Voodoo5 - nichts für Q3A/CTF
28. August 2000 / von Leonidas
Tja - der Titel sagt eigentlich schon alles. Fehlt eigentlich nur noch der Beweis. Kein Problem ...
Als Besitzer von mittlerweile einem Haufen Grafikkarten hatte ich nun auch die Voodoo5-5500 AGP von
3dfx eine längere Zeit im Rechner. Längere Zeit in dem Sinne, daß ich auf der Karte auch ganz normal
gezockt habe - unabhängig der üblichen Testereien. Zur Erklärung: Ich spiele momentan fast ausschließlich
Q3A/CTF. Und: Natürlich geht es in den nachfolgenden Zeilen nicht um die Ausssage zu einem lauschigen 1-1,
es geht logischerweise um CTF und ähnlich gelagerte Massen-Keilereien. Das dies inzwischen schon wieder
mißverstanden wurde: Dies ist kein kompletter Voodoo5-Test, sondern nur ein Test innerhalb des kleinen
Rahmens Q3A + CTF - so, wies es der Titel auch sagt.
Jedenfalls fiel mir relativ sofort auf, daß die Voodoo5 in Q3A/CTF irgendwie langsamer als die vorher eingesetzte
GeForce SDR war. Teilweise erschreckend langsamer - und daß, obwohl die Voodoo5 ja eigentlich schneller sein
sollte und dies das demo001 auch vermeldete. Leider lässt sich daß im normalen Spiel nicht richtig
"ausmessen" - in denjenigen Szenen, wo man zur Überprüfung dieser Vermutung auf die
Frames-Anzeige schauen sollte, ist man meist viel zu
stark beschäftigt. Also habe ich von Q3CTF1 und Q3CTF4 jeweils Demos von echten Internet-Partien
aufgenommen, welche diese meine These belegen sollen.
Doch zuerst zum Vergleich die Werte des demo001. Das Test-System besteht dabei aus Intel Celeron II
566 MHz @ 850 MHz bei 100 MHz FSB, 256 MB RAM und Windows 98 SE sowie Q3A Version 1.17. Die benutzten Einstellungen
sind in unserem Selbst benchmarken!-Bereich jederzeit nachzulesen -
grob gesagt High Quality ++. Bei der Voodoo5 kam der Treiber 1.01.00 zum Einsatz, bei
der GeForce SDR-RAM der 6.18er von nVidia und bei der G400Max die Version 6.00.010 plus TurboGL 1.30.002.
Die bei den weiter unten nachfolgenden Ergebnissen der anderen Timedemos zusätzlich angegebenen
Prozentwerte beziehen sich jeweils auf den Unterschied zum demo001.
|
Quake III Arena |
|
demo001 - 1024*768
16 Bit
32 Bit |
|
|
15 fps |
30 fps |
45 fps |
60 fps |
75 fps |
90 fps |
|
|
Ok, das Bild war zu erwarten. Interessant im übrigen, daß sich die Voodoo5 unter 16 Bit von
der GeForce mit SDR-RAM geringfügig vernaschen läßt - das sah in den meisten Hardware-Reviews ganz anders
aus. Der Grund liegt in den Q3A-Einstellungen selber. Das normale "HighQuality" ist eben
nicht die ganze Wahrheit - so stehen unter den üblichen HQ-Einstellung die Texturen-Details nur auf 3/4
des möglichen und es wird nur bilinear gefiltert. Hingegen unter 32 Bit sieht das
natürlich schon wieder etwas anders aus - hier behindert die GeForce ihr lahmer SDR-RAM-Speicher, während die Voodoo5
(zwar auch nur mit SDR-RAM) mittels der zwei Speicher-Interface´s wie eine DDR-RAM-Karte agiert.
Zum ersten wirklichen Test, dem
Bloodbath-Timedemo.
Ich habe in Q3CTF1 ein echtes Internet-Gemetzel aufgenommen - ein CTF-Gefecht
von ca. 8 vs. 8 menschlicher Spieler. Wer die Karte etwas kennt, weiss, daß im mittleren Abschnitt der Karte
mit einer gewissen Anzahl von Spielern immer etwas los ist. Dies ist im Fall dieses Timedemos leicht untertrieben,
es ist (war) tatsächlich die Hölle los. Ich als Spieler (und Demo-Recorder) habe versucht, immer so nah wie
möglich an die "Action" heranzukommen. Da die Gegner glücklicherweise nie alle wurden, ist ein
brachiales und realistisches Timedemo eines Q3A-Massengefechts herausgekommen.
Der Screenshot wurde im übrigen mit Hilfe der genialen SlowMotion - und FastForward-Funktionen
unseres DemoShow Creators so perfekt aufgenommen.
Da die Karte selber nicht allzu viele Texturen mitbringt und auch die Texturen der Mitspieler aufgrund des
CTF-Games etwas eingeschränkt sind, ist dieses Timedemo sicher keine ganz große Belastung für Grafikkarten mit wenig
RAM (z.B. 16-MB-Karten). Allerdings ist öfters mal das ganze Bild in Rockets-Explosionen und in "Blutnebel"
getaucht - das ganze ist eine größere Prüfung für die Bandbreite einer Grafikkarte unter Extrem-Situationen.
