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DDR-RAM als Hauptspeicher

31. August 2000 / von Leonidas


Geredet wurde schon lange darüber, und passiert ist eigentlich wenig: Genauso wie auf den aktuellen Grafik-Boards soll DDR-RAM zukünftig als Hauptspeicher die gesamte System-Performance verbessern helfen. So zumindestens die grundsätzliche Idee seitens AMD, VIA und ALi. Branchen-Riese Intel sitzt leider im RAMBUS-Boot und kann die nächsten Jahre nicht in Bezug auf DDR-RAM aktiv werden (dies ist vertraglich mit RAMBUS Inc. vereinbart) - was sicher auch zur langen Verzögerungszeit der ganzen Sache beigetragen hat.

Nun gut, einige Speicherhersteller liefern mittlerweile die ersten 128-MB-DDR-SDRAM-Riegel zu durchaus moderaten Preisen in den USA aus (nur um die 15 Prozent teurer als normales SDRAM). Es fehlen nun nur noch die passenden Mainboard-Chipsätze und die Mainboards. Ankündigungen gibt es genug - allerdings sieht es momentan so aus, als würden DDR-RAM-Systeme für AMD-CPUs wohl erst zum Ende des Jahres verfügbar werden, bei Intel-CPUs könnte sich dies - eingedenk des Rechtsstreits Intel vs. VIA - eventuell sogar bis in das nächste Frühjahr hinausziehen. Hier eine kurze Liste der angekündigten Mainboard-Chipsätze mit DDR-RAM-Support:

ALi MAGiK1
für: AMD Athlon, Duron und Thunderbird
angekündigte Verfügbarkeit: Q4/2000

ALi Aladdin Pro 5
für: Intel Pentium II + III (E/EB) und Celeron (A/II)
angekündigte Verfügbarkeit: ?

VIA KX266
für: AMD Athlon, Duron und Thunderbird
angekündigte Verfügbarkeit: Q4/2000
KM266 (Q2/2001) mit integriertem Savage4-Grafikchip

VIA Apollo Pro 266
für: Intel Pentium II + III (E/EB) und Celeron (A/II)
angekündigte Verfügbarkeit: Q4/2000
PM266 (Q4/2000) mit integriertem Savage4-Grafikchip


Alle obigen Chipsätze werden folgenden RAM-Support aufweisen: PC-100 und PC-133 Speicher sowie PC-1600 (100 MHz DDR-RAM, öfters mal als 200 MHz oder PC-200 bezeichnet) und PC-2100 (133 MHz DDR-RAM, öfters mal als 266 MHz oder PC-266 bezeichnet). Außerdem ist allen Chipsätzen der Support für AGPx4 und ATA100 gemein.

Als erster Hersteller meldete sich jetzt erstaunlicherweise die seit seligen SuperSockel7-Zeiten nicht mehr wesentlich präsente Firma ALi und stellte ihren MAGiK1-Chipsatz auf einem Mainboard Iwill KA266-R vor. Ein Bericht dazu findet sich auf PC Watch - allerdings in japanisch. Die Benchmarks kann man allerdings auch so lesen, wobei es außerhalb einiger Q3A-Benchmarks kaum verwertbare Aussagen gibt.

Jedenfalls konnte ALi mittels der eigenen Q3A-Benchmarks unter einem AMD Thunderbird mit 800 MHz und nVidia GeForce2 einen Vorteil von um die 13 Prozent ihres neuen MAGiK1-Chipsets mit 128 MB PC-2100 gegenüber dem gleichen System mit einem VIA KT-133 und 128 MB PC-133 vermessen:

Q3A demo001

Q3A demo002

ALi MAGiK1 + PC-2100

126,8 123,7

VIA KT-133 + PC-133

112,7 109,3

Gewinn

12,5 % 13,2 %

Dies hört sich erst einmal sehr gut an - immerhin würde es ungefähr eine GHz-CPU benötigen, um die selben Werte mit konventionellem RAM zu erreichen (theoretische Mehrleitung eines 1000ers zu einem 800er sind 25 Prozent - im realen PC-Leben kommt davon üblicherweise nur noch die Hälfte als tatsächlicher Vorteil an). Zumindestens hört sich die Sache weit positiver an als seinerzeit vom Sprung von PC-100 auf PC-133, dessen Vorteil im mageren einstelligen Prozentbereich anzusiedeln wäre (größter Vorteil von PC-133 und PC-150 ist eher, daß FrontSideBus-Overclocking damit nicht mehr durch zu weit übertakteten Hauptspeicher verhindert wird).

