 @ 32 Bit mehr oder weniger einen Gleichstand erzielen. Sicher Grund genug für nVidia, so schnell wie möglich die Verhältnisse geradezurücken - und zur GeForce2-Serie die schon länger erwartete Ultra-Variante hinzuzufügen. Fast scheint es, als habe nVidia nur auf die Ergebnisse der Radeon gewartet - um dann gebührend kontern zu können.

Zu den Facts: Key-Feature der GeForce2 Ultra sind der Chiptakt von 250 MHz (GeForce2: 200 MHz) und der sensationelle Speichertakt von 230 MHz DDR (GeForce2: 166 MHz). Ich gebe ehrlich zu, daß mir dieser hohe Speichertakt zuerst ein wenig unwahrscheinlich vorkam, schließlich sind dafür 4,3 ns Chips notwendig. Nachdem Infineon & Co. kaum mit der Lieferung von 5,5 ns Chips (maximal 181 MHz) nachkommen, stelle ich mir wahnwitzig schwierig vor, 4,3 ns Chips in ausreichenden Mengen und zu bezahlbaren Preisen aufzutreiben. Andererseits wird momentan übereinstimmend von diesem Speichertakt berichtet und AnandTech fand sogar heraus, daß sich Overclocker-freudliche 4 ns Chips auf deren Test-Board befanden.

Außerhalb dieser Takt-Änderungen hat die GeForce2 Ultra keine weiteren Änderungen. Zu erwarten wäre allerhöchstens, daß die Karte gleich nur mit 64 MB RAM angeboten wird, aber angesichts des Ultra-Anspruches wäre dies auch gerechtfertigt. Interessant ist im übrigen nicht nur der Spezifikations-Quervergleich zur GeForce2, sondern auch der zur GeForce DDR:

GeForce DDR

GeForce2

besser

GF2 Ultra

besser

Chiptakt
(MHz)

120

200

67 %

250

25 %

Speichertakt
(MHz DDR)

150

166
11 %

230
39 %

Die beiden Erhöhungen zusammengezählt, ist nVidia´s neuester Chip näher an der Bezeichnung GeForce III als an der Bezeichnung Ultra - denn der Sprung von der GeForce2 zur Ultra ist ähnlich hoch wie der von der ursprünglichen GeForce DDR zur GeForce2. Ganz besonders die wesentliche Erhöhung des Speichertakts sollte heutigen und noch viel stärker zukünftigen Spielen sehr gefallen. Erste Benchmark-Resultate mit Quake III Arena, MDK2, der Demo von Dagoth Moor Zoological Garden, Unreal Tournament und 3D Winbench 2000 sind bei Sharky Extreme, Thresh´s FiringSquad und AnandTech nachzulesen. Die andere bekannten Sites werden wohl in den nächsten Tagen ebenfalls ihre Tests veröffentlichen.

Keine Frage - mit der GeForce2 Ultra setzt sich nVidia wieder klar an die Spitze - keine Chance mehr für den eingangs erwähnten Radeon von ATi. Die größten Vorteile erzielte die GeForce2 Ultra allerdings erst in den hohen Auflösungen bei 32 Bit Farbtiefe. Dort sind aber um die 30 % mehr Frameraten gegenüber einer "normalen" GeForce2 möglich - ein deutliches Indiz darauf, daß der lahme 166-MHz-Speicher der GeForce2 diese Karte ausbremst. Letztendlich muß sich jeder die Benchmarks (möglichst nicht nur von einer Site) sehr genau anschauen - in jeder Auflösung ist der Gewinn durch die GeForce2 Ultra anders. Wegen 10 % mehr in der persönlichen Spiele-Auflösung kauft man nunmal keine so teure Karte - auch wenn sie überall in den Himmel gelobt wird.

Womit man beim ungeliebtesten "Feature" wäre - dem Preis. Der soll um die 500 US-$ ausfallen, was in Deutschland um die 1100 DM ergeben dürfte. Was der GeForce2 Ultra neben dem Performance-Rekord auch den einsamen Preisrekord bescheren wird. Ich habe extra noch einmal zu den ersten Reviews der Riva TNT2 Ultra zurückgeschaut - der Anfangs-Preis damals: um die 240 $ respektive 500 DM. Und das für die Ultra-Ausführung der damals dominierenden Grafikkarte! Das heute nVidia in der selben Situation über 1100 DM sehen will, ist schon ein starkes Stück ...

So gesehen kann die GeForce2 Ultra erst einmal keine Empfehlung bekommen. Je höher der Kartenwert, desto stärker der DM-Preisverfall in einem Jahr - und die GeForce2 Ultra überschreitet dann die Grenze, wo dieses noch als vertretbar anzusehen ist. Rückblick zur TNT2 Ultra - was sind diese Boards heute noch wert? Die Leistung ist nach wie vor für die meisten Anwendungen ausreichend, aber der Marktwert einer TNT2 Ultra ist unter dem Druck der vielen neuen Produkte schon unter 200 DM gefallen. Und ähnliches ist auch für die GeForce2 Ultra zu prophezeihen - eigentlich für jede Grafikkarte. Nur das ein 1000-DM-Objekt dieser Preisverfall härter trifft als eine 300-DM-Anschaffung.

Ein was rettet die GeForce2 Ultra aber wieder: Mit dieser Karte wird 2xFSAA absolut kein Problem mehr darstellen - selbst in Quake III Arena sind ausreichende Frameraten möglich. Und auch 4xFSAA sollte aufgrund der rohen Kraft der Ultra-Ausführungen mit kleineren Einschränkungen realisierbar sein. Dort, wo die Spiel-Engine oder die CPU die Mehrleistung der GeForce2 Ultra im "normalen" Modus nicht mehr äquivalent in Leistung umsetzt, können die FSAA-Modi mit deutlichem Performance-Boost zur normalen GeForce2 glänzen. Selbst wenn 3dfx´ 4xFSAA wesentlich besser aussieht als die ATi/nVidia-Methode - es ist mit der Voodoo5-5500 noch viel zu langsam, um in sinnvollen Auflösungen genutzt zu werden. Das 4xFSAA der GeForce2 Ultra sieht bei weitem nicht perfekt aus - aber es ist eben mit sogar akzeptablen Frameraten nutzbar.

Letztendlich sehe ich die GeForce2 Ultra nicht nur als Antwort auf ATi´s Radeon, sondern auch als - vorgezogene - Antwort auf 3dfx´ kommendes Flaggschiff Voodoo5-6000. Genau an dieser Stelle wäre abzuwarten, wann 3dfx nun die Voodoo5-6000 vorstellt und lieferbar macht. nVidia wird die GeForce2 Ultra nach eigener Angabe ab September liefern können - wenn 3dfx sich nicht sputet, sind die raren Fleischtöpfe der HighEnd-Karten schon aufgeteilt. Denn der Kreis der Kunden, welche 1000 DM für eine Grafikkarte zahlen, dürfte sicher nicht all zu groß sein, als daß zwei Hersteller dort gleichzeitig wesentlich punkten können. 3dfx - it´s your turn ...



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