Eine gewisse CPU-Limitierung ist aufgrund der 16 agierenden Spieler sicherlich auch vorhanden.
|
Quake III Arena |
|
Bloodbath - 1024*768
16 Bit
32 Bit |
|
|
15 fps |
30 fps |
45 fps |
60 fps |
75 fps |
90 fps |
|
|
Das ist doch schon der erste Hammer! Unter 16 Bit loost die hochgelobte Voodoo5 gegen eine Karte, die
zum Ende des Jahres auslaufen wird - noch dazu, wo meine GeForce ja nur eine SDR-Variante ist.
Eigentlich sollte das Bild doch umgedreht sein. Aber hier bestätigt sich meine vorher geäußerte These, daß die
Voodoo5 Probleme in Szenarien mit vielen Gegnern hat - wie es nun einmal bei CTF völlig normal ist. Mit der
Voodoo5 und unterhalb von 40 fps geht es - für meine Begriffe - schon in den unspielbaren Bereich hinein.
Die wahre Sensation lauert allerdings unter 32 Bit. Denn obwohl dieses Timedemo der Voodoo5 mit ihrer
gigantischen Bandbreite extrem entgegen kommen sollte, schafft sie es nur auf die gleichen Werte wie die GeForce mit
ihrem lahmen SDR-RAM! Das ist ein starkes Stück - das eine GeForce SDR unter 32 Bit in Q3A genauso schnell ist
wie eine Voodoo5, habe ich bisher noch in keinem Hardware-Review lesen können. Der Gag am Rande: Mein Kollege
Denis testete kurz mal auf seiner mit 150/175 MHz etwas übertakteten DDR-RAM-GeForce - mit dem Ergebnis, daß er in
diesem Timedemo bei ca. 49 fps unter 32 Bit ankam (ebenfalls 850er Celeron II, ebenfalls 256 MB, allerdings
Windows ME und 5.33er Treiber, unter 16 Bit: 57 fps). Selbst unübertaktet - die Voodoo5 verliert in
diesem Timedemo wohl immer noch um einige fps gegen eine GeForce DDR - und das unter der
Voodoo5-Paradedisziplin 32 Bit.
Der Screenshot wurde im übrigen mit Hilfe der genialen SlowMotion - und FastForward-Funktionen
unseres DemoShow Creators so perfekt aufgenommen.
Zum nächsten Test, dem SpaceCTF-Timedemo.
Auch dies zeigt ein echtes CTF-Gefecht im Internet, diesmal in Q3CTF4. Es sind nicht ganz so viele Gegner
vorhanden (5 gegen 5) wie in letzter Demo und gewiss auch relativ wenig Texturen zu verarbeiten -
die Karte heißt schließlich nicht umsonst SpaceCTF. Andererseits ist dafür alles immer sichtbar - man hat
ständig den kompletten Überblick über die komplette Karte, von der eigenen Flagge bis zur gegnerischen
Flagge. Das generiert eine ganz spezielle Anforderung an die Grafikkarten, welche mit keinem anderen bisherigen
Timedemo für Q3A gleichzusetzen ist.
|
Quake III Arena |
|
SpaceCTF - 1024*768
16 Bit
32 Bit |
|
|
15 fps |
30 fps |
45 fps |
60 fps |
75 fps |
90 fps |
|
|
Hier liegt der Hase im Pfeffer! In diesem Timedemo verliert die Voodoo5 jeglichen Vergleich gegen die
GeForce SDR und liegt auf dem Niveau der ein Jahr älteren G400Max! Dieses Ergebnis widerlegt einiges von
dem, was bisher über die Voodoo5 geschrieben und gesagt wurde (das meiste davon basiert ja auf dem demo001) -
und bestätigt meine subjektiven Feststellungen beim Zocken mit der Voodoo5. Das die G400Max im übrigen
sogar gegenüber dem demo001 zulegen kann, ist kein Meßfehler. Die 32-Bit-Werte der GeForce liegen auch geringfügig
höher als im demo001 - mit dem 5.33er Treiber war dieser Vorteil sogar noch stärker ausgeprägt.
Kollege Denis liegt im übrigen mit seiner übertakteten DDR-RAM-GeForce auf 70 fps unter 16 Bit und auf
67 fps unter 32 Bit - selbst ohne höherem Takt verliert die Voodoo5 gegen eine einfache GeForce DDR hier
grausam.
Warum aber die Voodoo5 hier so stark einbricht - ich kann es letztendlich nicht beantworten. Momentan sehe ich
keinen grundsätzlichen Ansatz für diese extreme Schwäche in dieser Q3A-Map. Nicht auszuschließen wäre ein
Fehler in den Treibern, welcher Probleme bei solch offenen "Gelände" wie in Q3CTF4 provoziert -
und natürlich durch reines demo001-Testing nicht festgestellt werden kann. Die Meßwerte stimmen jedenfalls,
ich habe zusätzlich noch einmal mit und ohne S3TC gemessen, um mich dann für das bessere
zu entscheiden (S3TC bringt auch der Voodoo5 unter 32 Bit Vorteile).
Letztendlich ist damit für mich erst einmal folgendes Fazit klar:
Die Voodoo5 ist keine Karte für komplexe Q3A-Szenarien mit vielen Gegnern, wie
sie in CTF ganz normal sind. Jede GeForce SDR kann das genauso gut und teilweise besser - und kostet
dabei wesentlich weniger. Schon eine GeForce DDR wird sich - auch wieder zum wesentlich günstigeren Preis -
in solch gelagerten Q3A-Spielen wohl ein ganzes Stück von der Voodoo5 absetzen können. Damit bleiben
der Voodoo5 in Q3A nur Spiele mit möglichst wenigen Gegnern und möglichst nicht all zu offenen Terrain.
Home
News-Archiv August 2000