Ein Problem existiert jedoch an diesen ersten Benchmarks: Aller Wahrscheinlichkeit sind sie nur unter 640*480 Fastest oder Fast aufgenommen. Wenn ich jedenfalls die 112,7 fps des "normalen" Systems in früheren Athlon-800-Review versuche wiederzufinden, stoße ich auf sehr ähnliche Zahlen unter diesen vorgenannten Settings. ALi selbst machte hierzu keine Angabe, allerdings ist es leider allgemein üblich, CPU-Benchmarks mittels dieser reinen 640*480-Fastest-Tests zu "verfälschen" - insofern ist meine Vermutung (da ja auch die Zahlen übereinstimmen) wohl sehr wahrscheinlich.

Diese 640*480-Test haben den Hintergrund, daß unter diesen Settings die Grafikkarte keinen limitierenden Faktor mehr darstellt und so die ungebremste Kraft der CPU (und in diesem Fall des RAMs) gezeigt werden kann. Es mag prinzipiell nicht verkehrt sein, diesen Unterschied zeigen zu wollen - schlecht wird es nur, wenn dieser Unterschied unter den eigentlich genutzten Settings nicht mehr vorhanden ist. Denn dann hat der Benchmark den Leser in dem Sinne betrogen - einen Leistungsgewinn aufgezeigt, wo unter realem Umfeld keiner ist. Sicher ist mir klar, das es um die 10 % User gibt, welche die Fast- & Fastest-Settings nutzen, allerdings sollte man auch an diese 65 % denken, welche HighQuality nutzen. Mehr zum Sinn und Unsinn von reinen 640*480-Fastest-Test.

Um zum DDR-RAM zurückzukommen - leider sagen mir diese ALi-Benchmarks nicht, ob der DDR-RAM nun wirklich von Vorteil in der momentan meistgebräuchlichen Spiele-Auflösung 1024*768 ist. Ich kann nur hoffen, daß diese Frage die Hardware-Reviewer beantworten, welche die ersten Produkte auf Basis dieser neuen Chipsätze in die Hände bekommen (wobei ich schon ahne, daß wieder einmal um die Hälfte der zukünftigen Reviews rein auf 640*480 gebencht sein wird).

Prinzipiell ist jedoch aufgrund der Erfahrung in der CPU-Entwicklung der letzten Zeit schon folgendes zu konstatieren (und dies gilt nicht nur für ALi-Chipsätze oder AMD-CPUs, sondern ganz allgemein für DDR-RAM als Hauptspeicher in allen Intel- und AMD-Systemen): Auch DDR-RAM wird Q3A und ähnlich gelagerten Grafikkarten-beanspruchenden Spielen nicht zu höherer Leistung verhelfen. Denn schon ab einem 600er Pentium III wird Q3A (bewaffnet mit einer GeForce2) unter 1024*768 @ 32 Bit HQ++ rein Grafikkarten-limitiert, selbst eine 2-GHz-CPU holt da keine weiteren fps mehr heraus.

Andere Sicht unter Unreal Tournament und allen Engine-gleichen Spielen (es sind ja einige angekündigt oder schon in der Pipeline - alle Welt wartet auf "Duke Nukem 4 Ever"). Bei UT spielt die Grafikkarte ab einer gewissen Größe keine Rolle mehr - dafür ist UT über jedes Stück mehr CPU- oder/und Systemleistung dankbar. Natürlich kommt eine Glide-fähige Grafikkarte in UT immer noch etwas besser weg als die anderen Karten, aber rein grundsätzlich bleibt UT eine Herausforderung für das Gesamtsystem und nicht für die Grafikkarte. Bei UT und ähnlich gelagerten Spielen ergibt sich damit ein klarer Ansatzpunkt für DDR-RAM - hier wird sich die Mehrleistung auch auszahlen.

Das ganze läußt also auf eine Zweiteilung hinaus - DDR-RAM ist gut für CPU-limitierte Spiele und bringt wohl gar nichts in Grafikkarten-limitierten Spielen. Jeder sollte also für allen Jubelarien ob des DDR-RAM (welcher auf dem Grafikkarten-Markt inzwischen schon heilig gesprochen wurde) zum Trotz seine Präferenzen bezüglich der gespielten Spiele checken und dann entscheiden. Dem HighQuality-Quaker bringt der DDR-RAM wohl wenig (genauso wie eine CPU-Aufrüstung über 600 MHz) - da mögen die Reviewer noch so viel von Mehrgewinn (unter 640*480) reden.



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